Das Vampir-Pendel
eine Dusche gebaut. Komm mit.«
Die kannte ich noch nicht. Sie befand sich dort, wo einmal der Stall oder die Werkstatt gewesen war. Ein schmaler Raum mit einem ebenfalls schmalen Fenster, durch das Licht wie ein helles Viereck fiel und sich in der Dusche verlor. Es gab ein Waschbecken und auch ein Regal, wo die Handtücher lagen.
Seife war ebenfalls vorhanden, eigentlich hatte ich alles, was ich brauchte.
Nur eben kein gutes Gefühl.
Es war zu glatt gelaufen. Frantisek Marek hatte das Pendel an sich nehmen können, niemand hatte ihn daran gehindert, und es wollte mir nicht in den Kopf, daß Mallmann und Assunga es so ohne weiteres hinnahmen. Das dicke Ende kam bestimmt noch nach.
Ich probierte die Dusche aus. Oben aus der Tasse strömten die Strahlen. Zwar nicht mit einem so großen Druck, wie ich es gewohnt war, das Wasser wurde auch nicht richtig heiß, aber für meine Begriffe reichte es aus.
Ich seifte mich ein, spülte mich schnell wieder ab, nahm dann eines der Handtücher und rieb mich trocken. Ich hatte es plötzlich sehr eilig, denn ein Gefühl sagte mir, daß einiges nicht so lief, wie ich es gern gehabt hätte.
Ich stieg rasch in meine Kleidung und hatte das Gefühl, unbedingt mit Marek sprechen zu müssen. Er wollte in der Küche auf mich warten, und ich lief schnell den Gang durch, um die Küche zu erreichen. Nicht weit von der Tür entfernt sorgte ich dafür, daß meine Tritte leiser wurden. Die Stille gefiel mir nicht.
Ich zog die Tür vorsichtig auf.
Der erste Blick erreichte nicht den Tisch, an dem Marek hockte, erst beim zweiten sah ich ihn.
Und da wußte ich, daß das Spiel noch längst nicht zu Ende war!
***
Sie war eine der jungen Frauen, die so gut wie keine Perspektive hatten, auch in den Jahren nach dem Regime. Sie hieß Milena, und sie wußte nur, daß ihre Abstammung manchen Rumänen nicht gefiel, denn auch jetzt wurden Zigeuner nicht gern gesehen. Man duldete sie zwar, aber zu der einheimischen Bevölkerung hatten sie kaum Kontakt.
Nur mit Glück war Milena zwei Vergewaltigungen entgangen, und sie hatte sich schließlich in der Nähe von Petrila in einem Lager verkrochen, in dem auch ihre Sippe lebte, die sie vor knapp einem Jahr verlassen hatte.
Man hatte sie wieder aufgenommen und ihr erklärt, daß sie alle zusammengehörten. Es gab einfach keine Ausreißer, man mußte in der Gemeinschaft leben – und sterben, besonders dann, wenn man einen so viele Jahrhunderte zurückreichenden Stammbaum hatte.
Diese Worte hatten Milena neugierig gemacht. Sie gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Tag und Nacht hatte die Fünfundzwanzigjährige darüber nachgegrübelt. Sie hatte auch die anderen gefragt, aber keine Auskünfte erhalten. Über den Stammbaum konnte oder wollte niemand so Recht sprechen.
Bis ihr mehr durch Zufall eine alte Schrift in die Hände gefallen war. Sie hatte sie in einer Truhe gefunden, und die Schrift konnte nicht unbedingt als Buch bezeichnet werden. Sie setzte sich aus mehreren losen Blättern zusammen, die von einem Band zusammengehalten wurden.
Aber die Blätter waren alt, und das Interesse an ihnen war bei Milena gestiegen.
Sie hatte diese Schrift mit in ihren Wagen genommen und sie über drei Tage versteckt gehalten. Nur in den Nächten und im Licht der Kerze traute sie sich, darin zu lesen, und was sie erfuhr, war schon mehr als haarsträubend und auch unheimlich.
Ihre Vorfahren hatten es nicht leicht gehabt. Und beim Lesen, vor allem der alten Passagen, konzentrierte sich alles auf einen einzigen Punkt.
Auf eine besondere Frau.
Zum erstenmal las Milena den Namen Zunita!
Und sie erfuhr, daß diese Zunita so etwas wie eine Stammutter gewesen war, gleichzeitig aber ein Spielzeug des Bösen, denn sie gehörte zum Hofstaat des Blutgrafen Dracula. Sie war ihm oft sehr nah, und man hatte sie die Schattenfrau genannt.
In den Wirren eines Umsturzes hatte sie einen schrecklichen Tod erlitten. Sie war verbrannt worden, weil sie eben eine Blutsaugerin gewesen war, und die Menschen damals hatten auf Nummer Sicher gehen wollen.
Aber Zunita war stärker geworden. In diesem Buch waren besondere Sätze niedergeschrieben worden. Milena hatte sie immer und wieder gelesen, und sie glaubte nun fest daran, daß ihre Ahnherrin Zunita auf eine andere Weise noch immer existierte.
Es gab ihr Gesicht.
Es gab vielleicht auch ihren Geist.
Aber sie war zu einer anderen Materie geworden, zu harter Erde, wie im Buch gestanden hatte.
Darüber hatte Milena ebenfalls
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