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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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hielt er inne und richtete die Energie von sich fort in die schwüle Nachtluft, um das lodernde Feuer loszuwerden.
    Sie ist unbezahlbar
.
    Tausend Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Ihr Lächeln. Die sanfte Biegung ihres Halses. Das Schimmern in ihren dunklen Augen. Das Gefühl, wenn ihre Hände ihm durchs Haar fuhren. Der schwache, süße Duft ihrer Haut.
    Angesichts ihres Verlustes konnte er endlich der Wahrheit ins Gesicht sehen.
    »Wie viel ist sie dir wert?«
    Sie war unbezahlbar.
    Der Gedanke an ihr resigniertes Schluchzen, als sie seinen Verrat begriff, ließ ihn auf die Knie sinken. Sein Zorn war verraucht, und das Gefühl des Verlustes schlug wie eine Woge über ihm zusammen. Giovanni stolperte zum Pool, warf sich ins Wasser, ließ sich an der tiefsten Stelle des Beckens auf den Grund sinken und spürte das Wasser sprudelnd von seiner Haut aufsteigen, während sie sich abkühlte.
    Als er schließlich im kalten Wasser trieb, war auch sein letzter Zorn verebbt. Sanft strich die Strömung durch sein Haar und erinnerte ihn an ihre kleinen Hände, mit denen sie ihn am Vorabend geneckt hatte.
    »Dein Haar ist herrlich weich – ich hätte es auch gern so.«
    »Ich mag dein Haar.«
    »Ja? Es ist glatt. Ich wollte immer Locken wie du.«
    »Nein. Dein Haar ist schön so, wie es ist.«
    Er hob die Hand und befühlte seine angesengten Stirnlocken. Strähnen, die sie tags zuvor noch berührt hatte, trieben im dunklen Wasser.
    Nach Minuten rückhaltlosen Kummers nahm er seine Sinne zusammen, schoss zur Wasseroberfläche empor, stieg aus dem Pool, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und ging ins Haus. Gavin flüsterte in den Hörer des Wählscheibentelefons in der Ecke.
    »Er kommt gerade rein … nein, noch nicht, aber das finde ich heraus. Sprich mit ihm. Beruhige ihn und frag ihn das nicht, denn der Kerl hatte zwei Schergen dabei und mindestens noch zwei weitere auf dem Gelände postiert – das konnte ich riechen. Sie wären auf keinen Fall ohne das De-Novo-Mädchen gegangen.«
    Gavin gab ihm den Hörer, und Giovanni vernahm Carwyns ruhige Stimme.
    »Hallo, Sparky, hast du dich eingekriegt?«
    Er konnte nur ächzen, doch der Priester schien das als Ja aufzufassen.
    »Hier wird es gleich hell, aber sobald ich kann, nehme ich ein Schiff –«
    »Lass das.«
    »Was?« Carwyn zögerte. »Wir machen uns auf die Suche nach ihr, Gio.«
    »Natürlich, aber wir wissen nicht, wohin er sie bringt. Gavin kann das sicher herausfinden. Vermutlich schafft er sie nach Europa. Dann bist du näher dran, wenn du bleibst, wo du bist.«
    »Aber –«
    »Ich kann ihn hier nicht angreifen, Carwyn. Es gibt zu viele Unbekannte in der Gleichung, und er hat das Ganze zu genau geplant. Sie sind wohl schon nicht mehr in der Stadt oder verlassen sie demnächst. Und er hat sicher mehr als die vier Leute dabei, die auf meinem Grundstück waren.« Er sah Gavin nickend vor dem Kamin auf und ab gehen. »Besser, wir handeln nicht überhastet, sondern schmieden sorgfältig einen Plan. Ich muss nach Rom reisen, um mit Livia zu sprechen, wahrscheinlich auch nach Athen. Und wir brauchen Tenzins Hilfe.«
    »Aber Gio, Beatrice hat sicher …«
    »… schreckliche Angst, ich weiß.« Er biss die Zähne zusammen. »Aber er wird ihr nichts tun. Noch nicht. Und ich bin nicht mehr länger daran interessiert, die Sache friedlich zu regeln. Er hat mir im eigenen Haus aufgelauert und mir Beatrice geraubt. Ich war so dumm, ihn zu unterschätzen.«
    Sie schwiegen lange, ehe Carwyn leise fragte: »Hast du sie gegen die verdammten Bücher getauscht, wie Gavin meint?«
    Giovanni fluchte wie ein Droschkenkutscher. »Der kleine kranke Dreckskerl hat wieder einen für ihn so typischen Versuch angestellt. Er hätte sie mir sowieso genommen, wollte aber erst herausfinden, ob mir Beatrice oder die Bücher wichtiger sind. Es ist besser …« – er räusperte sich – »… es ist besser für sie, wenn er glaubt, sie bedeute mir nichts.«
    Er umklammerte den Türpfosten mit einer solchen Gewalt, dass das Eichenholz einen Riss bekam und Putz zu Boden rieselte.
    »Du hast recht«, sagte Carwyn beschwichtigend, »er tut ihr nichts. Er braucht sie, um ihren Vater zu finden. Wir müssen sie nur zurückholen, ehe Stephen De Novo von der Entführung erfährt und sich Lorenzo überantwortet. Wenn das nämlich passiert, ist alles möglich.«
    Giovanni fand keine Worte, um seinem alten Freund zu antworten, und atmete nur tief durch. Im Wohnzimmer roch es noch immer nach ihrer Angst,

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