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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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an das gedacht, worüber wir kürzlich gesprochen haben. Meine Idee, Im und Jules das Sommerhaus zu verkaufen. Schließlich könnten sich weder Sara noch Nick jetzt beklagen, wenn ich es ihnen zu einem sehr niedrigen Preis überlasse, oder?«
    Lottie schaute nervös drein. »Aber ist es das Richtige für dich , Milo? Das Sommerhaus ist doch so etwas wie eine Lebensversicherung, oder? Jedenfalls hast du das immer gesagt. Eine Reserve für das Alter oder den Krankheitsfall.«
    »Es dürfte schwierig werden, das Sommerhaus ohne eine Menge Modernisierungen erneut zu vermieten. Wenn ich es verkaufe, kann ich zwei kleine Wohnungen in Minehead oder Dulverton kaufen – was viel vernünftiger wäre –, und Im und Jules hätten ein Zuhause. Ihnen wird es nichts ausmachen, dass es ein bisschen heruntergekommen ist, und ich könnte mit den Einnahmen aus der Vermietung meine Pension aufstocken.«
    Lottie runzelte die Stirn. »Das klingt ganz vernünftig«, gestand sie vorsichtig zu.
    Sie hörten Nicks Schritte und wechselten einen raschen Blick. »Ist okay«, sagte Milo. »Er will, dass du Bescheid weißt.«
    Lottie drehte sich um und begrüßte ihren Neffen. Sie umarmte ihn, spürte unter seiner Erleichterung seine Furcht und Verzweiflung und sah eine Frage in seinem beschämten Blick: Wusste sie es schon? Würde sie ihn verurteilen?
    »Schön, dich zu sehen, Nick«, sagte sie.
    Er schenkte ihr ein Lächeln. »Danke, Lottie. Es ist schön, zu Hause zu sein. Ich dachte, ich könnte einen kleinen Spaziergang machen. Frische Luft schnappen und mir die Beine vertreten.«
    Er ging hinaus und schloss vorsichtig die Tür hinter sich. Lottie setzte sich Milo gegenüber.
    »Sehr taktvoll von ihm«, meinte sie. »Gieß mir einen Drink ein, Milo, und erzähl mir alles von Anfang an!«
    Um sich vor dem kalten Wind zu schützen, ging Nick mit gebeugtem Kopf und den Händen in den Taschen die Auffahrt hinunter.
    »Alles wird gut«, sagte er ein- oder zweimal ziemlich trübe zu sich selbst, aber er war nicht wirklich erleichtert.
    Er hätte alles gegeben, um an den Punkt in seinem Leben zurückzukehren, bevor er der Angst unterlegen war. Immer noch fühlte er sich ganz krank vor Reue und Scham, obwohl das Entsetzen, das ihm den Magen umdrehte, nachgelassen hatte.
    Auf dem gesamten Weg durch die Auffahrt argumentierte er mit sich selbst und versuchte seine Tat zu rechtfertigen. Jetzt fällt es leicht, sagte er sich verzweifelt, sich vorzustellen, dass ich den Mut hätte, Alice zu sagen, dass wir auf jedem vorstellbaren Gebiet unser Guthaben ausgeschöpft haben und nicht länger auf so großem Fuß leben können und ernsthaft sparen müssen. Beim bloßen Gedanken an eine solche Konfrontation spürte er erneut einen Stein in der Magengrube und fürchtete sich vor ihrer verächtlichen Reaktion auf sein Versagen. Das war der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte und nicht etwa, dass sie mit ihren Extravaganzen und ihrem Snobismus im Unrecht wäre. Nur er hatte Schuld, weil er nicht in der Lage war, beides zu finanzieren. Er war übermäßig darauf bedacht, sich das Wohlwollen seiner Familie und Freunde zu erhalten, deren Kritik ihn entwertete. Aus seinem Bedürfnis heraus, ständig allen zu gefallen, hatte er falsche Entscheidungen getroffen und versucht zu erraten, was diesen Freund oder jenes Familienmitglied glücklich machen würde. Obwohl das zu verborgenem Groll führte, wurde er weiter von diesem Bedürfnis angetrieben.
    Als er in die Dorfstraße einbog, erinnerte er sich an zahlreiche Gelegenheiten in seinem Leben, bei denen seine Sehnsucht, geliebt und bewundert zu werden, stärker gewesen war als der Instinkt, sich selbst treu zu bleiben. Er ließ sich leicht von seiner Meinung abbringen und besaß zu wenig Selbstvertrauen, um mutig zu seinen Überzeugungen zu stehen. Oh, er konnte eine Situation eisern aussitzen, wenn es nötig war, und großtun, um seine Unsicherheiten zu überspielen, und den Eindruck vermitteln, er sei fröhlich und selbstbewusst. Diese Jekyll-und-Hyde-Inszenierung beherrschte er so perfekt, dass er sich schon manchmal gefragt hatte, ob er schizophren sei. Es gelang ihm bestens, gute Laune zu versprühen, beinahe wie ein Clown. Und darauf hatte Alice reagiert.
    »Du bringst mich zum Lachen«, hatte sie zu Beginn ihrer Beziehung einmal gesagt. »Das gefällt mir.«
    Er hatte sich geschmeichelt gefühlt und war entschlossen gewesen, das weiterhin zu tun und sich damit ihre Anerkennung und Liebe zu

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