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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Vorstellung für Nick nicht neu war. Als Milo vorgeschlagen hatte, er könne es Im und Jules für eine Summe, die sie sich leisten konnten, überlassen, erkannte sie, dass Nick ehrlich erfreut war.
    Außerdem war offensichtlich, dass Nicks Bereitwilligkeit und Großzügigkeit gegenüber Imogen Milo auf eine düstere Art amüsiert hatte. Lottie hatte seine Gedanken problemlos lesen können; Milo selbst war schließlich der Einzige, der bei diesem Handel schlecht wegkam. Aber Nick war so erleichtert gewesen, so eifrig darauf bedacht, seinen Wunsch zu demonstrieren, dass der Verkauf des Sommerhauses Im und Jules zugutekommen möge, dass er gar nicht an den finanziellen Verlust seines Vaters gedacht hatte. Über den Tisch hinweg hatte Lottie beobachtet, wie Milo mit sich kämpfte und sich ins Gedächtnis rief, dass er das ohnehin vorgehabt hatte, bevor er von Nicks Problem erfahren hatte, und sich schließlich jeder sarkastischen Bemerkung enthielt, die seinen Sohn noch weiter gedemütigt hätte. Sie hatte das Glas in Milos Richtung erhoben und stillschweigend seinen inneren Kampf anerkannt, und er hatte begriffen, ihr Grinsen erwidert und mit einem leichten, ein wenig beschämten Zwinkern eingestanden, dass er in Versuchung gewesen war.
    Als Lottie und Pud ihren morgendlichen Gang zum Vogeltisch unternahmen, spürte sie eine Aufhellung der Stimmung; der schwierige Moment war vorüber und Nick außer Gefahr. Sie fragte sich, wie Milo das Thema des Sommerhauses bei Imogen ansprechen würde, und versuchte sich deren Freude vorzustellen. Ein kalter Luftzug ließ die steifen Blätter der Rhododendren erzittern und streifte Lotties Wangen, sodass sie den Kragen ihres Morgenmantels um den Hals zusammenzog und ins Haus zurückeilte.
    Zur Erleichterung aller drei reiste Nick am Vormittag ab. Milo hatte den notwendigen Anruf bei seiner Bank erledigt und einen Scheck ausgestellt, den Nick mit gemurmelten unzusammenhängenden Beteuerungen seiner Dankbarkeit und Versprechungen, so etwas nie wieder zu tun, angenommen hatte. Alle drei waren verlegen, und keiner von ihnen wusste, wie sie sich auf normale Weise verabschieden sollten. Es war deutlich, dass Nick es kaum abwarten konnte zu fahren, sosehr er die beiden auch davon zu überzeugen versuchte, dass er es nur so eilig hatte, weil er den Scheck einlösen und die Bücher in Ordnung bringen müsse. Sobald Milo seinem Sohn den Scheck überreicht hatte, befiel ihn von Neuem heftiger Zorn über Nicks »kriminelle Dummheit«, und er nahm ihm das Versprechen ab, von seinem Posten als Kassenwart des Golfclubs zurückzutreten. Nick, der ein wenig verletzt wirkte, erklärte ihm, er habe sich bereits entschlossen, das zu tun, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen sei.
    Da sich die kleine Szene im Esszimmer in Lotties Beisein abspielte, versuchte sie, die Verlegenheit zu überspielen, indem sie anbot, Nick ein Sandwich oder Kaffee zu machen, bevor er fuhr, aber er schüttelte nur den Kopf, schenkte ihr ein Lächeln und ging davon, um seine Reisetasche zu holen.
    Milo schien sich unbehaglich zu fühlen. Er bedauerte seinen Ausbruch ein wenig, aber verübelte sich jedoch zugleich, dass er Reue empfinden musste.
    Lottie grinste ihn an. »Es ist doch besser, mit warmen Händen zu schenken, findest du nicht?«, meinte sie leise.
    »Halt den Schnabel!«, murmelte er zurück, aber als Nick wieder ins Zimmer kam, lächelten sie beide.
    Nick schaute von einem zum anderen und sah vor Erleichterung viel munterer aus. Alle gingen gemeinsam zum Wagen hinaus.
    »Trotzdem, ganz ehrlich«, sagte Milo immer noch bekümmert, als sie Nick, der die Auffahrt hinunterfuhr, nachwinkten. »Ich kann immer noch kaum glauben, dass mein Sohn sich so ... nun ja, so unehrenhaft benommen hat, verdammt.«
    »Er hatte ehrlich vor, das Geld zurückzuzahlen«, wandte Lottie sanft ein. »Er hat mir erzählt, als er sah, wie niedrig seine Prämie ausfiel, sei ihm körperlich übel geworden. Versuch die Sache einmal durch Nicks Augen zu betrachten! Es war, als habe er sich das Geld einfach für ein paar Wochen geliehen. So hat er es gesehen. Ich billige das nicht, Milo, natürlich nicht, aber das war nicht die Tat eines Kriminellen. Wir sind doch alle schon mal in Versuchung geraten und haben Dinge getan, die andere Menschen für unehrenhaft halten könnten, oder?«
    Milo öffnete den Mund, um zu erwidern, dass er noch nie in einer solchen Lage gewesen sei, machte ihn jedoch wieder zu. Plötzlich fragte er sich, wie viele seiner

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