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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Freunde seine Beziehung zu Venetia ebenso nachsichtig betrachteten, wie er selbst sie sah. Vielleicht waren einige von ihnen durchaus auf den Gedanken gekommen, es sei unehrenhaft, eine Affäre mit der Frau seines behinderten Freundes anzufangen.
    Aber das war doch nicht ganz das Gleiche, sagte er sich abwehrend und sah, dass Lottie ihn beobachtete und diese seltsamen Augen leicht zusammenzog, als wolle sie, dass er genau diese Verbindung herstellte.
    »Ich gehe vielleicht mit Pud spazieren«, versetzte er unvermittelt. »Zur Post, um meine Pension abzuheben. Brauchst du etwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    Er zögerte. »Willst du mit Im über das Sommerhaus reden? Oder soll ich?«
    »Oh!« Kurz überlegte sie. »Ich hatte gedacht, du wolltest das übernehmen. Was immer dir lieber ist.«
    »Dann mach du es«, sagte er. »Geh sie besuchen, und sag ihr, dass sie es haben können. Du weißt, wie viel sie sich leisten können.«
    »Das würde ich gern«, antwortete sie. »Während du deinen Mantel holst, suche ich Pud, und dann rufe ich Imogen an.«

11. Kapitel
    I mogen saß auf dem Sofa in der Kellerbar des Hotels Dunster Castle. Auf dem Tisch vor ihr stand eine Tasse Kaffee und neben ihr der Buggy mit Rosie.
    »Können wir uns treffen, bevor ich zurückfahre?«, hatte Nick sie bei seinem sehr eiligen Anruf am Vorabend gefragt. »Ja, alles kommt in Ordnung, Gott sei Dank, aber ich würde dich wirklich gern sehen, wenn du es einrichten kannst. Dunster? Fein. Gegen elf im Castle? Bis dann.«
    Jetzt beobachtete sie den Eingang der Bar und redete mit Rosie, die nach ihrem Spaziergang in der frischen, kalten Luft schläfrig und entspannt war. Sie hatte sie durch die Stadt geschoben, hinauf zum Conygar Tower und dann über das holprige Kopfsteinpflaster. Imogen lächelte Greyam hinter der Bar zu und fragte sich, warum ihre Verabredungen mit Nick ihr immer ein schlechtes Gewissen bereiteten. Sie kannten einander fast ihr ganzes Leben lang, und es gab keinen Grund, nicht einen Kaffee oder sonst etwas zusammen zu trinken – und doch spürte sie einen Anflug von Nervosität, der auf ihre kurze Beziehung vor zehn Jahren zurückging. Zum Beispiel hatte sie Jules nichts davon erzählt, dass sie sich heute Vormittag mit Nick traf – und es hatte ihr merkwürdig widerstrebt, Jules zu erklären, was Nick angestellt hatte. Sie hatte nur gesagt, er sei mit seinen Hypothekenraten im Rückstand und Alice mache einen Aufstand wegen Geld. Nicht dass sich Jules besonders dafür interessiert hätte; sein neuer Job war sehr anspruchsvoll, und außerdem hatte er noch nie viel für Nick übrig gehabt.
    Imogen rutschte unbehaglich hin und her, als drei Frauen die Bar betraten und sich an einen Tisch in der Ecke setzten. Sie fragte sich, ob Venetia wohl manchmal mit ihren Freundinnen hier Kaffee trank. Instinktiv wandte sie sich von ihnen ab und Rosie zu.
    »Hi«, sagte Nick hinter ihr. »Hi, Rosie.« Er hielt ihr ein kleines Spielzeug hin, einen weichen, samtigen Hasen.
    Rosie griff begierig danach und stieß erfreut Laute aus, die Imogen zum Lächeln brachten.
    »Ach, Schätzchen«, sagte sie zu ihrem Kind, »ist der nicht süß? Sag ›Danke, Nick‹. Oder sollen wir dich ›Onkel Nick‹ nennen?«, fragte sie und schaute zu ihm auf. Nun, da er hier war, fühlte sie sich plötzlich verlegen und versuchte die Verwandtschaft zwischen ihnen zu betonen.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich aus dem Holz geschnitzt bin, aus dem Onkel sind«, meinte er und setzte sich auf das andere Sofa, das im rechten Winkel zu ihrem stand. »Oder, Rosie? Gefällt er dir?« Und er ließ den Hasen tanzen, sodass Rosie kicherte.
    Imogen schenkte ihm Kaffee ein. »Dann ist also alles in Ordnung?«, fragte sie leise. »Herrgott, was für eine Erleichterung! Ehrlich, ich freue mich so für dich. Hat Milo nicht den gestrengen Vater gespielt?«
    Nick zuckte die Achseln. »Ein wenig. Aber das war auch sein gutes Recht, oder? Eigentlich war er großartig.« Er holte tief Luft und stieß den Atem langsam wieder aus. »Er hat mir das Leben gerettet.«
    »Der liebe alte Milo. Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich bin auf dem Heimweg. Ich muss alles bereinigen, und außerdem wäre es ein bisschen schwierig gewesen, wenn ich geblieben wäre. Du weißt ja, wie das ist: Alle sind ein wenig verlegen. Ich komme bald wieder und versuche, mich etwas normaler zu verhalten.«
    »Und was hat Alice gesagt?«
    Nick wich ein wenig zurück; überraschenderweise lief sein

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