Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
Vom Netzwerk:
lächelte.
    »Ich wage sowieso nicht, daran zu glauben, ehe Milo etwas sagt«, meinte sie. »Das ist zu schön, um wahr zu sein. Ich liebe das Sommerhaus über alles.«
    »Ich weiß.« Er hielt ihre Hand fest in seiner und erwiderte ihr Lächeln – und dann wachte plötzlich Rosie auf und angelte nach ihrem heruntergefallenen Spielzeug. Sie stieß einen Schrei aus, und der vertraute Moment war vorüber.
    Als Imogen über Alcombe aus Dunster herausfuhr, fühlte sie sich ausgesprochen unwohl. Selbst wenn Milo wirklich vorhatte, ihr und Jules das Sommerhaus anzubieten, wünschte sie, Nick hätte ihr nicht davon erzählt. Sie wusste, dass sie keine gute Schauspielerin war, und fragte sich, wie in aller Welt sie angesichts einer so großen Freundlichkeit Überraschung mimen solle. Aber sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass Milo seine großzügige Idee ohnehin bald bereuen und niemand je wieder davon sprechen würde – und spürte sofort die Enttäuschung, falls es so kommen sollte.
    »Vergiss nicht«, hatte Nick sie gewarnt, als sie sich auf dem Parkplatz verabschiedeten, »du weißt von nichts! Wir haben uns nicht getroffen. Tut mir leid, Liebes, aber es scheint mir das Beste zu sein.«
    Sie hatten sich umarmt, und er war davongefahren; aber sie war verärgert, weil sie sich jetzt durch Schauspielerei da herauswinden musste. Als sie Tivington passierte und unterhalb der Kirche von Selworthy vorbeifuhr, die flirrend weiß im hellen Sonnenschein lag, fasste sie einen Entschluss. Sie bog geradewegs nach Allerford ab und fuhr über die kleine Straße nach Bossington, bis sie die Auffahrt von High House erreichte. Milos Wagen war nicht da, aber Lottie kam heraus, um sie zu begrüßen, und bückte sich, um Rosie zuzulächeln, die ihren Blick ernst erwiderte und wie zum Gruß den kleinen Hasen hob.
    Beim Anblick des Stofftiers machte Imogens Herz einen Satz.
    Gott sei Dank, dass Rosie noch nicht sprechen kann, dachte sie. Aber dabei fühlte sie sich noch schuldiger, und rasch wandte sie sich an Lottie und plauderte über Belanglosigkeiten: über ihre Fahrt nach Dunster, ihren Spaziergang hinauf zum Conygar Tower und ihren Kaffee im Castle, wo sie sich ganz spontan entschlossen habe, vorbeizuschauen, um zu sehen, wie alles lief ... Plötzlich verstummte sie und dachte an alles, was sie nicht sagen durfte. Sie musste sogar so tun, als wisse sie nicht, ob Nick noch bei ihnen war.
    Lottie schlang einen Arm um Imogen und küsste sie.
    »Nick ist fort«, sagte sie, »und alles ist gut. Kannst du zum Mittagessen bleiben? Wenn du Rosie aus dem Wagen nimmst, trage ich die Tasche mit ihren Sachen rein. Du hast doch sicher Milch für sie dabei, oder? Milo ist kurz nach Porlock gefahren, aber er ist bald wieder da.«
    Imogen löste die Gurte und hob Rosie aus ihrem Sitz. Sie hatte das Gefühl, dass Lottie ganz genau wusste, dass sie und Nick in Kontakt gewesen waren, vielleicht sogar, dass sie sich getroffen hatten, und fühlte sich unbehaglich.
    Als sie im Haus waren, holte Lottie den zusammenlegbaren Laufstall, den sie für Rosies Besuche bereithielt, und stellte ihn in der Nähe des Holzofens auf. Imogen setzte sie hinein, und Rosie saß auf dem gepolsterten Boden, untersuchte ihren Hasen – der in Imogens schuldbewussten Augen inzwischen fast Lebensgröße angenommen hatte – und murmelte ihm in ihrer eigenen Kindersprache etwas zu.
    »Bah«, plapperte Rosie. »Bah, boh, da.« Sie drückte das Stofftier an die Wange und warf es dann mit einer schnellen Bewegung gegen das Netzgewebe des Laufstalls. Dann verlagerte sie ihr Gewicht und bewegte sich halb rutschend, halb krabbelnd auf ein kleines Stoffbuch zu, das vom Rand herabhing.
    »Sie hat ihre Milch schon getrunken.« Im beschäftigte sich mit der Tasche voller Windeln, Saft und Spielzeug und konnte Lottie kaum ins Gesicht sehen, damit sie nicht mit der Wahrheit herausplatzte. »Aber ich habe für alle Fälle ein Mittagessen für sie eingepackt.«
    »Wahrscheinlich hast du ja von Nick gehört«, meinte Lottie gelassen. »In Zeiten wie diesen bist du sein Fels in der Brandung, nicht wahr? Er weiß, dass du immer auf seiner Seite stehst.«
    Imogen schwieg. Kurz kamen ihre Hände zur Ruhe, und in ihrem Kopf überschlugen sich Antworten, obwohl sie keine finden konnte, die angemessen gewesen wäre.
    »Jedenfalls«, fuhr Lottie fort, ohne auf eine Reaktion von ihr zu warten, »hat Milo einen Ausweg für ihn gefunden. Und dazu gehört der Verkauf des Sommerhauses.«
    »Oh!«, rief

Weitere Kostenlose Bücher