Das verborgene Kind
wäre ... nun ja, das wäre peinlich.«
»Okay.« Er klang enttäuscht. »Aber wir könnten uns nachher irgendwo treffen, oder?«
»Ich weiß nicht.« Sie war nervös und versuchte, die Teller vom Frühstück mit einer Hand abzuräumen. »Was macht denn Matt heute Morgen? Ich meine, werden nicht alle ein wenig überrascht sein, wenn du dich allein davonmachst?«
»Lottie und er wollen einen alten Freund besuchen, einen Schriftsteller, der drüben in der Nähe von Dulverton lebt. Sie haben mich eingeladen, sie zu begleiten, aber ich habe nicht wirklich eine Ahnung, wer er ist, daher habe ich abgesagt. Und Dad hat im Garten zu tun. Ich glaube, Matt wird nervös wegen dieser Annabel, die am Sonntag kommt. Dad und Lottie fragen sich, ob es ihm wirklich ernst ist mit ihr, und hoffen, dass es diesmal die Richtige ist. So in etwa. Sie setzen ihn nicht unter Druck, aber ich glaube, sie wollen wissen, wie sie sich ihr gegenüber verhalten sollen. Natürlich beharrt Matt darauf, dass sie nur befreundet seien, so wie immer.«
»Nun ja, wir würden alle gern mal erleben, dass Matt sich Hals über Kopf verliebt«, erklärte Imogen. »Aber er scheint vollkommen unfähig zu sein, jemanden zu finden, mit dem er eine feste Beziehung eingehen will. Du und Matt und ich, wir haben nie richtig gute Rollenvorbilder gehabt, was glückliche Ehen angeht, oder?«
»Nun ja, du scheinst es ja geschafft zu haben«, gab er leichthin zurück. »Und wie geht es Jules?«
Bei der Frage stieg ihr Kummer erneut auf. »Knurrig«, antwortete sie schließlich. »Er benimmt sich wie I-Ah, der Esel aus Winnie Puuh .«
Nick lachte. »Mein armer Liebling! Du hast mein ganzes Mitgefühl. Vielleicht sollten wir ihn mit Alice zusammenbringen. Wir suchen den beiden ein hübsches Plätzchen im Hundertmorgenwald, bauen ihnen ein kleines Holzhaus, und dann können sie gemeinsam schmollen. Komm schon, Im. Wie wär’s, wenn wir in Lynmouth gemeinsam zu Mittag essen würden?«
»Ich muss auch an Rosie denken«, warf sie unsicher ein und sah ihrer Tochter zu, die sich brabbelnd über das arg ramponierte Buch beugte und Bab zärtlich an die Brust gedrückt hielt. »Es ist nicht immer leicht, ein Kind ins Pub mitzunehmen. In manchen sind Kinder nicht erlaubt, außer in scheußlichen Familienräumen, und in Restaurants ist sie meistens ein Albtraum. Außerdem muss ich sie auch zu ihrer gewohnten Zeit füttern, verstehst du.«
»Ich bringe etwas für ein Picknick mit«, erklärte er sofort. »Phantastisch. Du nimmst etwas für Rosie mit, ich besorge uns etwas für uns, und wir essen in deinem Wagen. Abgemacht? Such dir aus, wo wir uns treffen sollen.«
Sie begann zu lachen. Bei der Aussicht verbesserte sich ihre Stimmung, und die schwarze Wolke des Unglücks, die über ihr hing, hob sich ein wenig. »Abgemacht«, stimmte sie zu. »Wie wäre es mit Brendon Common? Da ist dieser Parkplatz in einer Art Steinbruch unterhalb des Shilstone Hill. Weißt du, wo ich meine?«
»Ja, ich kenne ihn. Gegen eins?«
»Nein, es muss früher sein. Rosie will immer kurz nach zwölf essen. Ich hoffe, dass ich es ziemlich früh zu dieser Scheune schaffe, aber ich vermute, ich werde mit Mr Webster oder seiner Frau Kaffee trinken und plaudern müssen. Ich hoffe nur, dass es so schön ist, wie Jules behauptet. Wir haben die Sache lange schleifen lassen, aber im Grunde ist das meine Schuld. Die Gewissheit, immer nach High House zu können, wenn wir wirklich in der Klemme stecken, hat wahrscheinlich irgendwie den Druck von mir genommen. Und jetzt sagt Matt, wir könnten auch im Sommerhaus unsere Zelte aufschlagen, wenn wir wollen.«
»Aber das würdest du nicht gern tun, oder?« Er klang besorgt. »Ich meine, das würde ja geradezu Salz in die Wunde streuen.«
Wieder hatte er sie intuitiv verstanden, und das gefiel ihr. »Ja, wahrscheinlich«, pflichtete sie ihm bei. »Drück mir die Daumen, dass die Scheune schön ist! Und wenn wir Glück haben, ist sie sogar möbliert. Wir haben bisher noch keine eigene Wohnung gehabt, und Möbel möchte ich erst kaufen, wenn wir auch das Haus dazu haben. Wir haben ein paar Sachen, die Milo für uns eingelagert hat, aber nichts Richtiges. Jedenfalls erzähle ich dir nachher, wie es ist. Und wenn ich ein bisschen später komme oder etwas schiefgeht ...«
»Dann warte ich«, versicherte er ihr. »So lange, wie es eben dauert. Bis dann, Im.«
Nervös und verwirrt legte sie auf. Was konnte verkehrt an einem Picknick mit Nick sein? Schließlich war er
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