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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Wunden überhaupt einzugestehen.«
    »Ist das schlimm?«
    »Nicht, solange sie nicht auf andere herabsehen, die es tun. Wir war dein Treffen mit Im?«
    Er lachte. »Es gibt einen einfachen Grund dafür, dass du dich fremd fühlst, Lottie. Du bist eine Hexe. Woher weißt du, dass ich mich mit Im getroffen habe?«
    »Das hat nichts mit magischen Kräften zu tun; es ist nur die Fähigkeit, vollkommen offensichtliche Schlüsse zu ziehen. Hast du sie nun gesehen?«
    »Ja. Wir haben im Hunter’s Inn zusammen zu Mittag gegessen und sind dann mit Rosie und Dodger ans Meer gegangen. Das war ein großer Spaß, nichts weiter, das schwöre ich. Es ist alles vorbei, Lottie. Nicht, dass da überhaupt viel gewesen wäre. Aber was immer du befürchtet hast, ist vorüber. Glaubst du mir?«
    »Ja«, antwortete sie ihm. »Gott sei Dank! Aber es war gefährlich, Nick.«
    »Ich weiß. Trotzdem kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, wie schön das Leben mit ihr wäre. Im liebt mich immer, verstehst du, ganz egal, was ich tue.«
    »Sie liebt dich genau deswegen vorbehaltlos, weil sie nicht mit dir verheiratet ist«, gab Lottie unumwunden zurück. »Das ist wieder dein Optimismus. Er hat keine konkrete Grundlage und verlangt keinerlei Anstrengung von dir. Dein Optimismus flüstert dir verlockend zu, dass sich zusammen mit Im die Zukunft irgendwie in ein wunderbares Wolkenkuckucksheim verwandeln würde und ihr in alle Ewigkeit glücklich wäret. Hoffnung dagegen liegt darin, wenn du deine Beziehung zu Alice und deinen Kindern in einer ruhigen, langweiligen Alltagsrealität wieder aufbaust. Die Hoffnung sagt dir, dass sich deine Mühe auszahlen wird, sofern du Zuversicht übst und ernsthaft an die Sache herangehst, obwohl du den Erfolg nicht absehen kannst. Schließlich liebt Alice dich auch auf eine realistische, alltägliche Weise. Nicht nach dem Motto: ›Lass uns zum Picknick an den Strand gehen.‹ Ihre Liebe ist langfristig, und sie hat dich noch nicht aufgegeben. Und du liebst sie ebenfalls – trotz ihrer Fehler.«
    »Ja«, pflichtete er ihr nach kurzem Zögern bei. »Ja, doch. Aber es fällt so viel schwerer, sie zu lieben.«
    »Das liegt daran, dass sie deine Frau ist«, meinte Lottie fröhlich. »Niemand hat behauptet, dass es einfach werden würde. Was glaubst du, warum ich nie geheiratet habe? Du hast natürlich jedes Recht, mir zu sagen, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Was weiß ich schließlich schon? Tut mir leid, Nick. Gib nichts auf mein weitschweifiges Gerede.«
    Er lachte. »Das Problem ist, ich habe das unangenehme Gefühl, dass du recht haben könntest.«
    »Außerdem hattest du deine Entscheidung ja bereits getroffen, oder?«, sagte sie. »Das ist großartig.«
    Er wechselte das Thema. »Ich habe das Geburtstagsgeschenk für Dad bestellt. Ich habe in Porlock angehalten, bin in die Galerie gegangen und habe mich mit Marianne darüber unterhalten. Ich habe ihm ein Gemälde von Dunster ausgesucht, von Anthony Avery. Der Wollmarkt und das Schloss an einem sonnigen Tag, phantastisches Licht und scharfe Schatten, sodass man die Hitze beinahe spüren kann. Es entspricht fast genau dem Blick aus Venetias Haus. Ich hoffe, es gefällt ihm. Es wird noch gerahmt.«
    »Ganz bestimmt gefällt es ihm. Ich plane eine kleine Party. Ich hoffe, dass du das Datum in deinem Kalender rot anstreichst und mit Alice darüber sprichst.«
    »Das mache ich«, gelobte er. »Es wäre schön, wenn wir kommen könnten. Wie kommt Matt mit dem Sommerhaus weiter?«
    »Nach und nach. Er will alles absolut richtig machen und nichts überstürzen.«
    »Dad sagt, er hätte ihm ein paar Aquarelle geschenkt, die irgendeine weitläufige Verwandte dort gemalt hat. Nach Matts Wohnung in London zu urteilen, hätte ich nicht gedacht, dass viktorianische Aquarelle ihm besonders entsprechen. Normalerweise ist sein Stil doch ziemlich geradlinig und modern, oder?«
    »Ja, schon. Aber ich glaube, er versucht so weit wie möglich die Atmosphäre des Sommerhauses zu erhalten, obwohl ein paar Dinge, die er bestellt hat, ziemlich modern sind. Das wird eine interessante Mischung.«
    »Schade, dass ich ihn verpasst habe.« Nick schaute noch einmal wohlgefällig auf seinen Pullover hinunter. »Ich freue mich wirklich darüber, Lottie. Ganz ehrlich.«
    »Das ist schön«, meinte sie. »Es ist eine Liebesgabe, im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Danke«, sagte er. »Danke, Lottie.«

32. Kapitel
    M att wollte laut schreien, brachte aber keinen Ton

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