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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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ist es zu spät? Also war es bereits vorbei. Trotzdem taten sich Wut und Eifersucht zu einer virulenten Mischung zusammen und verdrängten jeden klaren Gedanken.
    Als Im den Wagen auf den Hof fuhr, wich Jules’ Erleichterung darüber, dass ihr und Rosie nichts zugestoßen war, rasch einer selbstgerechten Entschlossenheit, die Wahrheit herauszufinden.
    Als Imogen hereinstürzte, Rosie auf dem Arm und Dodger auf den Fersen, prallte sie gegen eine unsichtbare Wand der Zurückweisung. Sie war glücklich, weil Nick die wahre Natur ihrer Beziehung akzeptiert und sie einen wahrhaft magischen Tag erlebt hatte, und ging davon aus, dass Jules nur aus Sorge um ihre Sicherheit so reagierte. Daher beugte sie sich mit Rosie auf dem Arm nur hinüber, um ihn zu küssen, und entschuldigte sich für ihre Verspätung. »Hast du einen Kuss für Daddy, Rosie?«, fragte sie dann und setzte sie ihm unvermittelt auf den Arm.
    Rosies überschäumende Umarmung kratzte an Jules’ eisigem Verhalten und verwirrte ihn. Rosie saß auf seinem Arm und plapperte unverständlich über ihren Tag, während Dodger lautstark aus seinem Wassernapf zu schlabbern begann. Imogen betrachtete sie alle lächelnd.
    »Wir waren am Meer«, erzählte sie glücklich. »Dodger war so witzig! Er hatte schreckliche Angst vor dem Wasser. Tut mir leid, dass ich so spät dran bin, aber ich habe mein Handy hier vergessen und konnte dich nicht anrufen.«
    »Ich weiß«, gab Jules kalt zurück und versuchte erfolglos, sich einer weiteren Umarmung durch Rosie zu entziehen. Sie umschlang seinen Kopf mit beiden Armen, sodass er kaum noch Luft bekam, und zappelte. Er setzte sie auf den Boden. »Du wirst feststellen, dass du eine Nachricht hast.«
    Im starrte ihn an. Langsam ging ihr auf, wie ärgerlich er war, und sie spürte einen Anflug von Nervosität in der Magengrube.
    »Eine Nachricht?«, fragte sie in unbekümmertem Ton. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe sie abgehört«, erklärte er. Sein durchdringender, anklagender Blick besagte, dass sie bloß nicht wagen solle, ihm das Recht dazu abzusprechen.
    Im erwiderte seinen Blick ebenso. Sie konnte sich denken, dass die Nachricht von Nick stammte, und fragte sich, was genau er gesagt haben mochte. In ihrem Kopf überschlugen sich die möglichen Reaktionen: Begründungen, Ausflüchte, die schlichte Wahrheit. Instinktiv entschied sie sich für Letztere.
    »Nick hat heute Morgen angerufen«, sagte sie so beiläufig, wie sie konnte. »Er ist auf dem Rückweg von Rock nach London und legt unterwegs eine Pause in High House ein. Er hat gefragt, ob wir uns auf einen Drink treffen können. Ich fand nichts dabei, und so sind wir rasch zum Hunter’s Inn gefahren und haben mit ihm zu Mittag gegessen.«
    »Zum Hunter’s Inn?«
    Sie sah, dass ihre Antwort ihn aus der Fassung gebracht hatte; ihre Ehrlichkeit hatte seine moralische Überlegenheit zumindest angekratzt. Sie zuckte die Achseln und versuchte, gleichmütig dreinzuschauen.
    »Du hast schon recht, die Fahrt ist ziemlich weit; aber es lag für ihn am Weg, und ich wollte Rosie das Meer zeigen. Es war ein toller Ausflug.«
    »Das hat er auch gesagt.«
    Imogen biss sich auf die Lippen. Sollte sie Empörung vorschützen und ihn des Vertrauensbruchs beschuldigen, weil er ihre private Nachricht abgehört hatte? Nein, es war wohl klüger, so zu tun, als gäbe es zwischen ihr und Nick nichts, was er nicht hören durfte, und in diesem Augenblick nicht auf ihrem Recht zu beharren.
    »Na, wenn du weißt, mit wem ich zusammen war, warum fragst du dann?«
    Sie bemerkte, dass ihr offensichtlicher Mangel an schlechtem Gewissen ihn leicht aus der Fassung brachte, und rasch nutzte sie ihren Vorteil aus.
    »Der gute Nick hat es immer noch schwer mit Alice, und du weißt ganz genau, dass wir beide uns immer nahegestanden haben ...«
    »Hat er ebenfalls gesagt«, wiederholte Jules bedeutungsschwer.
    »Okay.« Sie lächelte und versuchte eine Gelassenheit an den Tag zu legen, die sie nicht empfand. »Wie wäre es, wenn ich die Nachricht abhöre, damit ich weiß, wovon du redest?«
    »Er sagt, er wisse, dass ihr euch liebt, und wünschte, er wäre vor zehn Jahren seinem Herzen gefolgt.«
    Imogen spürte zwei Reaktionen gleichzeitig: Wut auf Nick und Mitgefühl für Jules. Sie wusste, dass sie den Kopf nur noch aus der Schlinge ziehen konnte, wenn sie weiter Gleichgültigkeit gegenüber allem, was Nick möglicherweise gesagt hatte, an den Tag legte.
    Sie lachte kurz auf. »Der arme Nick!«, meinte

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