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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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aber dann entschied er sich dagegen. Das hier war allein zu schaffen. Angesichts der eigenartigen Umstände war das vielleicht auch am besten. Außerdem würde er so keine kostbare Zeit verschwenden. Mit bloßen Händen grub er das Kind aus und hatte es schon bald befreit.
    Die Kleine war bewusstlos. Das Blut, das aus ihrer Kopfwunde gesickert war, hatte das Haar verklebt. Es war auch über Gesicht und Kleider gelaufen, so dass er kaum feststellen konnte, wo sie noch verletzt war. Sie atmete weder angestrengt noch flach. Anton tastete ihre Glieder ab, um zu prüfen, ob etwas gebrochen war. Arme und Beine schienen heil zu sein. Unter der Blutkruste konnte er die Kopfwunde nicht untersuchen und wollte auch nicht daran herumpulen. Womöglich würden seine derben Finger alles nur noch schlimmer machen. Das Mädchen war ungefähr zwölf Jahre alt und nur mit einem Wollkittel bekleidet. Es trug weder Schuhe noch Strümpfe.
    Das Gebäude war leer. Keine Möbel, kein Hinweis auf Bewohner. Ein einsames Kind in einem verlassenen Haus. Die Sache wurde immer seltsamer.
    Aber Anton spekulierte nicht lange herum. Wenn das Mädchen überlebte, war noch genug Zeit für Fragen. Vorerst hob er sie vorsichtig auf und trug sie ins Freie. Dabei bemerkte er Grald, den Mann, der im Namen des Drachen über Drachenburg herrschte. Er redete mit einer der heiligen Schwestern. Anton zog den Kopf ein, damit sie ihn nicht bemerkten, und eilte möglichst rasch vorbei. Jetzt war er froh, dass er niemanden herbeigerufen hatte.
    Er überlegte, was er mit dem Kind tun sollte. Er konnte es zu den Heilern in die Abtei bringen, aber die lag weit weg, und er war schon sehr müde. Außerdem würde das Spital zum Bersten voll sein. Sein eigenes Haus lag ganz in der Nähe. Dorthin würde er das Kind zunächst bringen, es versorgen und von seiner Frau untersuchen lassen. Dann konnten Rosa und er zusammen überlegen, was mit ihm geschehen sollte.
    Antons Haus war ein wenig größer als die üblichen einfachen Häuser in Drachenburg. Nicht etwa, weil er reicher war als andere. Solche Unterschiede gab es in der Drachenstadt nicht. Die Häuser wurden vielmehr von den Gesegneten nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt – der Anzahl der Bewohner und der Art ihrer Beschäftigung. Rosa hatte ihren Webstuhl im Haus stehen, und Antons Schmiede lag direkt im Hof. Deshalb brauchten sie ein Haus, das auch für ihr Werkzeug und das Arbeitsmaterial ausreichte.
    Mit der Schulter stieß Anton die Tür auf, die nie verschlossen war, und trat rückwärts ein, wobei er darauf achtete, dass das Mädchen nicht mit dem Kopf gegen den Türrahmen stieß. Rosa war am Tisch zusammengesunken und weinte.
    »Hilf mir mal, Frau«, sagte er, während er mit dem Fuß die Tür zustieß. Er nickte zu dem Kind in seinen Armen. »Sie ist schwer verletzt, glaube ich, aber sie lebt.«
    Rosa hob ihr tränennasses Gesicht. Sie war Mitte fünfzig, eine schmale, zierliche Frau mit geschickten, schwieligen Händen, die den Großteil ihres Lebens am Webstuhl zugebracht hatte. Sie reichte ihrem Mann kaum bis zur Brust. Anton war nicht besonders groß, aber er hatte breite Schultern und einen kräftigen Körper mit starken Armen und Beinen. Rosa legte gern nachdenklich den Kopf schräg, und Anton hatte so etwas gemütlich Großmütiges an sich, dass ihre Freunde die beiden gern liebevoll Spatz und Bär nannten. Jetzt wich Rosas erstaunter Blick sogleich mütterlichem Mitgefühl.
    »Leg sie in Magdas Bett«, wies Rosa ihren Mann an. »Und dann holst du mir Wasser.«
    Ihr lagen Fragen auf der Zunge, aber Anton wusste, dass sie diese erst stellen würde, wenn das Kind gut versorgt im warmen Bett lag. Als er vom Brunnen zurückkehrte, war das Gesicht des Mädchens bereits von Blut und Schmutz gesäubert. Auf seiner Stirn lag ein feuchter Lappen.
    »Wie geht es ihr?«, fragte er besorgt, während er das Wasser in den Kessel goss und danach das Feuer darunter schürte.
    »Fürs Erste ganz gut«, antwortete Rosa vorsichtig. »Die Wunde war gar nicht so schlimm, wie ich zunächst befürchtet hatte. Aber sie hat viel Blut verloren.«
    »Wird sie durchkommen?«
    »Das weiß man nie bei einer Kopfverletzung. Trotzdem – ich glaube, schon. Es kommt mir so vor, als wenn sie sich gesund schläft, nicht als ob sie nie wieder aufwacht.«
    Anton trat an das Bett. Nachdenklich betrachtete er das Kind, während Rosa darauf wartete, dass das Wasser heiß wurde. Sie wollte die Wunde besser säubern und verbinden. Das

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