Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
anscheinend aus Jade gefertigt war. Zwei Lampen beleuchteten fein gemeißelte Steinmetzarbeiten, die seine Seiten überzogen. Auf dem Sockel stand nichts. Er war leer, genau wie der Rest der Halle. An den vier Wänden ragten in etwa drei Meter Höhe alle sechs Meter steinerne Postamente aus der Wand. Malone begriff, was dort einmal gestanden hatte.
Ölfackeln wurden hergestellt, um lange zu brennen.
Aber es war keine einzige Lampe zu sehen.
In Qins Grab stehen Hunderte ölgefüllte Lampen. Ich habe sogar eine angezündet .
Noch so eine von Pau Wens Lügen.
Malone hatte genug über chinesische Kaisergräber gelesen, um zu wissen, dass sie als symbolische Abbildungen der Welt des Kaisers entworfen waren. Sie waren kein Denkmal, sondern stellten eine Parallelwelt dar, durch die der Kaiser seine Autorität auf ewig verlängerte. Was bedeutete, dass dieser Saal voller Grabbeigaben sein sollte.
Er blickte zu Cassiopeia hinüber. Lautlos verständigten sie sich über das, was sie als Nächstes tun würden.
Er trat aus der dunklen Nische in den erleuchteten Raum. Der Boden stellte hier den äußersten südwestlichen Rand von Qin Shis Reich dar und zeigte einen aus Jade geschnittenen Gebirgszug. Eine ebene Fläche im Norden entsprach der Wüste, die sich östlich ins Herz des Reichs erstreckte. Viele Meter entfernt lagen weitere Ebenen, Hochebenen, Wälder, Berge und Täler. Überall waren aus Bronze und Edelsteinen gefertigte Paläste, Tempel, Dörfer und Städte verstreut, verbunden durch etwas, das wie ein Straßensystem aussah.
Malone bemerkte, dass die Steinplatte vor der Pforte sich, wenn sie verschlossen wäre, ohne Weiteres in die Steinmetzarbeiten der Wand einfügen würde. Ein Eingang, den man nur von außen sehen und öffnen konnte. Gewundene Drachen, menschenähnliche Gesichter und Vögel mit Kämmen und langen Schwänzen prangten rund um die Pforte in der Wand.
Er zeigte mit seiner Pistole zur Mitte, und sie gingen vorsichtig über den Boden und achteten dabei darauf, dass sie nur auf ebene Flächen traten. Er machte sich noch immer Sorgen, dass aus dem Quecksilber vielleicht Dämpfe austraten, und so beugte er sich dicht über einen der Flüsse und sah, dass der vielleicht dreißig Zentimeter breite und eine Handbreit tief in den Boden gehauene Kanal tatsächlich mit Quecksilber gefüllt war.
Aber obendrauf schwamm noch etwas anderes. Es war klar und ölig. Mit der Pistolenmündung tippte er auf die glänzende Oberfläche, und Ringe breiteten sich aus. Er untersuchte die Mündung, schnüffelte daran und fing einen Hauch von Öl auf.
Dann wusste er Bescheid.
»Mineralöl«, flüsterte er. »Pau hat das Quecksilber damit übergossen, um die Dämpfe zurückzuhalten.«
Dasselbe hatte er einmal mit dem Siphon in einem Kellerboden gemacht. Er hatte Öl auf das Wasser gegossen, um die Verdunstung zu reduzieren, so dass kein Geruch mehr aus dem Abwasserrohr aufstieg. Das Wissen, dass die Luft nicht voller giftiger Dämpfe war, erleichterte ihn, aber er machte sich immer noch Sorgen darüber, wohin Pau Wen verschwunden war und wer sonst noch hier unten sein mochte.
Sie gingen zu dem Sockel in der Mitte, der auf einer eindrucksvollen Plattform thronte. Malone hatte recht gehabt. Der Sockel war aus Jade gemeißelt und bildete zahlreiche Menschen, Tiere und Pflanzen ab. Die Künstler hatten die verschiedenen Schattierungen des Steins hervorragend ausgenutzt, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, über die durchscheinende Oberfläche zu streichen.
»Das ist unglaublich«, sagte Cassiopeia. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Er wusste, dass die Chinesen Jade als ein Geschenk der Götter betrachteten, als den Schlüssel zu ewigem Leben. Der Stein war ein Symbol der Ewigkeit und angeblich von wundersamen Kräften durchtränkt, die einen vor Übel schützten und Glück brachten. Das war der Grund, warum chinesische Kaiser in Jadeanzügen bestattet wurden, deren Platten mit Goldfäden zusammengenäht und mit Perlen verziert waren.
»Hier hat der Kaiser gelegen«, flüsterte Cassiopeia.
Eine andere Schlussfolgerung war nicht möglich. Für eine Kultur, die großen Wert auf Symbole legte, schien dieser Ort hier von äußerster Ausdruckskraft zu sein.
Aber der Sockel war leer.
Ihm fiel auf, dass er oben nicht glatt war. Vielmehr war auf der ganzen Fläche eine Zeichnung eingraviert, von einem Kranz von Schriftzeichen umrahmt.
»Das sieht aus wie die Karte in Pau Wens Haus«, sagte Cassiopeia.
Ihm
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