Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
die Stimme des Piloten aus dem Kopfhörer.
Die Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. »Was ist?«
»Ein Anruf aus Ihrem Büro.«
Er hörte es klicken und dann eine Stimme. »Herr Minister, wir sind uns ziemlich sicher, was Ni Yongs Ziel ist. Yecheng.«
Die Stadt war auch unter dem Namen Kargilik bekannt. Er hatte sie einmal besucht und für das staatliche Fernsehen die Moschee aus dem 15. Jahrhundert und verwinkelte Gassen mit Adobemauern bewundert.
»Südlich der Stadt liegt ein kleiner Flugplatz«, sagte sein Chefberater. »Das Turboprop-Flugzeug, das Minister Ni sich zur Verfügung hat stellen lassen, kann dort landen. Es ist der einzige Flugplatz, der auf seiner Strecke liegt.«
»Hören Sie mir gut zu. Folgendes muss erledigt werden. Ich mache Sie persönlich verantwortlich, falls es fehlschlägt.«
Das Schweigen des Beraters machte deutlich, dass er den Ernst der Lage verstand.
»Machen Sie den Polizeikommandanten der Stadt Yecheng ausfindig. Wecken Sie ihn aus dem Schlaf. Sagen Sie ihm, dass ich die Festnahme der Flugzeugpassagiere befehle. Einer von ihnen, ein Russe namens Lev Sokolov, soll zusammen mit Minister Ni von den anderen getrennt so lange festgehalten werden, bis ich nach ihm schicke. Senden Sie ihm per E-Mail oder Fax ein Foto Sokolovs, damit er weiß, um wen es sich handelt. Minister Ni wird er vermutlich erkennen.«
»Wird erledigt.«
»Dann ist da noch etwas. Ich möchte, dass Sokolov und Ni kein Haar gekrümmt wird. Sagen Sie dem Polizisten, dass er schwer dafür büßen wird, falls ihnen irgendetwas zustößt.«
»Und die anderen beiden?«
»Für die hege ich keinerlei Beschützergefühle. Sollten Sie verschwinden, würde der Polizeikommandant vielleicht sogar eine Belohnung erhalten.«
Malone schnallte sich an, als das Flugzeug beim Abwärtsflug in Turbulenzen geriet.
»Wir werden Kaschgar meiden«, sagte Ni. »Man hat mich informiert, dass sowohl Tang als auch der Parteigeneralsekretär dorthin geflogen sind. Dieses Flugzeug hier kann viel näher an unserem Ziel landen. Es gibt einen kleinen Flugplatz in Yecheng, ungefähr eine Fahrstunde von unserem Ziel entfernt.«
Ni hielt eine Landkarte der Region in der Hand und erklärte, dass Afghanistan, Pakistan und Indien, drei schwierige Nachbarn, die hiesigen Berge und Täler seit langem jeweils für sich beanspruchten. Die Gebirgsketten des Himalaya, Karakorum, Hindukusch und Pamir trafen hier zusammen, und viele Berggipfel waren über sechstausend Meter hoch. Weiter östlich in Tibet waren Klöster recht häufig anzutreffen, aber hier, so weit im Westen, waren sie eher selten.
»In der Nähe der Stelle, die auf den Seidenkarten festgehalten war, liegt heute nur ein einziger Gebäudekomplex, ein Kloster«, sagte Ni. »Es ist uralt, liegt in den Bergen und wird von zurückgezogen lebenden Mönchen bewohnt. Nach meinen Informationen ist es ein ruhiger Ort, und es gab nie irgendwelche Berichte über ungewöhnliche Aktivitäten.«
»Warum sollte es die auch geben?«, fragte Malone. »Das Letzte, was die Ba will, ist Aufmerksamkeit zu erregen.«
»Dorthin zu kommen könnte sich als Herausforderung erweisen. Wir werden die Einheimischen nach dem Weg fragen müssen.«
»Wir werden Waffen brauchen«, sagte Cassiopeia.
»Ich habe Waffen und Ersatzmunition für Sie mitgenommen.«
»Ganz schön viel Vertrauen«, meinte Malone.
Ni schien die unterschwellige Botschaft zu verstehen. »Vor unserem Aufbruch von Xi’an habe ich einen Freund in der a merikanischen Botschaft angerufen. Er hat Sie überprüft und gesagt, Sie seien ein Mann, dem man vertrauen kann. Außerdem meinte er, wenn Sie hier sind, muss es wichtig sein.«
»Woher wissen Sie, dass er Sie nicht getäuscht hat?«
Ni lächelte. »Nein, Mr. Malone, ich glaube, dass sowohl Sie als auch Ms. Vitt weit eher Verbündete als Feinde sind.«
In der letzten Stunde hatte Malone sich mit Ni Yong über China unterhalten, und Ni hatte ihm geradeheraus auf seine Fragen geantwortet.
»Ich habe gehört, Sie könnten der nächste Parteigeneralsekretär werden«, hatte Malone gesagt.
»Ist es das, was Amerika wünscht?«
»Ich arbeite nicht für Amerika.«
N i lächelte. »Sie sind Buchhändler. Das hat mir mein Freun d in der Botschaft gesagt. Auch ich liebe Bücher. Unglückseligerweise teilt China diese Vorliebe nicht. Wussten Sie, dass in China Bücher über das, was damals auf dem Tiananmen-Platz vorgefallen ist, verboten sind? Alle Websites, die das Wort auch nur erwähnen,
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