Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
seine Seite ziehen würde.
»Genug gefaselt. Ein kurzes Leben wünsche ich dir, Pau.«
Er legte auf.
Es gab nichts mehr zu sagen.
Ihm fiel eine Lektion ein, die man ihn vor vielen Jahren während seiner Vorbereitung auf den Eintritt in die Bruderschaft gelehrt hatte.
Lass nie deine Absichten erkennen.
Das war nicht immer richtig.
34
Ni schlenderte durch Pau Wens Ausstellungssaal und wartete darauf, dass sein Gastgeber zurückkehrte. Als sie wieder bei Pau zu Hause angekommen waren, hatte dieser sich entschuldigt. Auf der Rückfahrt von Antwerpen hatte Ni in Peking angerufen, mit seinem obersten Assistenten gesprochen und ihn aufgefordert, ihm sofort einen Bericht über Karl Tangs Aktivitäten zu beschaffen. Anders als Pau Wen vielleicht glaubte, beobachtete Ni Tang nun schon eine ganze Weile. Er verfügte über Spione in den innersten Zirkeln von dessen Büros. Doch nie hatte einer von ihnen von Eunuchen oder der Ba berichtet.
Er wusste bereits, dass Tang die Hauptstadt am Vortag verlassen hatte, vorgeblich, um sich mit lokalen Amtsträgern in Chongqing zu treffen. Der wahre Grund seiner Reise hatte aber darin bestanden, die Vollstreckung der Todesstrafe eines Mannes namens Jin Zhao zu überwachen. Dessen Verurteilung wegen Verrats war vor kurzem vom Obersten Volksgerichtshof bestätigt worden. Ni hatte seinen obersten Assistenten beauftragt, mehr über Zhaos Fall in Erfahrung zu bringen und herauszufinden, warum Tang sich für den Tod des Mannes interessierte.
Verblüffend bald vibrierte sein Handy. Seine Leute waren schnell gewesen, wie üblich. Er nahm ab und hoffte, dass Pau zumindest noch ein paar Minuten aufgehalten würde, da dieses Gespräch geheim bleiben musste.
»Jin Zhao war ein Geochemieforscher, der für das Ministerium für Geologische Entwicklung gearbeitet hat«, berichtete Nis Assistent. »Angeblich hat er vertrauliche Informationen über die Erdölprospektion an die Russen verraten.«
»Was für Informationen?«
»Das steht nicht in der Akte. Staatsgeheimnis.«
»Und der russische Agent?«
»Wird nicht erwähnt.«
»War die Übergabe der Informationen erfolgreich?«
»Nein. Der Versuch wurde vereitelt, so hält es die Gerichtsakte zumindest fest. Aber der Name, den Sie erwähnt hatten, Lev Sokolov, ist während des Verfahrens ebenfalls gefallen.«
Er hatte gemäß Paus Rat sein Büro beauftragt, sich über Lev Sokolov und seinen Aufenthaltsort zu informieren.
»Sokolov ist ein ehemaliger Russe, der zusammen mit Jin Zhao an einer petrochemischen Forschungsstätte in Lanzhou gearbeitet hat. Dieses Labor untersteht direkt dem Ministerium für Geologische Entwicklung.«
Was bedeutete, dass Karl Tang letztlich der oberste Chef der Einrichtung war.
»Waren Zhao und Sokolov Kollegen?«
»Sie arbeiteten an einem Forschungsprojekt zur Weiterentwicklung der Ölförderung. So steht es im Budget des Labors. Darüber hinaus haben wir keine Details in Erfahrung gebracht.«
»Machen Sie sich kundig«, sagte Ni. Er wusste, dass es dazu Mittel und Wege gab, gerade in seiner Abteilung.
Der Assistent berichtete ihm, dass Tang in der Nacht von Chongqing zum Terrakotta-Soldaten-Museum geflogen war. Interessanterweise war ein Teil einer der Museumsgruben von einem Feuer zerstört worden, das vorläufig auf einen elektrischen Kurzschluss zurückgeführt wurde. Tang war schon weg gewesen, als der Unfall sich ereignete. Er war zu einer Ölförderstelle im nördlichen Gansu geflogen. Das war nichts Ungewöhnliches, da Tang die Oberaufsicht über das gesamte Ölförderprogramm der Nation hatte.
»Er befindet sich jetzt in Gansu«, berichtete Nis Berater. »Wir haben dort niemanden, der für uns Augen und Ohren offen halten könnte, aber das ist auch nicht nötig. Wir kennen sein nächstes Ziel. Lev Sokolov ist seit zwei Wochen verschwunden. Tangs Spione haben ihn gestern in Lanzhou gefunden. Dort fliegt der Minister hin.«
»Haben wir Leute in Lanzhou?«
»Fünf. Sie stehen bereit.«
Er erinnerte sich an das, was Pau Wen ihm gesagt hatte. Suchen Sie Sokolov. Er kann Ihnen die Bedeutung der Lampe erklären. »Ich möchte, dass wir Sokolov in Gewahrsam nehmen, bevor Tang ihn in die Hände bekommt.«
»Wird erledigt.«
»Ich bin auf dem Rückweg.« Er hatte bereits eine Reservierung für einen Flug ab Brüssel, und die hatte er auf der Rückfahrt zu Tangs Haus bestätigt. »Ich werde in etwa fünfzehn Stunden eintreffen. Schicken Sie mir alles, was Sie über Sokolov und Zhao in Erfahrung bringen,
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