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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Bereitschaft signalisiert. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher, und etwas in seinen Augen verriet seinen Zweifel wohl.
    Der ältere Mann nickte und sagte: »Es ist ganz in Ordnung, Furcht zu empfinden. Furcht macht einen demütig, und Demut macht einen weise. Genau das fehlt Karl Tang. Das ist seine Schwäche.«
    Ein Moment der Stille entstand. Eine innere Stimme mahnte Ni, seine Worte vorsichtig zu wählen, da ihm noch etwas anderes einfiel, was Mao gemacht hatte.
    Die Hundert-Blumen-Bewegung.
    Das war eine Phase in den 1950ern, als Kritik an der Regierung ermutigt wurde, neue Lösungen und Ideen gesucht wurden und Millionen von Briefen bei der Regierung eintrafen. Schließlich wurden in den Universitäten Plakate geklebt, Versammlungen wurden abgehalten und Artikel geschrieben. Alle sprachen sich für einen demokratischen Wandel aus.
    Doch es war eine politische Falle gewesen, eine raffinierte Methode, Dissidenten hervorzulocken. Mehr als eine halbe Million Menschen wurden eingesperrt, gefoltert oder hingerichtet.
    »Sie wissen über die Eunuchen Bescheid?« Der Generalsekretär überrumpelte ihn mit dieser Frage.
    Ni nickte.
    »Pau Wen und ich waren beide Novizen der Ba. Wir nahmen die geforderten zwei Jahre der Meditation und Unterweisung auf uns und bereiteten uns auf die Initiation vor. Wir beide zogen uns nackt aus, ließen uns Binden um den Bauch legen und wurden mit heißem Pfefferwasser gewaschen. Ich hielt Pau, während er kastriert wurde, fühlte, wie seine Beine zitterten, sah die Angst in seinem Gesicht und verfolgte, wie er die Verstümmelung ehrenhaft hinnahm.« Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Und doch, als ich selbst an der Reihe war und der Tao mich fragte, ob ich es bereuen werde, sagte ich ja.«
    Ni starrte ihn ungläubig an.
    »Ich hatte Angst. Im Angesicht dessen, was mir bevorstand, sagte mir etwas, dass das Messer nicht mein Schicksal sei.«
    »Und diese Stimme hatte recht.«
    Ein müder Blick legte sich auf das alte Gesicht. »Vielleicht. Aber lassen Sie sich gesagt sein, Männer, die sich dem Messer unterwerfen und keinen Laut von sich geben, besitzen eine Stärke, die Sie und ich uns gar nicht vorstellen können.«
    Das würde Ni nicht vergessen.
    »Damals wie heute lautet die offizielle Parteilinie, dass Mao zu siebzig Prozent recht hatte und zu dreißig Prozent unrecht. Aber wir klären nie, welcher Teil seiner Gedanken richtig ist und welcher falsch.« Der Parteigeneralsekretär lachte auf. »Was sind wir doch für Narren.«
    Der alte Mann zeigte auf Maos Leiche.
    »Angeblich liegt er auf einem schwarzen Stein des Tai Shan, als Erinnerung an das, was Sima Qian im Shiji geschrieben hat. Man kann ein Leben führen, das schwerer wiegt als der Berg Tai oder leichter ist als eine Gänsefeder. Sie müssen sich entscheiden, Herr Minister. Wie wird Ihres sein?«
    Malone hielt das Flugzeug auf fünftausend Fuß Höhe. Nie wäre ihm der Gedanke gekommen, dass er einmal so ohne Weiteres über vietnamesisches Hoheitsgebiet fliegen würde. Unten erstreckte sich ein Panorama zerklüfteter Berge und steiler Hänge. Viele waren von Terrassen mit Reisfeldern gebändert, die auf in Nebel gehüllte, üppig grüne Täler hinabblickten.
    »Wir nähern uns der Grenze«, sagte Cassiopeia. Sie hatte die Flugkarte studiert, die Ivan ihnen gegeben hatte.
    »Die lokalen Behörden in der Provinz Yunnan unterhalten gute Beziehungen zu ihren Nachbarn«, berichtete Pau. »China grenzt nicht nur an Vietnam, sondern auch an Laos und Myanmar. Peking ist weit weg, und so fühlen sie sich mehr ihrer näheren Umgebung verbunden.«
    »Ich hoffe, das stimmt immer noch«, sagte Malone. »Unser Flugzeug ist praktisch wehrlos.«
    »Während Maos Säuberungen sind viele Menschen nach Yunnan geflohen. Die abgelegene Provinz bot ihnen Zuflucht. Die Gegend weiter nördlich in China sieht ganz ähnlich aus wie hier.«
    Ivan hatte ihnen geraten, der Eisenbahnstrecke von Kunming nach Hekou zu folgen, die die Franzosen Anfang des 20. Jahrhunderts an den Großstädten Gejiu und Kayuan vorbei durch Vietnam und nach China gebaut hatten.
    »Arbeiten Sie oft mit den Russen zusammen?«, fragte Pau Malone.
    »Normalerweise nicht.«
    »Was haben die Russen hier für ein Interesse?«
    »Als wenn wir Ihnen das sagen würden«, warf Cassiopeia ein, drehte sich um und sah Pau an. »Wie wäre es damit? Sie erzählen uns, warum Sie nach China zurückkehren, und dann erzählen wir Ihnen, warum die Russen hier sind.«
    »Ich kehre

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