Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
Vom Netzwerk:
unter vier Augen zu sprechen, konnte er seine Dankbarkeit für den
Traktor einfach nicht in Worte fassen.
    „Ich kann es nicht so ausdrücken“,
stammelte er. „Aber der Traktor hat für mich zwischen Hierbleiben und Fortgehen
entschieden. Und vor allem, wenn ich beobachte, wieviel besser es Letty schon
nach so kurzer Zeit hier draußen geht, dann fange ich an zu glauben, daß unsere
Hoffnungen sich doch noch erfüllen.“
    „Ganz bestimmt!“ bekräftigte Paul. Er
sah sich auf dem Hof um. „Sie haben aber auch schon ganz schön Ordnung
geschaffen.“
    Dave nickte. „Trotzdem bleibt noch
genug zu tun. Aber es geht halt nur eins nach dem andern.“
    „Ich freue mich jetzt schon darauf,
Ihre Äcker wieder in Kultur zu sehen“, lächelte Paul. „Ich habe Sie immer um
dieses Tal beneidet und fand es schrecklich, daß dieser hervorragende Grund
brachliegen mußte!“
    „Mein Vater, sagt man“, seufzte Dave, „hatte
ein Händchen für die Landwirtschaft. Aber ich... ach, ich fürchte, ich habe
kein Händchen, sondern eher zwei linke Hände!“
    „Sie werden es lernen, wenn Sie sich
Mühe geben“, tröstete ihn Paul. „Wir alle mußten doch einmal anfangen. Und wenn
Sie einmal Hilfe brauchen, müssen Sie mich sofort rufen!“
    „Sie haben schon genug getan, indem Sie
mir den Traktor angeboten haben. Ich hoffe, von nun an selbst klarzukommen,
ohne den Nachbarn zur Last fallen zu müssen!“
    Nachdem Paul seinen neuen Freund
eingehend in der Bedienung des Traktors unterwiesen hatte, machte sich Familie
Martin auf den Heimweg.
    Timmy legte den Kopf auf Onkel Petries
Schulter und schlief sofort ein, während Lassie in seinem Schoß ruhte. Ruth
vergewisserte sich mit einem forschenden Blick, daß der Junge wirklich nichts
hörte, und wandte sich dann an ihren Mann.
    „Nun sag doch nur, warum die Kinder
morgen nicht reiten dürfen!“
    „Hm, hm...“ Paul wollte Ruth nicht
beunruhigen. „Die... hm... Wettervorhersage hat gewaltige Stürme prophezeit,
und ich möchte nicht, daß die Kinder davon überrascht werden.“
    Ruth verzog den Mund. „Schlecht, mein
Freund! Den Wetterbericht habe ich auch gehört! Danach dürften deine Unwetter
noch ein paar Tage auf sich warten lassen — falls sie überhaupt zu uns kommen.
Na... nun sag schon den wahren Grund!“
    Paul warf ihr einen Seitenblick zu.
Sogar im schwachen Licht des Armaturenbrettes sah er ihr an, daß sie
weiterfragen würde, bis sie die Wahrheit herausgepreßt hatte.
    „Na schön — aber daß du es auf keinen
Fall weitersagst!“ Und dann berichtete er von Bennetts Verdacht, der Einbrecher
im Laden von Sam Moss könne der entwichene Sträfling sein. „Hoffentlich wird er
bald aufgespürt!“ schloß er.
    Und nach kurzer Pause meinte seine
Frau: „Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie tut mir der arme Kerl leid! Es
muß schrecklich sein, gehetzt zu werden und Hunger zu haben. Er muß doch in
ständiger Angst leben!“
     
     
    Aber Ruth verschwendete ihr Mitgefühl.
Der Mann, der ihr so leid tat, war gerade in diesem Augenblick mit der ganzen
Welt vollkommen zufrieden. Sein Magen war gefüllt, und er hatte jemanden, der
für ihn kochte und saubermachte. Und diesen Jemand konnte man ganz nach Wunsch
herumkommandieren, denn nie hätte er es gewagt, sich einem Befehl zu
widersetzen. Jetzt hockte er am Höhleneingang und versuchte, fern vom Feuer,
das der Besucher für sich in Anspruch nahm, und ohne Decke, die der Fremde ihm
abgenommen hatte, halbwegs warm zu bleiben. Und sein „Gast“ fühlte sich
obendrein zum Reden aufgelegt.
    „He, Alter, weshalb ist denn die
Polizei hinter dir her?“
    Joey zwinkerte mit müden Augen. „Ach,
wegen allerlei! Wen interessiert das schon!“
    „Hm, ich frage nur so“, gähnte der
Große.
    Das Feuer war heruntergebrannt, und er
schaute sich nach neuem Heizmaterial um. Da lag die Zeitung, in die das Brot
der Jungen eingewickelt gewesen war. Aber gerade, als er sie den Flammen
überantworten wollte, fiel sein Blick auf den Artikel über Blackie Sanders. Er
las ihn durch, legte die Zeitung wieder beiseite und spähte mit schmalen Augen
zu dem schlafenden Alten hinüber. Ganz langsam glitt seine Hand an den
Revolver. Er spannte und entsicherte ihn.
    „He, wach auf!“ grölte er dann.
    Verschlafen fuhr Joey auf, ungehalten
über die Störung, und schaute den unheimlichen Fremden verständnislos an.
    „W-was ist denn schon wieder?“ brummte
er. Aber als er die drohende Revolvermündung erkannte, riß er die Augen

Weitere Kostenlose Bücher