Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
der Wohnung verschafft. Er bekommt monatlich eine feste Summe vom Rathaus. Brix? Brix?«
Sie dachte, er hätte aufgelegt. Da fragte er: »Wer hat die Zahlungen angeordnet?«
»Das versuche ich ja rauszukriegen. Wir müssen sein Telefon überwachen. Er ist in Panik. Er telefoniert mit jemandem. Besorgen Sie mir den Namen.«
Wieder Stille.
»Vor einer halben Stunde hat er jemanden aus der Vester Voldgade angerufen.«
Die lange Straße, an der das Rathaus lag. Nicht weit weg.
»Danke dafür«, sagte sie. »Mit wem hat er telefoniert?«
»Mit einer Fluggesellschaft.«
Skovgaard legte auf.
»Bremer hat die Fraktionsführer zusammengerufen. Heute Abend findet ein Meeting statt.«
»Bis dahin kriegen die Olav. Ruf Lund an und frag, wie weit sie sind.«
Sie ging in das Büro nebenan.
»Troels, wenn die ihn nicht finden, musst du die Wahrheit sagen. Das ist dir doch klar, oder?«
»Das haben wir doch alles schon besprochen.«
»Bremer wird dich für nicht wählbar erklären lassen. Wenn das passiert, gibt es kein Zurück. Keine schmutzigen Einzelheiten. Keine Allianzen. Dann bist du erledigt. Ein für alle Mal. Musst aus der Partei austreten. Die Politik an den Nagel hängen. Dann ist es vorbei.«
»Die finden ihn!«
»Und wenn nicht?« Morten Weber sah sich in dem kleinen Büro um.
Die Plakate mit dem lächelnden Hartmann. »Das alles geht den Bach runter, bloß weil du nicht den Mumm hast …«
Erbost sprang Hartmann auf.
»Die finden ihn«, schrie er.
Poul Bremer ging durch die Rathaus-Tiefgarage, in der Hand den Aktenkoffer, an der Seite seine Assistentin. Im Dunkeln lauerte Christensen.
»Wir müssen der Presse irgendwas sagen«, sagte Bremer. »Ich habe weder von Hartmann noch von der Polizei etwas gehört. Ich habe eine Dringlichkeitssitzung der Fraktionsvorsitzenden einberufen. Dieser Skandal schadet uns allen. Die Affäre wirft ein schiefes Licht auf die Politiker.«
Die Frau nickte.
»Ich nehme an, wir werden Hartmann für nicht wählbar erklären«, fuhr Bremer fort. »Das scheint unausweichlich. Aber es ist wichtig, dass wir uns in dem Punkt alle einig sind. Einstimmig. Wenn es abweichende Meinungen gibt, schwelt das Problem nur weiter.«
Christensen kam aus dem Dunkel direkt auf Bremer zu.
»Wir müssen reden«, sagte er.
»Wer zum Teufel sind Sie denn? Presse? Jetzt nicht.«
Christensens Augen blitzten wütend auf.
»Sie wissen genau, wer ich bin. Ich bin Olav. Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen.«
Bremer ging weiter.
»Olav?«
»Jawohl. Christensen. Aus Hartmanns Abteilung.«
Bremer schüttelte das ergraute Haupt.
»Tut mir leid. Ich weiß nicht, wovon Sie reden, und ich hab zu tun. Ich kenne Sie nicht.«
»Doch!«
Christensens Kreischen hallte von den Wänden der Garage wider.
»Ich bin der, der Ihnen geholfen hat. Erinnern Sie sich? Ohne mich sind Sie geliefert, Mann.«
Bremer blieb stehen und sah ihn an. Er bat seine Assistentin weiterzugehen.
»Mir geholfen? Wobei?«
»Das wissen Sie genau.«
»Nein. Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Sie haben die Wohnung benutzt.«
»Die Wohnung? Was für eine Wohnung?«
»Ich hab Ihnen die Schlüssel besorgt. Als Sie sie haben wollten …«
»Nein, nein, nein. Beruhigen Sie sich. Ich habe nie um irgendwelche Schlüssel gebeten.«
Christensen stand mit offenem Mund in der kalten Garage.
»Wer schickt Sie?«, fragte Bremer. »Hartmann?«
»Soll das heißen, er hat mich nicht mal erwähnt?«
Bremer schloss für einen Moment die Augen.
»Zum letzten Mal. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Wenn Sie etwas wissen, sollten Sie die Polizei einschalten.«
Er holte sein Handy hervor.
»Wie war noch mal Ihr Name?«
Bremer fummelte an den Tasten seines Handys herum.
Als er wieder aufschaute, war Christensen verschwunden.
Zwei Minuten vom Rathaus entfernt bekam Lund einen Anruf von Meyer.
»Ich hab hier jemanden, der mit dir reden will«, sagte er.
»Keine Zeit.«
»Sag’s ihm selbst.«
Eine Stimme, die sie nicht auf Anhieb erkannte: »Ich bin’s, Carsten.«
»Ich muss dich zurückrufen.«
»Es geht um Mark.«
»Er hat gesagt, ihr habt Spaß miteinander.«
»Mark war die ganze Woche nicht in der Schule. Ich hab mit seinem Lehrer gesprochen. Die haben gedacht, er ist schon in Schweden.«
»Da muss ich mal ein Wörtchen mit ihm reden«, sagte Lund.
»Darüber sind wir schon hinaus, Sarah. Wenn du mal Zeit hast, über deine Familie zu sprechen, ruf mich an. Aber warte nicht zu lange. Ich lasse
Weitere Kostenlose Bücher