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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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der Erde stand, unauffällig bis auf die Sturzbäche faulig riechenden Wassers, die unter den Türen hervorschossen.
    Meyer beendete sein Telefonat. Sie gingen zu dem Wagen und sahen durch die Fenster. Leer. Die Kofferraumabdeckung war geschlossen; darunter konnte sich etwas verbergen. Meyer versuchte die Heckklappe zu öffnen. Abgeschlossen.
    »Ich hol eine Brechstange«, sagte er.
    Lichter von hinten. Lund drehte sich um. Kein Pkw. Ein Transporter. Rot im Scheinwerferlicht der Polizeiautos.
    Birk Larsen telefonierte noch, als er das Absperrband erreichte. Man hatte hohe mobile Flutlichtmasten aufgebaut, wie sie bei Sportveranstaltungen verwendet wurden. Sein Kopf fühlte sich seltsam an. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Warte mal kurz«, sagte er. Pernilles Antwort hörte er nicht mehr.
    Stieg aus. Ging nach vorn.
    »Wo bist du?«, fragte sie.
    »Auf dem Marschland in Vestamager.«
    Eine Pause, dann fragte sie: »Ist die Polizei noch dort?«
    Zwei Polizisten wollten ihn aufhalten, doch Birk Larsen schob sie mit seinem mächtigen Arm beiseite und ging weiter auf die niedrige Eisenbrücke zu.
    »Ich krieg raus, was da los ist, okay?«
    »Theis!«
    Noch mehr Polizisten. Sie umschwärmten ihn wie aufgestörte Bienen, doch er marschierte unbeirrt weiter, schlug ihre Hände weg, das Telefon am Ohr.
    Durch den Lärm hörte er noch Pernilles Stimme.
    »Was ist da, Theis? Was ist da? «
    Ein Geräusch weiter vorn.
    Strömendes Wasser.
    Strömendes Wasser. Es stürzte aus dem Fond, nachdem Meyer die Hecktür aufgestemmt hatte. Gießbäche auf die sumpfige Erde. Der Geruch war schlimmer. Lund schob sich noch ein Nicotinell in den Mund und wartete. Nach dem Wasser rutschten zwei nackte Beine auf die glänzende hintere Stoßstange. Lund leuchtete sie mit ihrer Taschenlampe an. Die Fesseln mit Kabelbindern eng zusammengeschnürt. Dann eine Bewegung. Ein dunkler Schatten wand sich um die bleichen toten Beine, haftete an der Haut, glitt dann zu den Füßen hinab und über die Stoßstange zu Boden. Einer der Polizisten übergab sich ins gelbe Gras.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte Lund und trat einen Schritt auf den Wagen zu.
    Meyer nickte zu dem würgenden Mann hin.
    »Von ihm kommt’s nicht«, sagte er.
    Es war eine laute, heisere Stimme, und sie klang wütend. Das Wasser floss aus dem Auto ab, zwei weitere Aale glitten in die Freiheit, dann steckte Lund den Kopf in die Hecköffnung. Das blonde Haar sah nicht mehr so aus wie auf den Fotos. Und das Gesicht …
    Die wütende Stimme brüllte einen Namen.
    »O Gott«, sagte Meyer. »Da kommt der Vater.«
    Theis Birk Larsen war ein großer, starker Mann. Es war lange her, seit er sich mit Polizisten angelegt hatte, aber manches verlernte man nicht. Zwei schnelle Hiebe, ein Brüller, und er marschierte weiter auf die schwarze Brücke zu. Jetzt sah er ein Auto auf dem Weg, daneben einen Kranwagen. Hin und her laufende Gestalten. Er hob das Telefon wieder ans Ohr.
    »Theis!«, schrie Pernille.
    »Ich rede mit ihnen.«
    Die Polizisten, die er abgeschüttelt hatte, waren wieder hinter ihm. Noch mehr jetzt. Zu viele. Eine Frau kam von dem Auto her langsam auf ihn zu. Im grellen Flutlicht ein ernstes Gesicht, lange braune Haare, glänzende Augen, traurig und interessiert.
    »Um Gottes willen, Theis …«
    Jetzt hatten sie ihn, sechs Mann, vielleicht sieben. Hatten alles, bis auf den Arm mit dem Handy. Birk Larsen wehrte sich nicht mehr. Sagte, so ruhig er konnte: »Ich bin Nannas Vater. Ich will wissen, was da los ist.«
    Die Frau stieg über ein letztes rot-weißes Absperrband. Sagte nichts, ging weiter auf ihn zu, sah ihm ins Gesicht, kaute Kaugummi. Eine Stimme, losgelöst von ihm, nicht seine eigene, fragte unterwürfig: »Ist das meine Tochter?«
    »Sie dürfen hier nicht sein.«
    Pernille war in seinem Ohr, in seinem Kopf, eine einzige Frage: »Theis?«
    Die Frau blieb vor ihm stehen.
    »Ist das Nanna?«, fragte Birk Larsen noch einmal.
    Sie schwieg.
    »Ist sie es?«
    Die Frau nickte nur.
    Das Brüllen kam tief aus seinem Bauch, stieg in ihm auf, brach hervor in die feuchte Nachtluft. So laut, so voller Kummer bar jeglichen Begreifens, so voller Wut, dass man es bis nach Kopenhagen hätte hören können. Aber das war nicht nötig. Da war das Telefon. Er wehrte sich, schrie, wollte sie sehen, und Pernille schrie mit ihm, weinte wie er.
    Mutter und Vater. Ein totes Kind.
    Dann versiegte aller Zorn, alle Kraft. Theis Birk Larsen war ein gebrochener Mann, weinend, schwach,

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