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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Friedhof nichts mehr gesagt. Vagn war ins Lager zurückgefahren, um Aufträge zu bearbeiten. Lotte hatte das Gefühl, dass sie das Kommando übernehmen musste.
    »Was hätten denn zwei hungrige kleine Jungs am liebsten zum Abendessen?«, fragte sie so fröhlich wie möglich.
    Sie würden am Tivoli vorbeikommen. Der Rummelplatz würde hell erleuchtet sein. Wenn sie das Geld gehabt hätte, wäre sie aus schierer Verzweiflung mit den Jungs hingegangen.
    »Ich weiß nicht«, sagte Emil langsam, gedehnt, gelangweilt.
    »Papas Riesenpfannkuchen mit Marmelade!«, rief Anton.
    Emil knallte ihm eine dafür. Lotte hörte es. Pernille saß auf dem Beifahrersitz, noch immer ganz benommen von dem Streit.
    »Okay«, sagte Lotte. »Dann machen wir Pfannkuchen.«
    Ampeln. Grüppchen von Männern und Frauen unterwegs in die Nachtlokale. Samstagabend in der City.
    »Dafür«, sagte Lotte und lächelte ihnen im Rückspiegel zu, »brauchen wir Milch und Eier.«
    Sie wandte sich ihrer Schwester zu.
    »Pernille?«
    Der wilde Blick, den Lotte nicht ausstehen konnte.
    »Schon okay«, sagte sie rasch. »Ich mach das.«
    »Lotte.«
    Pernille legte die Hand auf den Türgriff. Es sah aus, als wollte sie aus dem fahrenden Auto springen.
    »Kannst du heute Nacht die Jungs nehmen?«
    »Klar. Wenn du möchtest. Warum?«
    Pernille antwortete nicht. Sie drehte sich um und sagte: »Ihr fahrt heute zu Lotte und esst Pfannkuchen. Okay?«
    Kein Wort, dann fragte Anton: »Kommst du nicht mit?«
    Sie schaute wieder in den Verkehr hinaus, auf die Lichter und die Menschen auf der Straße.
    »Nein.«
    Eine Kreuzung. Bars. Neon. Leute. Anonymität der Nacht.
    »Lass mich hier raus.«
    Lotte fuhr weiter.
    »Lass uns nach Hause fahren. Bestimmt hat Vagn Theis inzwischen gefunden.«
    Pernille nahm ihre Handtasche.
    »Lass mich hier raus«, wiederholte sie.
    Der Wagen fuhr weiter.
    Sie schrie los.
    »Ich hab gesagt, du sollst mich rauslassen! Ich will raus, raus, raus …«
    Mit Tränen in den Augen und pochendem Herzen fuhr Lotte rechts ran. Ihre Schwester verschwand ohne ein weiteres Wort.
    Hartmann war wieder in dem Vernehmungsraum, mit seiner Anwältin und einem Gefängniswärter. Ihm gegenüber saß Brix. Er war ruhig jetzt. Der alte Troels. Sprach über das Fest an dem Freitag, die verschiedenen Meetings, die Treffen in den labyrinthischen Fluren des Rathauses.
    »Glauben Sie an Gott?«, fragte er Brix.
    »Sitze ich deswegen hier?«, murrte der schlanke Polizist.
    »Nein. Sie sind zu Ihrem Vergnügen hier. Um sich daran zu weiden, wie ich mich winde.«
    »Troels …« Die Anwältin wirkte besorgt. »Brix tut Ihnen gerade einen Gefallen.«
    »Aha, einen Gefallen«, murmelte Hartmann.
    Brix sah seufzend auf die Uhr.
    »Ich glaube nicht an Gott«, sagte Hartmann. »Noch nie gemacht. Aber manchmal frage ich mich, ob das nicht nur eine Art … Feigheit ist. Weil es das Schlimmste wäre, alles, was man hat, auf diesen simplen Glauben zu setzen. Und dann eines Morgens aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein einziger großer, grausamer Witz war.«
    »Troels …«, ermahnte ihn die Anwältin erneut.
    »Verstehen Sie?«
    Die Frage war an Brix gerichtet, nicht an sie.
    »Dieser Abend im Rathaus. Das war unser Hochzeitstag. Um mich herum lauter lächelnde, strahlende Leute. Mein Gesicht auf den Plakaten. Alle mochten Troels Hartmann.«
    Ein kalter, schneidender Blick über den Tisch hinweg.
    »Den Mann, der die Ära Bremer beenden würde.«
    Hartmann lachte, über sich selbst, über seine eigene Dummheit.
    »Und ich hab mir einen Dreck daraus gemacht. Das wusste ich in dem Moment. Der Champagner, das Essen und die Glückwünsche. Ich dachte nur an sie. Daran, wie sehr sie mir fehlte. Was ich verloren hatte. Für immer …«
    Er schloss die Augen. Erinnerte sich.
    »Die anderen haben nichts gemerkt. Haben nur Troels Hartmann gesehen, der seine übliche Nummer abzieht. Lachen, scherzen, lächeln. Und die ganze Zeit hab ich mich gefragt: warum?«
    Er tippte sich auf die Brust.
    »Womit hatte ich das verdient? All den … sinnlosen … Mist.«
    Er zuckte die Schultern.
    »Ich war der Priester, der einen Brief von Gott bekommt, in dem steht … ›Tja, schön blöd von dir‹. Und so hab ich getan, was ein guter, tapferer Mann tut. Ich hab mich davongestohlen und mich sinnlos betrunken. Also …« Er nickte Brix zu. »Da haben Sie ein Geständnis.«
    »Und dann?«
    »Ich konnte Rie nicht gegenübertreten. Deshalb hab ich ein Taxi genommen und bin ins Sommerhaus

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