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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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musste. Räumte ein bisschen auf. Stellte die Blumenvase wieder hin, die kaputte Lampe. Schaffte Pernille aus dem Hotel. Er war mit einem kleinen Transporter gekommen. Es roch darin nach verstaubten Teppichen.
    »Lotte ist mit den Jungs bei deinen Eltern. Hast du was von Theis gehört?«
    Nur Lichter und Autos. Kein Wort.
    »Verdammt nochmal, Pernille! Sag was!«
    Am Rathaus vorbei, am Bahnhof, über die lange, schnurgerade Vesterbrogade. Nach Vesterbro hinein, vorbei an Cafés und Bars, vorbei an den Seitenstraßen mit ihren Drogenkneipen, den Nutten und Partygängern, den Nachtmenschen.
    »Einmal waren wir am Meer«, sagte sie. »Ich wollte Nanna das Schwimmen beibringen.«
    Vorbei an der Schule der Jungs und der Kirche, in der Nannas weißer Sarg gestanden hatte.
    »Wir standen im Wasser. Ich hab gesagt … als Erstes musst du lernen, dich über Wasser zu halten.«
    Nach Hause.
    »Sie hatte Angst. Aber ich hab gesagt, ich halte sie fest. Immer. Egal, was kommt. Ich halte sie.«
    Sie hob die Hand an den Mund. Tränen. Ein krampfartiger Anfall von Traurigkeit.
    »Ich lass sie niemals los«, schluchzte sie. »Niemals.«
    Bei Vibeke schaute Lund die Abendnachrichten. Ihr Kopf schmerzte nicht allzu sehr. Das Bier half. Brix stand vor dem Wohnblock, blickte ernst in die Kamera. Er ließ sich gern fürs Fernsehen filmen.
    »Jens Holck wurde in Notwehr erschossen, nachdem er eine Beamtin mit einer Waffe bedroht hatte. Ein anderer Beamter hat ihn am Tatort getötet. Vieles deutet darauf hin, das Holck der Täter war, nach dem wir im Fall Birk Larsen gesucht haben.«
    Die Reporterin bestürmte ihn mit Fragen nach Hartmann, doch Brix ließ sich nicht beirren. Bengt kam herein, setzte sich neben sie.
    »Wir hatten berechtigten Grund zu der Annahme, dass es eine Verbindung zum Rathaus gab. Offenbar hat Holck Unterlagen manipuliert, sodass der Verdacht auf Troels Hartmann fiel. Ich freue mich, sagen zu können, dass Hartmann in der ganzen Angelegenheit unschuldiges Opfer war und die Polizei von Anfang an in jeder Weise unterstützt hat.«
    »Sarah …«
    »Moment …«
    Er nahm die Fernbedienung, schaltete den Fernseher aus.
    »Du solltest reden«, sagte er.
    »Worüber?«
    »Darüber, wie du dich fühlst.«
    »Wie fühle ich mich denn?«
    »Schuldig.«
    »Nein«, kam prompt die Antwort.
    »Hast du Angst?«
    Sie schaute auf den dunklen Bildschirm, schüttelte den Kopf.
    »Die Reaktion wird aber kommen«, beharrte er.
    Lund fixierte den Bildschirm.
    »Ist das die Diagnose des Experten?«
    »Wenn du so willst.«
    »Das ist nicht das Problem.«
    Noch ein Schluck Bier.
    »Was dann?«
    Sie sah ihn stumm an. Bengt seufzte.
    »Okay. Du weißt ja, was ich über das Täterprofil gesagt habe. Dass es weitere Opfer geben könnte.«
    »Wenn es Holck war, dann ist das nicht sehr wahrscheinlich. Mit so einer Vergangenheit hätte er nicht dieses Leben führen können.«
    »Na, dann hab ich mich wohl geirrt. Soll ja vorkommen.«
    Sie sah ihn wieder an, schweigend.
    »Ich bin eben nicht so gescheit wie du, Sarah.«
    Er drückte ihre Hand. Sie reagierte nicht.
    »Ich sehe vieles nicht. Stelle mir vieles nicht vor. Ich kann es nicht.«
    Keine Antwort.
    »Manchmal wünschte ich, du auch nicht. Geht’s dir nicht selbst so?«
    Lund trank ihr Bier aus, überlegte, ob sie sich noch eines holen sollte.
    »Wir können uns eben nicht aussuchen, wer wir sind«, sagte sie.
    »In mancher Hinsicht schon. Sei froh, dass es vorbei ist.«
    Er strich ihr sanft das Haar aus der Stirn. »Sei froh, dass du das alles nicht mehr brauchst.«
    Sie starrte wieder auf den dunklen Bildschirm. Griff nach der Fernbedienung.
    »Komm ins Bett, Sarah. Lass es um Himmels willen gut sein.«

Neuntes Kapitel
SONNTAG, 16. NOVEMBER
    Die Wahlkommission trat um neun Uhr morgens zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen und hob ihren Beschluss vom Abend zuvor auf. Troels Hartmann war wieder im Rennen, entlastet, ein Opfer der Umstände. Niemand erfuhr von seinem Selbstmordversuch. Nicht einmal, so hoffte er, Poul Bremer.
    Zwei Stunden später im Büro der Liberalen. Morten Weber versuchte den Leuten Hoffnung zu machen: »Wir haben in den nächsten Tagen einiges zu tun. Wir müssen den Wählern klarmachen, dass Troels unschuldig ist. Wir wissen das natürlich. Die Polizei auch. Aber die Wähler müssen es auch begreifen.«
    Acht Mitglieder des Wahlkampfteams und Hartmann.
    »Viele unserer Sponsoren sind abgesprungen«, fuhr Weber fort. »Und ohne Geld kein Wahlkampf. Also müssen wir

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