Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
Vom Netzwerk:
sie zurückgewinnen.«
    »Was ist mit der Allianz?«, fragte Elisabet Hedegaard.
    »Vergesst die Allianz«, sagte Hartmann. »Wenn wir genug Stimmen haben, dann kommen die schon. Wo sollen sie denn sonst hin?«
    Hedegaard schien nicht überzeugt.
    »Dienstag in einer Woche ist die Wahl. Was das bedeutet, wissen wir alle. Bis Samstag haben sich die Wähler entschieden. Da bleibt nicht genug Zeit.«
    »Elisabet hat recht. Die Zeit arbeitet gegen uns. Die Medien auch. Vielleicht hat Bremer noch mehr Tricks auf Lager.« Hartmann zuckte die Schultern. »Ich weiß nur eins: Wenn wir’s nicht versuchen, verlieren wir. Warum also nicht alles geben? Warum nicht kämpfen? Warum nicht träumen?«
    Er lachte. Genoss die kleine Bühne, das kleine Publikum.
    »Für politische Meditation kann ich eine Gefängniszelle nicht gerade empfehlen. Aber irgendwie funktioniert es. Als ich da saß …«
    Sein Blick schweifte in die Ferne. Alle, selbst Weber, hielten den Atem an.
    »… in meinem blauen Häftlingsanzug, da hab ich darüber nachgedacht, wer wir eigentlich sind.« Er nickte ihnen zu. »Und über euch. Darüber, wofür wir kämpfen. Und daran hat sich nichts geändert. Unsere Ideen, unsere Ziele sind dieselben geblieben. Sind sie uns heute weniger wichtig als gestern?«
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nein. Sie sind mir noch wichtiger, ich brenne dafür. Ich will kein Rathaus, das ein falsches Spiel mit der Polizei treiben kann, nur weil es irgendjemandem in den Kram passt.«
    Zustimmendes Gemurmel. Die Atmosphäre entspannte sich. Schlug zu seinen Gunsten um.
    »Wollen wir das Beste aus der Situation machen? Oder wollen wir Poul Bremer und seinen Handlangern geben, worauf sie so scharf sind? Noch vier vergeudete Jahre?«
    Weber applaudierte. Elisabet Hedegaard auch. Die anderen fielen ein. Hartmann lächelte, sah sie der Reihe nach an, wusste jeden Namen. Fast alle waren bereit gewesen, ihn fallenzulassen. Und bei jedem von ihnen würde er sich später in einem privaten Telefongespräch überschwänglich für seine Unterstützung bedanken.
    »Also, an die Arbeit. Wir sehen uns dann da draußen.«
    Er schaute ihnen nach.
    »Hast du mit Rie gesprochen?«, fragte Weber. »Es gibt eine Menge zu tun.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich hab ihr tausend Nachrichten hinterlassen, aber sie ruft nicht zurück.«
    Es klopfte. Poul Bremer. Wintermantel, leuchtend roter Schal, strahlendes Lächeln – er sah aus, als sei er auf dem Weg zu einem Weihnachtsmann-Casting.
    »Troels!«, rief er laut und fröhlich. »Tut mir leid, wenn ich störe. Ich wollte nur sagen …«
    Er trat ein, nahm den Schal ab. Das Lächeln erlosch. Ehrlichkeit.
    »Willkommen zurück.«
    »Das ist sehr nett von dir.«
    Weber murmelte irgendetwas und verzog sich an seinen Schreibtisch. Bremer ging in Hartmanns Privatbüro, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und nahm auf dem Sofa Platz.
    »Also, dieser Holck …« Er schüttelte den Kopf. »Ein Einzelgänger war er ja immer. Aber dass er so was tut … Ich versteh das nicht. Warum nur? Wir waren ja zusammen in Lettland. Da war er zwar ein bisschen bedrückt, aber …«
    Er nahm ein Keks und knabberte daran.
    »Ein fähiger Mann, aber einfallslos. Die Gemäßigten sind ohne ihn im Grunde besser dran. Wenn auch noch nicht gleich. Bei dieser Wahl haben sie keine Chance. So wenig wie Kirstens Leute und all die anderen Flöhe, die sich so gern von anderer Leute Blut ernähren.«
    Wieder das breite Grinsen.
    »Aber wie dem auch sei – die sind alle weg vom Fenster, dank dir. Jetzt sind nur noch wir beide im Rennen. Wenn du das so geplant hättest, würde ich dir gratulieren.«
    »Hast du mir irgendwas zu sagen?«
    Noch ein Schluck Kaffee, dann richteten sich die durchdringenden grauen Augen auf Hartmann.
    »Ja. Was passiert ist, tut mir sehr leid. Glaub mir. Gestern Abend war ich überzeugt, dass wir unter den gegebenen Umständen das Richtige tun. Wir haben uns geirrt, aber wir wussten es nicht besser.«
    Eine effektvolle Pause.
    »Und mir tut es leid, Poul, dass ich dir in der Hitze des Gefechts ein paar Sachen an den Kopf geworfen habe.«
    Bremer zuckte die Schultern.
    »Kein Problem. Denk nicht mehr dran. Ich tu’s auch nicht. Wir müssen jetzt nach vorn schauen. Wir sind ja alle von der Sache betroffen. Nicht nur du.«
    Hartmann nahm ihm gegenüber Platz.
    »Und?«
    »Es gibt einen Konsens. Einen seltenen Konsens. Ich habe mit den anderen gesprochen, nachdem sie deinen Wahlausschluss wieder aufgehoben hatten.

Weitere Kostenlose Bücher