Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
haben es hier mit einen Mordfall zu tun. Wir brauchen Antworten!«
Weber setzte sich, sah Meyer mit hochgezogenen Brauen an und wandte sich dann Lund zu. Checkt die Hierarchie, dachte Lund. Kluger Mann.
»Deshalb habe ich an der Pforte angerufen. Der Schlüssel zu dem Wagen wurde am Freitag von Rikke Nielsen abgeholt.«
»Wer ist das?«
»Sie leitet das Team unserer freiwilligen Helfer.« Weber zuckte die Schultern. »Jeder kann bei uns mitmachen. Wenn nicht genug Leute da sind, beschäftigen wir Aushilfskräfte.«
Er warf Meyer einen Blick zu, der jetzt auf und ab ging, die Hände in den Taschen, wie ein Kampfhahn, der es kaum erwarten kann.
»Haben Sie sie angerufen?«, fragte Meyer.
»Ihr Handy ist ausgeschaltet. Sie organisiert wahrscheinlich gerade das Aufhängen der Plakate.«
Meyer nickte sarkastisch.
»Wahrscheinlich?«
»Ja. Wie ich gesagt habe. Da sind dreißig Fahrer zu koordinieren. Das ist eine Menge Arbeit.«
»Stopp!« Meyer stand wieder am Tisch. »Ein Mädchen ist tot, und Sie sitzen hier, als seien Sie über das alles erhaben.«
»Meyer«, sagte Lund.
»Ich will Antworten!«, blaffte er.
»Meyer!«
Sehr laut. Er hielt inne.
»Ruf im Präsidium an«, wies sie ihn an. »Melde Buchard den neuesten Stand. Sag ihm, wir befragen jetzt die freiwilligen Helfer.«
Er rührte sich nicht.
»Der schläft bestimmt längst …«
Sie sah ihn durchdringend an.
»Tu’s einfach.«
Er ging zum Fenster.
»Haben Sie eine Idee, wo Rikke Nielsen sein könnte?«, fragte Lund.
Weber strich etwas auf einem Blatt Papier mit grünem Marker an.
»Da. Das ist am wahrscheinlichsten.«
Skovgaard nahm das Blatt, überflog die Namen und gab es weiter.
»Was ist mit der Presse?«, fragte sie. »Die brauchen nichts davon zu erfahren.«
Lund schüttelte befremdet den Kopf.
»Ein junges Mädchen ist ermordet worden. Wir können das nicht geheim halten.«
»Nein«, sagte Hartmann. »Wenn es ein Wagen von uns war, müssen wir eine Pressemitteilung rausgeben. Auf keinen Fall darf der Eindruck entstehen, wir wollten etwas vertuschen.«
»Im Moment dürfen aber noch keine Details bekanntgegeben werden«, beharrte Lund. »Sie reden mit niemandem über die Sache außer mit mir.«
Skovgaard stand auf und breitete die Arme aus.
»Wir sind mitten im Wahlkampf. Da können wir so was nicht zurückhalten.«
Lund wandte sich an Hartmann.
»Die Informationen, die wir Ihnen gegeben haben, sind vertraulich. Wenn Sie es vorziehen, sie publik zu machen und die Ermittlungen in einem Mordfall zu behindern – bitte sehr. Aber dann müssen Sie die Konsequenzen tragen. Und Konsequenzen wird das haben, Hartmann. Das garantiere ich Ihnen.«
Weber hustete. Skovgaard schwieg. Meyer schaute erfreut drein.
»Rie«, sagte Hartmann, »ein bisschen können wir schon noch warten. Sofern …«
Ein winziges bittendes Lächeln.
»Sofern was?«, fragte Meyer.
»Sofern Sie nichts rausgeben, ohne sich vorher mit uns kurzzuschließen. Dann können wir zusammenarbeiten. Dafür sorgen, dass alles korrekt läuft.«
Er verschränkte die Arme. Sein Hemd war so blau wie das Wahlplakat über ihm an der Wand. Alles war aufeinander abgestimmt. Genau geplant. Lund holte ihre Karte hervor, strich ihren Namen durch und schrieb »Jan Meyer« darüber.
»Rufen Sie ihn morgen früh unter dieser Nummer an«, sagte sie. »Er bringt Sie dann auf den neuesten Stand.«
»Ist das nicht Ihr Fall?«
»Nein. Er wird sich um alles Weitere kümmern.«
Weber begleitete die Beamten hinaus. Skovgaard, noch leicht gekränkt, blieb bei Hartmann.
»Was zum Teufel soll das, Troels?«
»Frag mich was Leichteres.«
»Wenn wir etwas geheim halten, kann es passieren, dass uns die Presse in der Luft zerreißt. Die lieben das Wort ›vertuschen‹. Da geht denen einer ab.«
»Wir vertuschen nichts. Wir tun, was die Polizei verlangt.«
»Das wird die nicht interessieren.«
Hartmann zog sein Jackett an, überlegte, sah sie an.
»Lund hat uns keine Wahl gelassen. Die zerreißen uns auch in der Luft, wenn wir eine Morduntersuchung behindern. Das weiß Lund. Es hat nichts mit uns zu tun. Vergiss es.«
Ein scharfer Blick aus geweiteten Augen, der Mund offen.
»Ein Mädchen wird tot in einem unserer Wagen gefunden. Und das hat nichts mit uns zu tun?«
»Nein. Wenn du dir unbedingt Sorgen machen willst, dann sieh dich mal hier um.«
Er zeigte auf die Tür des Hauptbüros. Acht bis zehn Vollzeitkräfte arbeiteten dort tagsüber.
»Wie meinst du das?«
»Sind wir
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