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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Oberbürgermeister?«
    Das Interview führte eine Frau. Hartmann kannte sie schon. Intelligent und attraktiv. Ein Nicken des majestätischen grauen Kopfes.
    »Natürlich. Aber reden wir doch von etwas anderem. Zuwanderung. Integrationsvorbilder vor allem.«
    Er blickte in die Kamera, sah dann Hartmann an.
    »Im Ernst, Troels. Die sind doch nur ein Werbetrick.«
    Hartmann versteifte sich.
    »Dann hören Sie sich mal in Ihren Ghettos um«, sagte er.
    Ein leutseliges Lachen.
    »Wir haben gute, bezahlbare Wohnungen gebaut, für Leute, die größtenteils ungebeten hierherkommen. Und sie sind dankbar dafür. Wir können ihnen nicht vorschreiben, wo sie wohnen sollen.«
    Zorn stieg in Hartmann auf.
    »Aber Sie könnten versuchen, etwas gegen soziale Ungleichheit zu tun …«
    »Kommen wir noch mal auf die Integrationsvorbilder zurück«, fiel Bremer ihm ins Wort. »Die scheinen Sie ja zu faszinieren. Ihre persönliche Erfindung. Warum? Warum sind sie so wichtig?«
    »Soziale Ungleichheit …«
    »Warum sollten Zuwanderer anders behandelt werden? Diskriminierung von Minderheiten dulde ich nicht. Aber Sie möchten den Minderheiten Rechte einräumen, die alle anderen nicht haben. Diejenigen, die hier geboren sind. Warum sollten Migranten nicht genauso behandelt werden wie jeder andere auch?«
    Troels Hartmann holte tief Luft, musterte den Mann auf der anderen Seite des Tischs. Er hatte diese durchtriebenen Schachzüge schon so oft erlebt …
    »Darum geht es nicht, das wissen Sie genau.«
    »Nein«, konterte Bremer. »Klären Sie mich auf. Worum geht es dann?«
    Hartmann suchte nach Worten. Bremer ahnte etwas.
    »Im Moment scheinen Sie nicht sehr stolz auf Ihre Integrationsvorbilder zu sein. Warum nicht?«
    Poul Bremer wusste etwas. Sein Grinsen verriet es. Hartmanns Hände gestikulierten. Sein Mund öffnete sich. Doch er sagte nichts. Aus dem Dunkel war eine leise Anweisung zu hören.
    »Auf Hartmann halten. Kamera eins.«
    Eine Politikerkarriere konnte von einem Augenblick zum anderen beendet sein. Durch eine einzige unbedachte Aktion. Ein einziges unbesonnenes Wort.
    »Doch. Ich bin sehr stolz auf sie.«
    »Ach ja?«, sagte Bremer jovial.
    »Diese Leute arbeiten unentgeltlich dafür, Kopenhagen zu einem besseren Ort zu machen. Wir sollten ihnen dankbar sein. Und sie nicht als Bürger zweiter Klasse behandeln …«
    »Das klingt ja wunderbar.«
    »Lassen Sie mich ausreden!«
    »Nein. Nein. Ganz wunderbar.«
    Ein kurzer Blick in die Kamera. Dann richteten sich Bremers kalte Augen wieder auf sein Gegenüber.
    »Aber ist es nicht so, dass einige Ihrer Integrationsvorbilder selbst Kriminelle sind?«
    »Das ist doch Unsinn …«
    »Seien Sie ehrlich. Einer von ihnen ist in einen Mordfall verwickelt.«
    »Von was für einem Mordfall sprechen Sie?«, schaltete sich die Interviewerin ein.
    »Fragen Sie Troels Hartmann«, sagte Bremer. »Er kann es Ihnen sagen.«
    »Ist es ein anhängiger Mordfall?«, fragte die Frau.
    »Wie gesagt. Ein Mordfall. Aber …« Bremer runzelte die Stirn, als fände er es geschmacklos, näher darauf einzugehen. Der Schachzug war geglückt. Die Bombe war geplatzt. »Hartmann ist Schulsenator. Fragen Sie ihn.«
    »Nein«, sagte die Interviewerin verärgert. »Das ist inakzeptabel, Herr Bremer. Wenn Sie nicht deutlicher werden, müssen wir das Thema fallenlassen.«
    »Inakzeptabel?« Bremer hob die Hände. »Inakzeptabel ist …«
    »Es reicht!«
    Hartmann hatte so gebrüllt, dass sich ein Techniker in der Nähe des Tischs die Kopfhörer herunterriss.
    »Angenommen, Sie haben recht«, fuhr Hartmann fort. »Sagen wir, an den Gerüchten ist was dran.«
    »Ja«, stimmte der alte Mann zu. »Sagen wir, da ist was dran.«
    »Und was weiter? Wenn ein einziger Zuwanderer einen Fehler gemacht hat, schließt das dann alle anderen Zuwanderer mit ein? Das ist absurd, und das wissen Sie auch. Genauso müsste, was für einen Politiker gilt, für alle Politiker gelten.«
    »Sie weichen aus …«
    »Nein.« Hartmann kümmerte sich nicht mehr um das Bild, das er abgab. »Diese Integrationsvorbilder haben in vier Jahren mehr für die Integration erreicht als Sie in Ihrer ganzen Amtszeit. Unbezahlt, ohne Dank. Während Sie überhaupt nichts getan haben …«
    »Das stimmt nicht …«
    »Doch, das stimmt!«
    Hartmann hörte seine eigene wütende Stimme aus dem dunklen Inneren des Studios widerhallen. Bremer lehnte sich entspannt und selbstzufrieden zurück und verschränkte die Arme.
    »Ich habe Pläne für Kopenhagen«, begann

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