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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gefahrvoll galt und nicht ohne Ortskenntnisse oder Verteidigungsmöglichkeiten unternommen werden sollte.
    Es begann damit, daß Alins durch Spinnwebfäden fuhr, die wie im Spätsommer in der Luft trieben und in der heißen Sonne glitzerten. Es wurden immer mehr, die Pferde wurden unruhig und waren nur noch schwer auf Linie zu halten, Alins wehrte mit beiden Händen die Gespinste aus der Luft ab und fluchte dabei. Auch Naenn schaute besorgt aus dem Fenster und schnupperte umher.
    Schließlich waberten die Fäden wie zerfetzte Netze heran und legten sich als klebrige Widrigkeiten über Augen und Nüstern der Pferde, behinderten ihre Beine und bremsten sie zu augenrollendem Stehen und Schnauben. Ringsumher standen nur vereinzelte Bäume, der Larnus plätscherte gar nicht weit entfernt hinter einem Steilufer.
    Â»Vorsicht«, raunte Naenn, »ich fürchte, wir bekommen es gleich mit einer Baumspinnenbrut zu tun.«
    Kurz darauf begann es tatsächlich im Gras und Unterholz zu wimmeln. Fünfzig bis siebzig handgroße, haarlose Spinnen – die Nachkommenschaft einer einzigen Baumspinne, deren Körper das Ausmaß eines Wolfshundes hatte – näherten sich aus allen Richtungen der zum Stillstand gebrachten Kutsche. Von fünfzig bis siebzig Beißwerkzeugen troff scharf riechende Verdauungssäure. Den Passagieren und den Zugpferden stand ein schauerliches Schicksal bevor.
    Hellas weigerte sich, für diesen »Kleinkram« wertvolle Pfeile zu verschwenden, zog seinen Degen und sprang aus der Kutsche, um die Spinnenflut zurückzuschlagen. Bestar und Rodraeg taten es ihm gleich. Eljazokad war mit seiner Lichtmagie angesichts angreifender Spinnentiere vollkommen nutzlos und blieb lieber in der Kutsche. Naenn verhielt sich am seltsamsten: Sie kletterte auf das Kutschendach und stimmte dort oben einen eigenartigen Gesang an, der sehr schrill, krächzend und unmelodisch klang und besonders Hellas gewaltig auf die Nerven ging.
    Der Kampf gestaltete sich als schwierig. Während Alins Haldemuel versuchte, seinen Pferden die verklebten Köpfe vom Gespinst zu befreien und dabei einen hektischen Tanz aufführte, um sich im Gras nähernde Spinnen zu zertreten, versuchten die drei Klingenkämpfer vom Mammut mit Hieben und Stichen möglichst viele der flinken Gliederfüßer zu zerhauen oder aufzuspießen, was aber nicht einfach war. Zwei Spinnen kletterten bereits auf Bestar herum, Rodraeg hatte seine liebe Not, sich eine vom Hosenbein zu schütteln, die sich mit ihren Webeklauen erstaunlich fest halten konnte. Eljazokad fing an zu schreien, als gleich drei Spinnen durch die Kutschenfenster zu ihm ins Innere schwärmten und ihn angriffen.
    Naenn sang und kreischte immer noch wie eine Wahnsinnige, und plötzlich schoß hinter und über ihr ein Schwarm Dohlenvögel über den Himmel und machte sich mit Krallen und Schnäbeln über die Spinnenbrut her. Hellas und Bestar begannen sich nun auch noch gegen schwarz flatterndes Gefieder und schrill krächzende Schnäbel zu wehren, doch Rodraeg, der Naenn nicht aus den Augen gelassen hatte, zerrte die beiden Richtung Kutsche zurück und überließ den Kampf der ungleichen Tiere sich selbst. Zu dritt retteten sie Eljazokad, der bereits zweimal gebissen worden war, weil die in die Kutsche gelangten Spinnen vor den Dohlen sicher waren.
    Â»Weg hier!« rief Naenn Alins zu. Ihre zarten Arme schienen die Angriffswellen der Vögel zu dirigieren, es war ein ganz unglaublicher, an eine Sinnestäuschung gemahnender Anblick. Rodraeg, Bestar und Hellas sprangen in die Kutsche und warfen die drei toten Spinnen aus den Fenstern. Alins nutzte die natürliche Panik der Pferde, um sie mit großer Geschwindigkeit loslaufen und dieses schrill gellende und widerlich knirschende Schlachtgetümmel hinter sich zu lassen.
    Eine Meile entfernt hielten sie an und töteten noch sechs weitere Spinnen, die sich unter der Kutsche oder an den Pferden festgekrallt hatten. Naenn kümmerte sich um Eljazokad, saugte ihm das Blut aus zwei Bißwunden und spuckte es in den Straßengraben. Die anderen standen hilflos herum und beobachteten, wie der Dohlenschwarm hinter ihnen wieder aufstieg und sich zerstreute.
    Â»Unglaublich«, schnaufte Rodraeg, dem vor Anstrengung rote Funken vor den Augen tanzten. Sie alle waren von der unbarmherzigen Sonnenmondhitze durchgeschwitzt. »Das war richtig knapp. Wie hast du

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