Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
zu. »Und augenblicklich ist das Letzte, was die Jedi brauchen, dass in den Holonachrichten ein Haufen toter Mandalorianer auf den Tempelstufen auftauchen.«
»Verstanden«, sagte Jaina.
Diese nächste Frage wollte sie eigentlich gar nicht stellen. Zweifellos wussten ihre Eltern bereits - irgendwoher —, dass Jag sein Wissen darüber für sich behalten hatte. Ihre einzige Chance darauf, ihn in ihren Augen zu rehabilitieren, bestand darin, ihnen begreiflich zu machen, dass sein Ehrgefühl Jag dazu gezwungen hatte, das Geheimnis zu bewahren. Nun, das ihrer Mutter begreiflich zu machen - ihr Vater würde das nie verstehen. Aber wenn Jaina ihre Mutter davon überzeugen konnte, dann würde ihre Mutter ihren Vater letztlich dazu bringen, Jag zu vergeben.
»Aber mir ist nicht klar, was das alles mit Jag zu tun hat«, fuhr Jaina fort. »Es sei denn, diese mandalorianischen Kompanien treffen hier mit imperialen Transportern ein?«
»Das würde mich nicht überraschen«, schnaubte ihr Vater.
»Nun, mich schon«, gab Jaina zurück. »Die Moffs haben dafür gesorgt, dass Boba Fett niemals nach Mandalore zurückkehren kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mandalorianer irgendwen vom Imperium um eine
Mitfluggelegenheit bitten würden.«
»Stimmt«, meinte ihre Mutter. »Aber du bist ein kluges Mädchen, Jaina. Du weißt, was wir damit meinen.«
Jaina seufzte. Sie ließ ihr Kinn nach unten sinken und sah erneut verstohlen auf ihr Chrono. Es war jetzt fast eine Viertelstunde her, seit sie Jag kontaktiert hatte. Vorausgesetzt, dass er zu diesem Zeitpunkt unterwegs zu seinem Treffen mit Daala gewesen war, konnte er nicht sonderlich weit vom Tempel entfernt gewesen sein. Er würde jeden Moment hier sein, und das Letzte, was sie wollte, war, dass er ins Labor marschiert kam, bevor ihre Eltern begriffen, warum er das Geheimnis für sich behalten hatte - zumindest, wenn sie wollte, dass sie zu ihrer Hochzeit kamen.
»In Ordnung«, sagte Jaina. »Sagen wir mal, Jag wusste tatsächlich, dass die Mandalorianer kommen. Na und? Das bedeutet nicht, dass er es uns sagen musste.«
»Was ist mit dir los? Haben dir die Käfer wieder den Verstand verwirrt?«, explodierte ihr Vater. »Wir sind für ihn momentan das, was einer Familie am nächsten kommt! Und Luke ist derjenige, der ihm diesen Posten gegeben hat.«
»Und dieser Posten bringt eine lange Liste von Pflichten und Verpflichtungen mit sich«, entgegnete Jaina, ebenso hitzig, »zu denen nicht gehört, sich wie ein Jedi zu verhalten! Er hat genug damit zu tun, die Moffs auf Linie zu halten, ohne mitten in unsere Probleme mit Daala hineingezogen zu werden.«
Das lange Schweigen, das folgte, verriet Jaina, dass sie den Rancor gerade aus der Grube gelassen hatte. Sie war nicht schockiert genug - nicht wütend genug - gewesen, als dass es so gewirkt hätte, als habe sie das gerade zum ersten Mal gehört. Ihr Vater zuckte zusammen wie ein Sabacc-Spieler, dem soeben klar wurde, dass er aufs falsche Feld gesetzt hatte, und sie drehte sich, um zu sehen, wie ihre Mutter sie mit schlaffem Kiefer und schmalen Augen musterte.
»Du wusstest es!«, sagte ihre Mutter. »Und du hast es niemandem erzählt.«
Jaina stieß einen langgezogenen Atemzug aus. »Mom, es steht viel auf dem Spiel.«
»Warte mal einen Moment«, unterbrach ihr Vater sie. Er sah ihre Mutter an und wies dann auf Jaina. »Sie wusste über die Kübelköpfe Bescheid?«
Ihre Mutter schloss die Augen und nickte. »Ja, Han. Jaina wusste von den Mandos, und sie wusste, dass Jag uns nichts davon erzählt hat. Deshalb verteidigt sie ihn.«
»Ich verteidige ihn. weil er seinen Schwur gehalten hat, stets im besten Interesse des Imperiums zu handeln«, entgegnete Jaina. »Den Schwur, den er geleistet hat, weil Onkel Luke ihn dazu gedrängt hat, ihr Staatschef zu werden.«
Der Blick ihres Vaters wurde kalt und zornig, und sie wich unwillkürlich ein Stück zurück. »Was ist mit den Schwüren, die du abgelegt hast?«, wollte er wissen. »Bedeuten die nichts mehr, jetzt, wo du dabei bist, zu Mylady Fel zu werden?«
Er schüttelte empört den Kopf, dann wirbelte er auf dem Absatz herum, stürmte in Richtung Tür davon und ließ Jaina zu verblüfft zurück, um darauf etwas zu erwidern - und drauf und dran, in den dunklen Abgrund von Einsamkeit und Gewissensbissen zurückzufallen, der sie beinahe verschlungen hatte, nachdem sie Jacen getötet hatte. Sie drehte sich um und stellte fest, dass der Blick ihrer Mutter bloß
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