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Das verlassene Boot am Strand

Das verlassene Boot am Strand

Titel: Das verlassene Boot am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O'Dell
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ein Indianer und der Sohn eines Häuptlings war. Wir alle spürten, daß er unser Freund und deshalb ein Feind der Weißen war, die uns unser Land Wegnahmen; ein Feind dieser neuen Lebensweise, die die Gringos mitbrachten, in der wir uns nicht wohl fühlten und die wir nicht verstanden.
    Wir säten Melonen, bis die Dämmerung einbrach und die Glocke uns zur Messe und zum Essen rief. Wir machten uns auf den Rückweg.
    Ich habe noch nicht erwähnt, daß wir unseren mayordomo nicht Gito Cruz, sondern manos de piedra »Steinerne Hand«, nannten, was ihm viel besser gefiel als sein richtiger Name, denn er hatte Fäuste wie Steine, und ich glaube, auch sein Herz war aus Stein.
    Auf dem Rückweg sagte »Steinerne Hand« zu Rosa: »Bist du müde, muchacha ?«
    »Ja«, antwortete Rosa.
    »Ich will euch etwas erzählen, es geschah lange, bevor ihr geboren wurdet«, begann »Steinerne Hand« und wandte sich an alle. »Ich war damals auch noch nicht auf der Welt, aber ich habe davon gehört. Es geschah, als in San Diego die erste Mission gebaut wurde. Die Indianer mußten sie bauen; sie mußten all die schwere Arbeit tun, und sie fühlten sich müde, so müde wie wir jetzt sind, und eines nachts verbrannten sie alles, was sie gebaut hatten, und flohen in die Berge. Sie kehrten heim in ihre Siedlungen.«
    Wir waren auf einem der Hügel angelangt, die das Tal umschlossen, und von hier aus konnten wir die Mission und ihren Kirchturm sehen.
    »Die Mission in San Diego war aus Holz gebaut«, fuhr »Steinerne Hand« fort. »Unsere Mission ist aus Lehmziegeln gebaut, also brennt sie nicht. Jedenfalls nicht so leicht. Aber wir können weggehen. Wir können die Mission verlassen und zu unseren Stämmen zurückkehren.«
    Das hatte »Steinerne Hand« schon öfter gesagt, aber niemand hatte das ernstgenommen. Diesmal meinte er es ernst, und er schaute uns der Reihe nach an.
    »Am kommenden Sonntag ist eine fiesta«, sagte er. »Nach der fiesta gehen die Mädchen in ihren Schlafsaal, und die Jungen gehen in ihren Schlafsaal. Wir werden uns nicht ausziehen. Wir werden so tun, als ob wir schliefen, und wenn die Glocke zehn Uhr schlägt, stehen wir leise wieder auf. Jeder bringt seine Decke mit.«
    »Steinerne Hand« schaute sich im Kreis um.
    »Die Türen zu den Schlafsälen sind versperrt«, warf jemand ein.
    »Keine Sorge, die Türen werden offen sein«, sagte »Steinerne Hand«. »Ihr werdet ganz leise sein, kein Geräusch machen. Wir treffen uns im Garten. Aber nur die jungen Leute können mitkommen. Die Alten bleiben hier. Ich habe Proviant für einige Tage versteckt. Den nehmen wir mit, und auch unsere Schlafdecken. Wir gehen zum Fluß und Wandern im Wasser nach Norden, damit wir keine Spuren hinterlassen. Wir werden die ganze Nacht unterwegs sein, dann kommen wir zu einer Höhle, die ich kenne, und dort können wir schlafen. Die Soldaten erfahren erst am Morgen, daß wir fort sind. Und sie werden keine Spuren finden.«
    Wir standen alle schweigend da und schauten zur Mission hinunter. Alle wußten, daß »Steinerne Hand« sich zum Häuptling eines neuen Stammes machen wollte.
    Viele waren bereit, ihm zu folgen. Nur ein paar zögerten. Er kannte jeden einzelnen von ihnen und seine nächsten Worte waren hauptsächlich an sie gerichtet.
    »Die Patres sind in unsere Dörfer gekommen und haben uns mit großen Versprechungen fortgelockt«, sagte er. »Sie haben uns in ihre Missionen gebracht und zwingen uns, für sie zu arbeiten. Wenn wir nicht arbeiten wollen, schlagen sie uns mit der Peitsche. Wenn wir davonlaufen, schicken sie Soldaten hinter uns her. Ist es nicht so?«
    »Ja, das stimmt«, antworteten sie einstimmig; die Furchtsameren beeilten sich aber hinzuzufügen: »Nicht immer, aber manchmal.«
    »Wir haben unsere Dörfer verlassen, weil wir den Versprechen glaubten, aber sie werden nur selten gehalten«, fuhr »Steinerne Hand« fort. »Sie zwingen uns, von Tagesanbruch an bis tief in die Nacht zu arbeiten. Sie bestrafen uns, wenn wir etwas tun, was ihnen nicht paßt. Sie schicken ihre vaqueros mit Musketen und Ketten hinter uns her, wenn wir das Leben bei ihnen nicht länger ertragen und gehen.«
    »Steinerne Hand« machte eine Pause, um seinen Worten Wirkung zu verleihen. »Wenn die Patres sich das alles mit uns erlauben dürfen, dann frage ich euch eines. Ich frage vor allem diejenigen, die noch unentschlossen sind. Ich frage euch: Was sind wir?«
    Er wartete auf Antwort.
    »Sklaven«, sagte meine Freundin Anita.
    »Sklaven«,

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