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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Schreien drängten sich die drei Reservekompanien im Laufschritt durch die Linie, die Bajonette gefallt, geführt von Dimitri. Sie sammelten den Flaggenträger ein und rissen ihn mit.
    »Angreifen! Angreifen!« Der Schrei brauste an der Linie entlang, als die Männer sahen, wie ihre Kameraden vorstürmten.
    Vincent trat vor und wartete die letzten kostbaren Sekunden ab, um sicherzugehen, dass die Männer auch nachgeladen hatten. Falls hinter dem Höhenzug weitere Überraschungen lauerten, wollte er, dass seine Soldaten vorbereitet waren.
    Dann wandte er sich nach vorn, das Schwert hochgereckt.
    »Angriff!«
    Noch während er diesen Befehl brüllte, hörte er das peitschende Krachen einer schweren Musketensalve von unmittelbar hinter dem Höhenzug. Durch den Rauch sah er, wie die Regimentsflagge stürzte. Wie ein Ozean brandete seine Truppe vorwärts, mitgerissen von ungezügelter Kampfeswut. Vincent spürte, wie er selbst die Beherrschung verlor und von einer Flut mitgerissen wurde, die er nicht mehr aufhalten konnte. Jetzt blieb ihm nichts weiter zu tun, als zu laufen. Die letzten Meter kamen ihm wie eine Ewigkeit vor.
    Die feindlichen Schützen ergriffen nacheinander die Flucht, aber einige blieben grimmig auf den Posten; ihre Kanonen machten Sätze in die Luft, und die tödlichen Kartätschen rissen klaffende Lücken in die Reihen der Angreifer.
    Aber es war zu spät, einfach zu spät. Voraus entdeckte er die Reservereihen des Feindes, versteckt hinter der niedrigen Bodenfalte, aus der sie sich mit angelegten Musketen aufrichteten.
    Die drei vorderen Ruskompanien stolperten rückwärts und schrien dabei vor Wut, wollten nicht fliehen und waren doch wie von unsichtbarer Hand dazu gezwungen.
    Eine weitere Flammendecke zuckte hervor; Musketenkugeln zischten vorbei, erfüllten die Luft mit ihrem tödlichen Summen.
    Das Fünfte wurde langsamer, war wie betäubt; dann hoben erst einer und schließlich Hunderte von Männern ihre Musketen und feuerten zurück – nicht länger unter militärischem Kommando, sondern geführt von den dunkleren Instinkten des Krieges.
    Dimitri tauchte auf, kam aus dem Rauch gestolpert und zerrte dabei den verletzten Flaggenträger mit.
    »Es ist ein Gemetzel!«, schrie er. »Sie hatten eine verdammte Reserve im hohen Gras versteckt, vier Reihen tief!«
    »Ballert in sie hinein!«, kreischte Vincent. »Gebt es diesen Mistkerlen!«
    Die beiden Reihen standen keine dreißig Meter auseinander, feuerten blind in den Qualm, sahen vom Feind nicht mehr als die ewig neuen Flammendecken, die gegenüber aufblitzten.
    Benommen trat Vincent aus der Reihe zurück.
    Ich bin der Feldkommandeur!, brüllte er sich selbst an. Was zum Teufel mache ich jetzt? Was zum Teufel würde Andrew machen?
    Er holte tief Luft und rang um Selbstbeherrschung, und allmählich klärten sich seine Gedanken wieder.
    Ein rascher Blick an der Linie entlang zeigte ihm, dass das Regiment, obwohl erschüttert, hielt, ob es nun am Stolz lag oder am Schock der Überraschung – sie dachten an nichts anderes, als stehen zu bleiben und zurückzuschießen. Andrew hatte ihm erzählt, wie unerfahrene Regimenter auch mal aus schierer Ahnungslosigkeit standhielten, wenn Veteranen, die es besser wussten, sich schon abwenden und flüchten würden. Woran immer es lag, das Fünfte hielt vorläufig durch.
    Er sah, dass Welnikows Geschütze noch immer feuerten, aber die Batterie richtete das Feuer inzwischen zur Flanke hinüber, und in diesem Augenblick sah Vincent ein, dass alles verloren war. Die Musketiere des Feindes standen nicht nur ihm gegenüber. Die Feuerdecken aus Musketen und Kanonen reichten über eine Front von über fünfhundertfünfzig Metern. Die Roum waren schon geschlagen und rannten zu Tausenden rückwärts. Er konnte sehen, dass nichts sie mehr in ihrer Panik stoppen würde, bis sie innerhalb der Stadtmauern waren.
    »Dimitri, gib folgende Meldung weiter: Wir schaffen unsere Verwundeten hinaus. Ein Mann soll sich um jeden Verletzten kümmern, der Hilfe braucht. Wir lassen unsere Leute nicht zurück!
    Sag Welnikow, er soll sich wie der Teufel auf den nächsten Kamm zurückziehen!«, schrie er daraufhin einen zitternden Adjutanten an, der salutierte und die Linie entlang davonstürmte.
    »Dimitri, das Regiment wird sich in geschlossener Reihe zurückziehen!«, rief Vincent. »Erste Reihe: zehn Schritte zurückweichen und nachladen. Zweite Reihe: feuern und zwanzig Schritte zurückweichen. So ziehen wir uns im Wechsel auf den Kamm

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