Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
durchbiegen, damit die Formation wie ein Hufeisen aussieht. Nimm Kompanie A als Reserve ins Zentrum und stelle die Artillerie an den Flanken auf. Wir ziehen uns im Schritttempo zurück und nehmen die Verwundeten in die Mitte.«
    Erneut peitschte ein schrilles Heulen über den Himmel, und gute zehn Meter entfernt spritzte eine Erdwolke hoch. Vincent hielt die Luft an, während er darauf wartete, dass die Granate explodierte, und atmete ganz langsam wieder aus.
    »Ihre Zünder sind nicht besonders gut. Ein Blindgänger!«, lachte er.
    Er blickte erneut zum Schiff hinaus. In dieser Hinsicht konnte er vorläufig nichts unternehmen. Aber Andrew musste erfahren, was hier geschah.
    »Ich brauche einen Sendboten!«, rief er.
    Aus dem Durcheinander tauchte ein junger Suzdalier auf und trat zu Vincent; er machte vor Angst große Augen, und ein dünnes Rinnsal Blut befleckte seine blonden Haare.
    »Ich bin ein guter Läufer, Sir«, sagte der Junge, bemüht, seine Angst nicht schon mit dem Tonfall zu verraten.
    »Ich brauche zwei von euch!«
    Der Junge winkte einen seiner Freunde heran. Der Zweite schien noch jünger als der Erste, dachte Vincent, und vergaß dabei ganz, wie gering der Altersunterschied zwischen ihm selbst und ihnen war.
    »Wisst ihr, wo ihr in der Stadt die Telegrafenstation findet?«
    »Ja, Sir«, antwortete der blonde Junge.
    »Also in Ordnung. Folgende Meldung soll an das Hauptquartier in Suzdal übermittelt werden: ›Werden von mindestens zehntausend Carthas angegriffen, höchstwahrscheinlich viel mehr, etliche Tausende davon mit Musketen, dreißig oder noch mehr Kanonen. Angeführt von Cromwell. Ogunquit zu einem Panzerschiff mit sehr schwerer Artillerie umgebaut. Ziehe mich nach Roum zurück. Rechne in einigen Stunden mit Belagerung.‹
    Hast du das alles verstanden, Junge? Wiederhole es!«
    Der Junge rezitierte die Meldung.
    »Gut. Jetzt lauft ihr beide los, als wäre der Teufel hinter euch her. Falls einer von euch getroffen wird, muss der andere die Meldung überbringen.«
    Die beiden salutierten, drehten sich um und rannten übers Feld.
    Den gebrüllten Befehlen Dimitris Folge leistend, zog sich die Formation zusammen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Hinter dem Höhenzug galoppierte eine Hälfte von Bugarins Batterie quer am Hang entlang, dass die Feldgeschütze durchs hohe Gras hüpften. Welnikows Batterie leitete ihren Rückzug ein; die Fahrer peitschten auf die Pferde ein, und die Geschützmannschaften liefen nebenher.
    Vincent empfand Stolz. Von Rechts wegen müssten die Männer längst von blinder Panik erfüllt sein, verzweifelt bemüht, aus der Schlacht zu entkommen, die nicht ihre war. Die feindliche Formation auf der rechten Flanke rückte näher, eine massive Kolonne im Laufschritt. Bugarin schwenkte seine Geschütze, und Sekunden später donnerte eine Salve und riss eine blutige Schneise durch die angreifenden Reihen.
    »Das war es!«, schrie Vincent. »Setzt ihnen richtig zu!
    In Ordnung: Marschtempo zurück zur Stadt!«, setzte er hinzu und führte das Regiment in gleichmäßigem Tempo vom Höhenzug herunter.
    Ein Donnergrollen schnitt durch die Luft, und mit nervenzerfetzendem Heulen pflügte eine schwere Granate direkt vor der suzdalischen Reihe in die Erde. Vincent hielt die Luft an, wartete auf die Detonation, während seine Männer davonhasteten. Dann atmete er ganz langsam aus.
    »Wieder ein Blindgänger«, lachte er leise.
    Ein Donnerschlag krachte und schlug eine blutige Schneise durch seine Truppe, riss ein halbes Dutzend Männer um.
    »Zur Hölle mit dir, Tobias!«, brüllte er und blickte zum Schiff hinaus.
    »Ein Signal von Tobias. Er befiehlt uns, den Angriff abzubrechen.«
    Hamilcar sah Hinsen an, die Augen voller Wut.
    »Sie sind in völliger Panik! Wir könnten noch vor dem Mittag in ihrer Stadt sein«, fauchte er düster.
    »Das gehört nicht zum Plan«, knurrte eine Stimme hinter ihm.
    Hamilcar blickte sich um, in das Zelt, wo sich die Merki versteckt hielten, seit sie im Schutz der Dunkelheit an Land gegangen waren.
    Falls ich dich nur mal vor ein Gewehr bekäme!, dachte Hamilcar kalt, noch während er alle Gefühlsregungen aus seiner Miene verbannte.
    »Vergiss nicht, dass es erst der Eröffnungszug ist«, sagte der Merki scharf. »Vielleicht könntet ihr die Stadt einnehmen, aber sobald ihr erst mal drin wärt, würden eure Musketen auf den schmalen Straßen der Übermacht zum Opfer fallen, und eure Artillerie wäre nutzlos. Unser Ziel ist die Belagerung, nicht

Weitere Kostenlose Bücher