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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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eine diamantene Träne über seinen Daumen, als er diesen in eine der gebogenen Dornen drückte, bis ein dicker Tropfen Blut hervorquoll.
    Blut. Er hatte ihr mit seinem Blut einen Eid geschworen. Hatte geschworen, sie immer zu lieben und sich ihrer würdig zu erweisen.
    Entschlossen stand er auf und atmete durch. Der Wind hatte aufgefrischt, und als Payton die Blütenblätter fallen ließ, sanken sie nicht zu Boden, sondern wirbelten hoch hinauf in die Lüfte. Sein blutendes Herz erhob sich mit ihnen und war schon bald nicht mehr zu sehen.
    Er würde sich würdig erweisen. Und wenn es das Letzte war, das er tat! Er würde Sam zurückbringen!
     

    „Vier Tage?“
    Fassungslos starrte Payton seinen Bruder an. Vier Tage waren absolut inakzeptabel, aber Sean hob hilflos die Arme.
    „Das Geld ist in ganz Europa verteilt, und wohlhabende, betagte Sammler alter Münzen scheinen von ihrem Wesen her eher gemächlich durchs Leben zu schreiten.“
    „Hast du ihnen nicht gesagt, dass es eilt?“, hakte Payton verärgert nach.
    „Doch, bràthair , aber da ich ihnen ja schlecht sagen konnte, dass du es so eilig hast, weil du deiner Liebsten in die Vergangenheit folgen willst, musst du dich mit vier Tagen zufriedengeben.“
    „ Daingead ! Vier Tage!“
    Payton schritt unruhig auf und ab, er fühlte sich wie ein Raubtier in einem viel zu kleinen Käfig. Die vielen gehäkelten Spitzendeckchen sollten das Gästezimmer wohl gemütlich machen, schafften aber nur, es noch drückender wirken zu lassen, als es ohnehin war.
    „Beruhige dich. Vielleicht ist Sam in vier Tagen längst wieder hier. Außerdem hat sie sich das letzte Mal ganz wacker geschlagen. Sie kommt schon klar!“
    Sean schob Payton ein Glas Whisky hin, und geistesabwesend griff er zu, ohne jedoch seine Wanderung durch den Raum zu unterbrechen.
    „Ich weiß, worüber du nachdenkst, Payton. Lass es! Es bringt nichts, wenn du ihr unvorbereitet hinterhereilst. Warte die paar Tage ab, ehe einem von euch die Vergangenheit so richtig in den Arsch tritt.“

Sean nippte nur an seinem Glas. Er brauchte einen klaren Kopf, wohingegen Payton anscheinend versuchte, seine Gefühle zu betäuben. Zusammen mit der ohnehin schon angestauten Wut war das, wie Sean wusste, keine gute Mischung.
    „Wir haben vier Tage, Payton, um alles Notwendige vorzubereiten. Du brauchst deinen Sgian dhu , dein Schwert und passende Kleidung. Um Geld haben wir uns gekümmert, auch wenn es unfassbar ist, wie viel wir für diese Handvoll Münzen hinblättern müssen. Du wirst also in der Lage sein, dir ein ordentliches Pferd zu nehmen. Damit machst du die vier Tage locker wieder wett. Ich nehme an, deine – verzeih mir meine Worte – unsportliche Sam ist zu Fuß unterwegs. Du wirst sie ohne Probleme einholen, ehe sie irgendwelche Dummheiten macht.“
    Payton schüttelte den Kopf. Der Whisky stachelte seine Ungeduld mehr an, als dass er ihn beruhigte.
    „Hörst du dir eigentlich selbst zu? Sie ist zu Fuß unterwegs, und das beruhigt dich? Wie viele Frauen kennst du, die 1740, allein und wehrlos, unbehelligt durchs Hochland spaziert sind?“
    Sean senkte den Blick. In diesem Punkt konnte er Payton nicht widersprechen. Dennoch führte überstürztes Handeln in diesem Fall zu nichts.
    „Soll ich dich begleiten, bràthair ?“, fragte er stattdessen. „Nicht, dass ich scharf darauf bin, die Bequemlichkeiten der Gegenwart aufzugeben. Aber du weißt, dass ich dir zur Seite stehe – wenn du mich brauchst.“
    Payton gab seine Wanderung auf und ließ sich neben Sean in einen für ihn und seine Wut viel zu filigranen Sessel sinken.
    „Danke, Sean. Ich habe schon darüber nachgedacht, aber ich glaube, es ist besser, ich gehe allein. Wir wissen ja nicht, was geschieht, wenn wir uns selbst begegnen oder in die Vergangenheit eingreifen. Die Gefahr ist kleiner, wenn du hier bleibst. Da ich mich seit Kurzem daran erinnere, Burragh verlassen zu haben, scheint mir das Risiko sehr gering, mir dort selbst in die Arme zu laufen.“
    Payton kippte den Whisky hinunter und schob Sean sein Glas hin, damit dieser ihm nachschenkte.
    „Du hast die Burg verlassen?“
    Sean rieb sich die Schläfen, als er in seiner Erinnerung danach suchte.
    „Zuerst nicht, aber Sams Einmischung hatte anscheinend weitreichendere Folgen, als wir dachten. Noch immer kommen neue Erinnerungen dazu, wenn ich etwas tue, was mit ihr zusammenhängt. Ich hielt es in der Burg ohne sie plötzlich nicht mehr aus. Es scheint, als suchte ich im Norden nach

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