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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Rat. Ich erinnere mich nur daran, wie ich wegen eines verlorenen Hufeisens einige Tage in Craig Liath Woodaufgehalten wurde.“
    Sean schüttelte den Kopf. Es war immer wieder erstaunlich zu sehen, dass ihre Zeitreisetheorie tatsächlich zu funktionieren schien. Schon im Herbst, als Payton im Sterben gelegen hatte, hatten sie aufgrund neuer Erinnerungen, die anscheinend durch Sams Anwesenheit in der Vergangenheit ausgelöst worden waren, eine Theorie aufgestellt, wie das möglich sein konnte. Er erinnerte sich noch genau an ihre Aufregung von damals:

„Ist doch logisch!“, hatte er gerufen. „Sie schreibt deine Erinnerung neu! Du erinnerst dich plötzlich daran, weil du diesen Abend gerade erlebst – also erlebt hast … wenn du verstehst, was ich meine! Sam ändert deine Erinnerung.“
    Er hatte einen Zweig von dem Gestrüpp neben der Mauer abgebrochen und war in die Hocke gegangen.
    „Sieh her. Wenn dies …“, er zog einen langen, geraden Strich in die Erde, „… die Zeit wäre – unser Leben, von damals bis heute, dann haben wir auch nur Erinnerungen an die Dinge und Menschen, denen wir dort zu jener Zeit begegneten. Jetzt …“, er zog einen Bogen von dem Punkt, den er heute genannt hatte, zu einem Punkt in der Mitte der Linie, „ … beginnt die Veränderung – Sam tritt in unser … ähm, bereits gelebtes Leben und verändert es. Dadurch werden wir uns – von damals aus gesehen – nun immer an diesen neuen Lebensweg …“, er zog eine zweite Linie parallel zur ersten Zeitachse, die wieder in dem Punkt heute endete, „… erinnern. Ich denke also, du hast wirklich recht. Sie hat es geschafft!“
    „Dann lass uns besser hoffen, dass wir uns nicht plötzlich daran erinnern, wie man ihr den unzeitgemäßen hübschen Hals umdreht“, hatte Payton daraufhin erschöpft geflüstert.
Sean hoffte, genau wie damals, dass ihnen derartige Erinnerungen auch diesmal erspart bleiben würden.
    „Wo willst du deine Suche nach Sam beginnen?“
    „Ich nehme an, Sam wird sich auf den Weg nach Burragh machen. Mir scheint es logisch, zuerst dort nach ihr zu suchen … und, wenn ich sie finde, dann ist es bestimmt besser, keine Zeugen zu haben. Ich schwöre dir, Sean, ich bringe sie für ihren Leichtsinn um!“
    Darauf stießen sie an und leerten die Gläser.

Kapitel 12
    Auld a´chruinn, 1741
     
    Ich stand vor einer schwierigen Entscheidung. Mit gerunzelter Stirn sah ich von William zu James – und wieder zurück.
    „Was ist nun? Will sie den Gaul?“, fragte James, und seine mürrische Art wollte nicht so recht zu seinem großväterlichen Äußeren passen. Auch William schien es unangenehm, dass der alte James sich so wenig entgegenkommend zeigte, denn er stellte sich zwischen mich und den sauertöpfischen Schotten, als wollte er mich schützen.
    „Wenn dir nichts davon gefällt, könnten wir nach Erkirk gehen und sehen, ob es dort eine bessere Möglichkeit gibt“, schlug er vor.
    Ich kaute auf der Innenseite meiner Wange herum und zögerte. Das war doch alles Scheiße! Obwohl sich William wirklich größte Mühe gab, mir zu helfen, war es nicht so einfach, wie ich gedacht hatte, nach Burragh zu gelangen. Ich hatte die Wahl zwischen verschiedenen unbefriedigenden Lösungen, und keine gefiel mir.
    Entweder ich würde meinen Dolch gegen ein mehr als fragwürdiges Pferd eintauschen, das so aussah, als könnte es nicht einmal mehr bis über die nächste Hügelkuppe kommen. Was nicht so schlimm wäre, läge Burg Burragh hinter dem nächsten Hügel, aber da dem leider nicht so war, würde ich wohl kein gutes Geschäft machen. Und wäre zudem meine Waffe los. Fazit: Unbefriedigend!
    Oder ich würde mich damit zufriedengeben, zusammen mit dem miesepetrigen James und seinem Karren voll Rüben bis Craig Liath Wood zu gelangen. Das lag gerade mal an der Grenze zum Land der McLeans, aber selbst Williams gutes Zureden konnte den Mann nicht dazu bringen, in das Land des Feindes vorzustoßen. Im Grunde konnte ich es ihm nicht verübeln. Die McLeans und die Stuarts hatten die Familie ihres Lairds ermordet und damit dessen Lehensleute sich selbst überlassen. Es würden wohl noch Jahre vergehen, bis für die Menschen wieder Normalität herrschte.
    Als letzte Möglichkeit blieb mir noch Williams Vorschlag, zu sehen, ob sich in Erkirk jemand finden ließe, der mich nach Burragh eskortieren konnte, aber sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Niemand wagte sich so weit in den Süden vor, wenn ihm sein Leben lieb war. Die

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