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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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überaus nett von ihm, dachte Eragon. Er kostete ein wenig von der dünnen Kohlsuppe und dem trockenen Brot, bekam aber kaum etwas davon herunter. Ich wünschte, sie hätten mir etwas Besseres gebracht, dachte er und ließ den Löffel sinken.
    Plötzlich fiel ihm ein, was ihn so irritierte. Es waren doch Urgals, die mich überfallen haben, keine Menschen. Wie bin ich dann aber hierher gelangt? Sein benebeltes Hirn rätselte vergeblich an dieser Ungereimtheit herum. Dann beschloss er resignierend, später noch einmal darüber nachzudenken, wenn er etwas damit anzufangen wusste.
    Er setzte sich aufs Bett und starrte ins Leere. Einige Stunden später brachte man ihm erneut etwas zu essen. Und ich habe gerade Hunger bekommen, dachte er träge. Diesmal konnte er essen, ohne dass ihm übel wurde. Als er fertig war, beschloss er, ein wenig zu schlafen. Schließlich saß er auf einem Bett; was hätte er auch sonst hier tun sollen?
    Sein Geist verlor sich im Nirgendwo. Langsam hüllte der Schlaf ihn ein. Dann klapperte irgendwo ein Tor, und es ertönte der Lärm stahlbeschlagener Stiefel, die über einen Steinfußboden marschierten. Er wurde immer lauter, bis es sich anhörte, als würde jemand in Eragons Kopf auf einen Blechtopf schlagen. Kann man denn hier nicht mal in Ruhe schlafen?, dachte er missmutig. Doch auf einmal siegte die Neugier über seine Erschöpfung, und er schleppte sich, wie eine Eule blinzelnd, zur Tür.
    Durch den Sehschlitz gewahrte er einen fast zehn Schritt breiten Gang. An der gegenüberliegenden Wand befanden sich Zellen wie die seine. Soldaten in voller Rüstung marschierten mit gezückten Schwertern an ihm vorbei. Ihre Gesichter waren hart, und ihre  Tritte hallten mit der rhythmischen Präzision eines Uhrwerks auf dem Boden, ohne einen einzigen Takt auszulassen. Der Klang war hypnotisch. Es war eine beeindruckende Demonstration von Macht.
    Eragon beobachtete die Soldaten, bis ihm langweilig wurde. Dann bemerkte er plötzlich eine Lücke in den Doppelreihen. Zwei stämmige Männer schleiften eine bewusstlose Frau den Gang hinab.
    Ihr langes pechschwarzes Haar verdeckte das Gesicht, trotz des Lederbands um ihren Kopf, das die Locken zurückhalten sollte. Sie trug schwarze Lederhosen und ein Lederhemd. Um ihre Taille war ein glänzender Gürtel gebunden, an dem eine leere Schwertscheide hing. Kniehohe Stiefel bedeckten die Waden und kleinen Füße.
    Als ihr Kopf zur Seite kippte, stockte Eragon der Atem; er kam sich vor, als hätte ihm jemand in den Bauch getreten. Es war die Frau aus seinen Träumen. Ihr helles Gesicht war so vollkommen wie ein Gemälde. Das runde Kinn, die hohen Wangenknochen und die langen Wimpern verliehen ihr ein exotisches Aussehen. Den einzigen Makel in ihrer Schönheit bildete eine lange Schramme an ihrem Unterkiefer. Nichtsdestoweniger war sie die bezauberndste Frau, die er je gesehen hatte.
    Ihr Anblick brachte Eragons Blut in Wallung. Es erwachte etwas in ihm - etwas, das er nie zuvor gekannt hatte. Eine Art von Besessenheit, nur viel stärker, fast wie ein Fieberwahn. Dann teilte sich das Haar der Frau und spitze Ohren kamen zum Vorschein. Ein Schauder kroch ihm über den Rücken. Sie war eine Elfe.
    Die Soldaten marschierten weiter und schleppten sie aus seinem Blickfeld fort. Dann erschien ein hoch gewachsener, stolzer Mann in einem wallenden Zobelumhang. Sein Gesicht war totenbleich, das Haar rot. So rot wie Blut.
    Als er an Eragons Zelle vorbeikam, wandte er den Kopf und sah ihm aus gelb glühenden Augen direkt ins Gesicht. Er verzog die Oberlippe zu einem höhnischen Lächeln und eine Reihe spitzer Zähne kam zum Vorschein. Eragon schreckte zurück. Er wusste genau, worum es sich bei diesem Mann handelte. Ein Schatten! Der Himmel bewahre mich ... Ein Schatten. Die Prozession zog weiter und die Gestalt verschwand aus seinem Blickfeld.
    Die Arme um den Leib geschlungen, sank Eragon zu Boden. Selbst in seinem verwirrten Zustand wusste er nur zu gut, was die Anwesenheit eines Schattens bedeutete. Das Böse ging im Land um. Jedes Mal wenn die Schatten auftauchten, zogen sie Ströme von Blut nach sich. Was hat ein Schatten hier zu suchen?, fragte er sich. Die Soldaten hätten ihn auf der Stelle töten müssen! Dann kehrten seine Gedanken zu der Elfenfrau zurück und erneut ergriffen ihn jene sonderbaren Empfindungen.
    Ich muss hier raus, war sein erster Gedanke. Aber die Benommenheit ließ seine Willenskraft schnell wieder erschlaffen und er kehrte zu dem Feldbett

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