Das Vermaechtnis der Drachenreiter
noch nach der Herrschaft«, sagte Eragon verärgert. »Ein Drachenreiter zu sein, ist genug der Verantwortung. Nein, ich würde nicht in Urû’baen den Thron besteigen ... Es sei denn, es fände sich niemand anderer, der gewillt und dafür geeignet wäre.«
Mit ernster Stimme gab Hrothgar zu bedenken: »Du wärst bestimmt ein besserer König als Galbatorix, aber kein Volk sollte einen Anführer haben, der nicht altert oder irgendwann freiwillig abtritt. Die Zeit der Drachenreiter ist vorbei, Eragon. Und sie wird nie wieder zurückkehren - selbst wenn die Drachen in Galbatorix’ anderen Eiern noch schlüpfen sollten.«
Sein Blick glitt an Eragons Seite hinab und verdüsterte sich. »Wie ich sehe, trägst du das Schwert eines Feindes; das wurde mir bereits berichtet, und auch, dass du mit dem Sohn eines Abtrünnigen reist. Es bereitet mir Unbehagen, diese Waffe hier zu wissen.« Er streckte die Hand aus. »Ich würde sie mir gern ansehen.«
Eragon zog Zar’roc aus der Scheide und reichte es dem Zwergenkönig, den Griff ihm zugewandt. Hrothgar nahm das Schwert und ließ seinen geübten Blick über die rote Klinge wandern, die das Laternenlicht einfing und es scharf reflektierte. Der Zwergenkönig prüfte mit der Handfläche die Spitze und sagte dann: »Ein meisterhaft geschmiedetes Schwert. Elfen fertigen nur selten Schwerter an - sie bevorzugen Bogen und Speere -, aber wenn sie es tun, dann ist das Resultat unnachahmlich. Dies ist eine vom Unglück verfolgte Klinge und ich sehe sie nicht gern in meinem Reich. Aber trage sie ruhig, wenn du willst, vielleicht hat sich ihre Bestimmung ja inzwischen gewandelt.« Er gab ihm das Schwert zurück und Eragon schob es wieder in die Scheide. »War dir mein Neffe während deines bisherigen Aufenthalts ein guter Diener?«
»Wer?«
Hrothgar hob eine buschige Augenbraue. »Orik, der Sohn meiner jüngsten Schwester. Er dient unter Ajihad, weil ich demonstrieren möchte, dass ich die Varden unterstütze. Allerdings wurde er offenbar wieder unter meinen Befehl gestellt. Ich habe mit Freude vernommen, dass du dich für ihn eingesetzt hast.«
Eragon wurde klar, dass dies ein weiterer Beweis für Otho war, das Vertrauen, das Hrothgar ihm entgegenbrachte. »Ich könnte mir keinen besseren Gastgeber wünschen.«
»Das ist gut«, sagte der König sichtlich zufrieden. »Leider habe ich nun keine Zeit mehr für dich. Meine Ratgeber erwarten mich, denn ich muss mich um einige Dinge kümmern. Eines möchte ich dir aber noch sagen: Wenn du willst, dass die Zwerge dich unterstützen, musst du ihnen zuerst deine Qualitäten unter Beweis stellen. Unser Gedächtnis reicht weit zurück und wir treffen keine übereilten Entscheidungen. Worte zählen nichts, nur Taten.«
»Ich werde es mir merken«, sagte Eragon und verneigte sich abermals.
Hrothgar nickte majestätisch. »Ihr dürft jetzt gehen.«
Die beiden wandten sich um und verließen den Thronsaal des Zwergenkönigs. Orik erwartete sie mit neugieriger Miene auf der anderen Seite der steinernen Türflügel. Während sie die Treppe nach Tronjheim wieder hinaufstiegen, fragte er aufgeregt: »Ist alles gut gegangen? Hat man euch wohlwollend empfangen?«
»Ich denke schon. Aber dein König ist vorsichtig und klug«, sagte Eragon.
»Deswegen hat er auch so lange überlebt.«
Ich möchte Hrothgar nicht zum Feind haben, bemerkte Saphira.
Eragon sah sie an. Ich auch nicht. Ich bin mir nicht sicher, was er von dir hält - er scheint Drachen nicht besonders zu mögen, auch wenn er es nicht offen gesagt hat.
Das schien Saphira zu amüsieren. Wie klug von ihm, besonders da er mir kaum bis ans Knie reicht.
Im Zentrum von Tronjheim, unter dem funkelnden Sternsaphir, sagte Orik: »Deine Segnung gestern hat die Varden aufgescheucht wie ein umgekippter Bienenstock. Das Kind, das Saphira berührt hat, wurde zur künftigen Heldin erklärt. Man hat sie und die Alte in den vornehmsten Gemächern einquartiert. Alles spricht nur noch von deinem ›Wunder‹. Die Mütter scheinen alle ganz versessen darauf, dir ebenfalls ihre Kinder zu bringen.«
Eragon erschrak und sah sich verstohlen um. »Was sollen wir denn jetzt tun?«
»Du meinst, außer den Segen zurückzunehmen?«, fragte Orik trocken. »Halte dich so gut es geht von den Leuten fern. Den Drachenhort darf niemand außer euch betreten. Also seid ihr dort vor ihnen sicher.«
Eragon wollte aber nicht gleich wieder dorthin zurück. Es war noch früh am Tag und er wollte mit Saphira zusammen
Weitere Kostenlose Bücher