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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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genannt? – Welt der Dinge . Ja, so hatte sie sich ausgedrückt! Die Welt der Dinge , die Welt der Schepsel. Josie lächelte. Schepsel – was für eine komische Bezeichnung.
    Allmählich beruhigte der Lavendelduft ihr unruhig flackerndes Denken. Erste Traumbilder kamen und gingen, dann schlummerte sie ein.
    Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie schon geschlafen hatte, als aufgeregtes Flüstern sie aus ihren Träumen schreckte. Josie setzte sich erschrocken auf und versuchte, in dem spärlichen Mondlicht, das durch die Gardinen schimmerte, etwas zu erkennen. Augenblicklich war es mucksmäuschenstill im Zimmer. Dennoch spürte Josie deutlich, dass jemand da war. Dann hörte sie plötzlich ein Hicksen, es folgte ein kräftiger Gurgellaut. Unzweifelhaft ein Rülpser! Eine weibliche Stimme tuschelte ärgerlich.
    »Rosalinde?«
    »Verzeiht!«, tönte Rosalindes Stimme aus der Dunkelheit.
    Josie knipste die Nachttischlampe an. Und jetzt sah sie, wer ihren Schlaf gestört hatte. Zum einen stand da, mit äußerst betrübtem Gesicht, tatsächlich Rosalinde. Aber sie war nicht allein. Neben ihr hielt sich ein alter, ganz offensichtlich ziemlich betrunkener kleiner Mann schwankend an der Bettkante fest. Unter seinem Arm klemmte eine Whiskeyflasche, die im Verhältnis zu seiner Körpergröße riesig wirkte. Er war noch kleiner als Rosalinde, worüber auch sein hoher, zylinderartiger grüner Hut, der ziemlich schief auf seinem großen Kopf saß, nicht hinwegtäuschte. Aus seinem verschrumpelten Gesicht wuchs unter zwei kleinen glasigen Augen eine rote Kartoffelnase, der man ansah, dass ihr Besitzer sie gern in Alkohol steckte. Ein zerzauster weißer Bart umrahmte seinen runden Kopf. Er trug einen erbsenfarbigen Rock mit großen goldenen Knöpfen, darunter eine Bundhose mit Strümpfen, die in altmodischen schwarzen Schnallenschuhen steckten, denen Putzen nicht geschadet hätte.
    »Wer ist das denn?« Josie machte eine verschlafene Kopfbewegung in Richtung des Zwergs.
    Rosalinde funkelte ihren Begleiter zornig an »Verzeiht! Ich hatte grade Streit mit diesem faulen Trunkenbold, der frech und dreist von jetzt auf gleich Euch so bezecht besuchen wollt.«
    Der kleine Mann zuckte zusammen, als Rosalinde ihn derart ungestüm anfauchte. Dann setzte er die Flasche an den Mund und nahm einen ordentlichen Schluck, dem sich ein gewaltiges Aufstoßen anschloss. »Ge-gemach, gemach lieb-liebholde Maid, wie oft hab ich um Euch gefreit. – Wie-wiewohl, es hat nicht so-sollen sein, drum bleib ich damit halt all-allein.« Er strich liebevoll über die Flasche und tröstete sich mit einem weiteren Schluck.
    Aber seine Worte trugen keineswegs dazu bei, Rosalinde zu beschwichtigen. Im Gegenteil, ihr sonst so gutmütiges Gesicht überrollte eine Welle des Zorns. »Ich bin nicht Eure holde Maid! Ich wär’ ja wirklich nicht gescheit! Glaubt mir, ich werd’ es niemals sein! Was fällt Euch altem Zausel ein!«
    Josie beobachtete das Geplänkel der zwei in einer Mischung aus Belustigung und Verärgerung. Sie beugte sich vor, um den Zwerg näher zu betrachten. »Dann bist du also nicht Rosalindes Mann?«
    Aber der kleine Mann antwortete nicht, seine Aufmerksamkeit galt gerade wieder ganz und gar der Flasche.
    Dafür antwortete ihr Rosalinde, mit Wangen knallrot wie ein überhitzter Ofen. »Der Cluricaun – mein Mann? Was fing ich mit dem Saufkopf an? Er wohnt im Haus – doch ging’s nach mir, wäre er ganz gewiss nicht hier!«
    »Er ist ein – was?«, fragte Josie.
    Der Zwerg verbeugte sich, wobei er mit der freien Hand seinen Zylinder absetzte. »Ein Clu-Cluricaun vom al-alten Schlag, aus gutem Haus und von Kul-Kultur. – Was will der alte Besen nu-nur?« Ein kräftiger Rülpser platzte aus den Tiefen seiner Eingeweide. Unglücklich beäugte er die mittlerweile leere Flasche. »Ver-verzeiht, ich hab es mit dem Magen. – Kann lee-leere Flaschen nicht vertragen.«
    »Pah!« Rosalinde verdrehte die Augen.
    »Du bist also ein Cluricaun«, sagte Josie und nahm sich vor, gleich morgen in dem Buch nachzulesen.
    »Ein Clu-Cluricaun von Kopf bis Fuß, ein Wächter ü-über Hof und Söller – do-doch schätze ich, ich geb’ es zu, be-besonders eines Hauses Kell-ell-ler.« Er wankte wie ein Matrose auf Landgang.
    »Ein Wächter!« Rosalinde lachte spöttisch. »Er wacht, bis alle Fässer leer und alle Flaschen ausgetrunken. – Den Keller schätzt er wahrlich sehr. Dort konviniert es dem Halunken.«
    Josie nickte dem Cluricaun

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