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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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das das sonderliche Tier nun einstellte, um die Fremden eingehend zu beschnuppern, schien Josie wenig zu seinem unverkennbar furchtsamen Verhalten zu passen. Mit angehaltenem Atem fühlte sie den kalten Reptilkopf des eigenartigen Tiers an ihren Füßen.
    »Was ist das?«, flüsterte sie gepresst.
    »Ein Questentier, ein Glatisant«, beantwortete Wolf ihre Frage. »Hab keine Angst, es ist ganz harmlos, auch wenn es kläfft, als säßen ihm dreißig hetzende Hunde im Leib. Dabei ist es kein Jäger – im Gegenteil, ein Glatisant ist stets selbst die Jagdbeute. Es ernährt sich ausschließlich von Wasser.«
    Druid Dubh, der jetzt erst bemerkte, dass Josie und Wolf stehen geblieben waren, kam zurück. Ungehalten herrschte er das Questentier an. »Hinweg, du dummer lauter Beller!« Das Glatisant zuckte angstvoll zusammen. »Ich mach dir Beine, geht’s nicht schneller!« Als er nun gereizt in die Hände klatschte, jaulte das Questentier auf und trollte sich unter so scheußlichem Gekläffe, dass Josie sich die Ohren zuhielt.
    Der Vogelmann sah ihm kopfschüttelnd nach. »Verzeiht! Der Königin Bestiarium gewährt so manchem Tier Quartier, das vom Vergessen ist bedroht.« Dann seufzte er. »In Zeiten, wie wir sie durchleben, tut dies ganz besonders not.«
    Da ihr fliegender Führer sie erneut zur Eile gemahnte, erhaschte Josie von all den seltsamen Tieren, an denen sie anschließend noch vorbeikamen, nur einen flüchtigen Blick. Die Königin schien sich jedenfalls einen ganzen Zoo der merkwürdigsten Fabeltiere zu halten. Ein geflügelter Löwe döste, ohne ihnen mehr als einen müden Blick zu schenken, unter einem Apfelbaum. In einer Voliere hockte ein kleiner, grün schillernder Vogel mit dem hässlichen Kopf eines Geiers. Als sie vorübergingen, begann er lauthals zu schreien. Traurig und zutiefst verzweifelt. Josie zerfloss in Mitleid. Warum war er nur eingesperrt?
    »Weil er ein Augurey ist«, erklärte Wolf, der ihre Frage aufgefangen hatte. »Und Augureys fressen leider mit Vorliebe kleine Elfen.«
    »Du lieber Himmel!« Josie sah erschrocken über die Schulter zurück.
    Dann verließen sie das Bestiarium. Die eingezäunten Gehege und Koppeln machten Gärten und Wiesen Platz, dazwischen saßen, wie Eier im Nest, vereinzelt kleine Häuser.
    Vor einer Festungsanlage mit Wachtürmen, Wehrgang und Schießscharten endete ihr Weg. Hatte Narranda bisher freundlich, heiter und frühlingshaft auf sie gewirkt, fühlte Josie, dass hinter dieser lang gezogenen Mauer Unheil drohte. Der Vogelmann stand mit ausgebreitetem Mantel auf einem Sims, der einen Wehrturm zierte, und wies sie an einzutreten.
    Eine steile, enge Wendeltreppe, die Josie an das Innere einer Spiralmuschel erinnerte, führte schier endlos nach oben. Den langen Rock mühsam hochgerafft, erklomm sie Stufe um Stufe. Auch Wolf quälte sich. Seine alten Knochen wollten ihm nicht recht folgen, hechelnd und stolpernd kam er nur schleppend voran, weshalb Josie immer wieder auf ihn warten musste.
    Endlich erreichten sie die Plattform. Josie versuchte, sich zu orientieren. Zur Stadt hin öffnete sich eine sanfte Hügellandschaft mit Wiesen, Feldern und Wäldern. Dann stutzte sie. Auf jeder Kuppe stand eine Windmühle. Komisch, die waren ihr vorhin gar nicht aufgefallen. Dabei mussten sie riesig sein! Und so viele! Sie dachte an Windkraftwerke. Gewann man hier auch Energie aus Wind? Die Stadt lag in ihren Mauern wie eine träumende Prinzessin, ihre goldenen Dächer funkelten im Licht wie wertvoller Schmuck. Das Schloss schimmerte wie eine Perle, goldgefasst und edel. Alles erschien ihr friedlich und heiter und auf eigenartige Weise wohlbekannt.
    »Seht dort!« Druid Dubhs schwermütige Stimme störte ihre Betrachtungen.
    Josie und Wolf drehten sich um.
    Druid Dubh stand, ihnen den Rücken zugewandt, auf einer Zinne und blickte schweigend in die Ferne. »Seht dort! – Das weiland Gold’ne Land an der schönen Träume Rand im Nebel bald verdirbt. Und alles, was ist hell und licht, in schwarzen Dünsten stirbt.«
    Josie wich bestürzt einen Schritt zurück. War die Welt in Richtung ihres bisherigen Blicks intakt, zeigte die Perspektive, die ihnen Druid Dubh nun wies, ein völlig anderes Bild. Mit einem schmerzlichen Stich traf Josie die Erkenntnis, wie es außerhalb Narrandas Mauern aussah.
    Am Horizont bäumte sich vor bedrohlich dunklem Himmel die pechschwarze Silhouette eines Gebirges auf. Da, wo das Felsmassiv seine dunklen Finger ins Tal bohrte, war alles tot. Unter

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