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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sich sonderbar entwickelt
und sie in eine brenzlige Lage gebracht. Wenn der Wirt und die Gäste erfuhren, dass sie gelogen hatte, würde sich ihr Zorn gegen sie richten. Sie hatte keine Wahl, sie musste weiter mitspielen. Wenigstens bis zum Morgengrauen.
    »Wohin hätte ich gehen sollen, bei dem Wetter?«, sagte sie leichthin und unterstrich die Worte mit einer beiläufigen Geste. »Dieses Wirtshaus ist so gut oder so schlecht wie jedes andere am Hafen. Und es ist ein sicherer Platz für die Nacht.«
    »Im Namen der guten Götter, das ist ein wahres Wort.« Der Fremde nickte, blies sich auf die blau gefrorenen Hände und rieb sie aneinander, um sie ein bisschen warm zu bekommen. Dann wandte er sich wieder an den Wirt. »Ich habe Hunger und Durst. Bring mir, was da ist, aber beeile dich.«
    Der Wirt nickte und verschwand hinter dem Tresen.
    »Wo ist dein Platz?«, erkundigte sich der Fremde wie selbstverständlich bei Finearfin.
    »Dahinten, nahe dem Ofen.« Finearfin deutete in den hinteren Teil der Schankstube. Es war ihr alles andere als recht, den Rest der Nacht in Gesellschaft des Tamoyers zu verbringen, aber die Geister, die sie mit ihrem selbstlosen Handeln herbeigerufen hatte, ließen sich so schnell nicht wieder vertreiben. So begleitete sie den Mann zum Tisch und bestellte sich noch einen Becher Wein, um den Schein zu wahren.
    Der Tamoyer folgte ihr wortlos, löste sein Bündel vom Rücken und legte den Mantel ab. Als er den Hut abnahm, ging ein erstauntes Raunen durch den Raum. Sein Schädel war kahl und von verschlungenen schwarzen Tätowierungen bedeckt, von denen eine über die Stirn bis zum rechten Auge hinunterreichte, was ihm ein barbarisches Aussehen verlieh.
    Die Menschen in der Taverne steckten die Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt miteinander. Niemand wagte es, den Fremden direkt anzusprechen. Doch spätestens als die Gäste an den Nachbartischen ihre Weinkrüge nahmen und sich einen Platz im
vorderen Teil der Schankstube suchten, wurde klar, dass er ihnen nicht geheuer war.
    »Sieht aus, als hätten sie etwas gegen dich... Durin.« Finearfin blieb gelassen. Es war nicht das erste Mal, dass sie einem tamoyischen Kopfgeldjäger begegnete, allerdings hatte sie noch nie zuvor ein Wort mit ihnen gewechselt. Die beiden anderen hatten dazu wenig Gelegenheit gehabt. Im Krieg gegen die Elfen hatten sich diese Männer als Söldner verdingt. Seitdem haftete ihrer Zunft der Ruf von Gier und Unbarmherzigkeit an. Berichte über ihre Gräueltaten hatten nicht nur im Zweistromland die Runde gemacht, sie hatten auch die Bewohner Tamoyens in Angst und Schrecken versetzt. Kopfgeldjäger waren die Speerspitze des Königs gewesen, die er nicht nur gegen die Elfen, sondern auch gegen Feinde in den eigenen Reihen eingesetzt hatte. Auf seinen Befehl hin hatten die Kopfgeldjäger Deserteure, Rebellen und Verräter verfolgt und gerichtet und dabei nicht selten auch großes Leid über Unschuldige gebracht. Sie arbeiteten immer allein. Alles, was für sie zählte, war Gold. Zweimal schon hatte ein Kopfgeldjäger Finearfin erwischt, die als Späherin für den Elfenkönig hinter den Linien der Tamoyer unterwegs gewesen war. Trotz ihres brutalen Auftretens hatten sie einer Kampferfahrung von mehr als zweihundert Wintern nichts entgegenzusetzen gehabt. Finearfin schmunzelte insgeheim. Zumindest diese beiden hatten ihren gerechten Lohn erhalten.
    »Du nicht …?« Durin zog sich einen Stuhl heran. Seine Wortwahl und der fragende Blick ließen keinen Zweifel daran, dass er ihren Namen wissen wollte, aber Finearfin blieb vorsichtig. »Mein Name tut nichts zur Sache«, erwiderte sie knapp.
    »Gut.« Durin hob die Hände und machte eine entschuldigende Geste. »Wir haben schon genug Zeit verloren. Dann sprechen wir eben über die Sache selbst.«
    Finearfin schluckte. Was sollte sie darauf antworten?
    »So. Zwei Becher Wein, Brot und eine heiße Brühe für den
späten Gast.« Die Bedienung kam mit der Bestellung und verschaffte Finearfin eine kurze Bedenkzeit, die sie wohl zu nutzen wusste. Als Durin gezahlt hatte, erwiderte sie in leicht verärgertem Ton: »Ich bin nur der Mittler. Ich kann und darf dir nichts sagen. Meine Aufgabe wäre es gewesen, dich am Nachmittag zu denen zu bringen, die deine Dienste in Anspruch nehmen möchten.« Sie deutete zum Fenster, an deren Läden ein immer heftigerer Wind rüttelte. »Das ist jetzt natürlich nicht mehr möglich. Ich fürchte, du musst dich bis zum Morgengrauen

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