Das Vermächtnis der Feuerelfen
der Seite des Elfenkönigs über das Zweistromland zu herrschen.«
»Aber warum am Riff?« Caiwen war nun völlig verwirrt. »Warum hast du das Schiff dort kentern lassen? Warum hast du sie nicht hier getötet, wenn du sie so sehr verabscheut hast?«
»Weil du leben solltest.« Nimeyes Lächeln vertiefte sich. »Fernab von allen, die dich ihre Lügen lehren konnten, solltest du aufwachsen, bis ich dich zu mir rufe. Deine Mutter sollte dich in Sicherheit wähnen. Ich wusste, nur dann würde sie all ihre Macht und ihr Wissen an dich weitergeben, um das Zweistromland vor den Eisdämonen zu schützen. Nur so erhieltest du von ihr, was nötig ist, um uns in die Heimat zurückkehren zu lassen.«
»Ein schlauer Plan, aber er wird nicht aufgehen«, warf der Elf ein. »Caiwen mag von deinem Blute sein, aber sie ist nicht wie du. Sie hat dich längst durchschaut und wird das Zweistromland niemals der Finsternis anheimfallen lassen.«
»Hat sie das?« Nimeye lachte leise. »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Urplötzlich wurde sie wieder ernst. »Genug der Worte«, sagte sie streng und schleuderte einen zuckenden Blitz aus ihren Fingerspitzen auf den Elfen, der sich stöhnend zusammenkrümmte. »Zu spät«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Es ist zu spät. Du hast verloren, Nimeye. Du weißt es nur noch nicht.«
Wieder ertönte ein Donnern aus der Tiefe. Diesmal war es so stark, dass kleine Steine von der Höhlendecke rieselten und ein Riss durch den Boden der Empore fuhr. Einige der Elfen in der Höhle schrien auf.
»Hörst du es?« Obwohl der Elf große Schmerzen haben musste, gelang ihm ein Lächeln.
»Du elender Bastard, was...?« Nimeyes Worte gingen im nächsten Beben und weiteren Angstschreien unter.
»Du hast mich damals besiegt und gebannt, Nimeye. Noch einmal wird es dir nicht gelingen.« Der Elf atmete schwer, aber er lächelte noch immer auf eine Weise, die Caiwen spüren ließ, dass er mit seinem Leben abgeschlossen hatte.
Auch Nimeye schien den Ernst der Lage zu erkennen. Mit einer Bewegung, die Caiwen nur als orangefarbenen Streifen wahrnahm, entfernte sie sich ein paar Schritte von dem Elfen und hüllte seinen Körper noch in derselben Bewegung in ein Feuerwerk aus violetten Blitzen. »Du kannst mich nicht aufhalten, Schwarzer!«, rief sie wutentbrannt aus. »Du bist schwach. Das spüre ich. Ich werde dich und deine Freunde vernichten, euch wie Läuse zerquetschen. Dann wird es niemanden mehr geben, der meinen Siegeszug durch Tamoyen und das Zweistromland aufhalten kann.«
»Nennst du das Schwäche?« Der Schwarze richtete sich mühsam auf, verschränkte die Arme vor der Brust, schloss die Augen und sprach einige unverständliche Worte. Ein gleißender Lichtstrahl entflammte die Höhle für die Dauer eines Wimpernschlags und blendete Caiwen, die aber hören konnte, wie die Unruhe unter den versammelten Elfen wuchs. Als ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah Caiwen den Schwarzen in einer silbrigen Lichtkugel stehen, von der Nimeyes Blitze wirkungslos abprallten.
»Du verschwendest deine Kräfte, Nimeye«, hörte sie ihn sagen. »Am Ende wird nichts mehr da sein, um...«
»Schweig!« Nimeyes Aura pulsierte in einem so feurigen Rot, wie Caiwen es noch nie gesehen hatte. Sie konnte die Wut ihrer Großmutter spüren, als wäre es ihre eigene. »Ich werde dir zeigen, was wahre Macht bedeutet!«, hörte sie Nimeye rufen und sah, wie diese beide Arme hob und einen gewaltigen Feuerball auf den Schwarzen schleuderte. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, als er auf die Lichtkugel traf und in einem Funkenregen zerbarst. Die Hülle flackerte, aber sie hielt.
»Willst du mich töten oder weiter Spielchen spielen?« Der Schwarze gab ein spöttisches Lachen von sich, das von dem Aufprall der nächsten Feuerkugel verschluckt wurde. Der Knall übertönte ein wütendes Dröhnen aus dem Berginnern, den klaffenden Riss aber, der sich plötzlich durch den Höhlenboden zog, konnten
alle sehen. Caiwen zuckte zusammen und erkannte, dass die ersten Elfen aus der Höhle flohen. Aber noch war es der Kampf der beiden Magier, der die meisten in seinen Bann zog.
Inzwischen hatte Nimeye eine dritte Feuerkugel auf den Schwarzen niedergehen lassen. Caiwen erkannte, dass dessen Schutzschild an Leuchtkraft verlor, und spürte plötzlich, dass sie um sein Leben bangte.
Aus dem Nichts tauchte vor ihrem geistigen Auge das Bild eines nächtlichen Waldes auf. Eine Elfe lag lächelnd im
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