Das Vermächtnis der Feuerelfen
zu.«
»Mehr nicht?« Durin lachte.
»Genügt das nicht?«
»Um mir Angst einzujagen, muss schon etwas mehr zusammenkommen.« Durin schob seinen Hut ein wenig in den Nacken und blickte zu den Riffinseln hinüber, die nun wie ein finsteres Gebirge vor ihnen aus dem Meer auftauchten. Saphrax muss die Küste inzwischen erreicht haben , dachte er bei sich. Nicht mehr lange, dann werde ich wissen, was es mit diesen Geistern wirklich auf sich hat.
»Eine Valkyre?« Heylon runzelte die Stirn. »Das Wort kommt mir bekannt vor. Irgendwo habe ich es schon einmal gehört.«
»Ich hatte gehofft, dass du in deinen Büchern etwas über Valkyren gelesen hast«, erklärte Caiwen. Wie schon am Vortag hatte sie Heylon auch diesmal bei Sonnenaufgang überrascht, als er auf dem Weg zum Südstrand war, um ihn nach der Valkyre zu fragen. Dabei war sie nicht ganz bei der Wahrheit geblieben. Sie hatte behauptet, die Valkyre sei ihr im Traum erschienen, da sie es für besser hielt, wenn er nichts von ihrem nächtlichen Ausflug erfuhr. Schließlich war es nicht wichtig, ob sie die Kreatur leibhaftig oder nur im Schlaf gesehen hatte. »Wenn sie eine Gestalt aus den Legenden wäre, die uns unsere Eltern und Ältesten erzählen«, fuhr Caiwen fort, »müsste ich sie auch kennen. Da ich aber noch nie von ihr gehört habe, dachte ich...«
»Du sagtest, sie nannte sich eine Begleiterin?«, fragte Heylon,
der offensichtlich seinen eigenen Gedanken nachhing und ihr nur mit halbem Ohr zugehört hatte. »Eine, die die Seelen der Menschen ins Totenreich führt?«
»Das hat sie gesagt.« Caiwen nickte.
»Hm...« Heylon runzelte die Stirn.
»Das kann natürlich auch alles nur Unsinn sein«, beeilte sich Caiwen zu sagen, die plötzlich fürchtete, Heylon könne sie für verrückt halten. »Es … es war ja bloß ein Traum...«
»Nein, warte!«, unterbrach Heylon sie. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wo ich etwas darüber gelesen habe. Bleib hier. Ich bin gleich zurück.« Ohne eine weitere Erklärung drückte er Caiwen die Säcke für die brennenden Steine in die Hand, wandte sich um und lief zurück ins Dorf.
Caiwen schaute ihm verwundert nach. Sie war neugierig, machte aber keine Anstalten, ihm zu folgen. Seufzend setzte sie sich auf einen Felsen, ließ den Atem in kleinen weißen Wölkchen zum Himmel aufsteigen und beobachtete, wie die Sonne im Osten über den Horizont kroch, während die Wolken der vergangenen Nacht nach Westen abzogen. Es würde ein schöner Tag werden, vielleicht sogar ein Frühlingstag.
Als die ersten Sonnenstrahlen eine sanfte Wärme auf ihre von Wind und Kälte geröteten Wangen zauberten, schloss Caiwen die Augen und lauschte dem Lärmen der Felstölpel, die über den Klippen aufstiegen, um mit der Jagd nach Fischen zu beginnen.
Felstölpel!
Die pfeifenden Schreie der großen Vögel versetzten ihr jäh einen Stich und erinnerten sie daran, dass sie Heylon ihre Hilfe zugesichert hatte. Beschämt musste sie sich eingestehen, dass sie die drohende Verbannung ihres Freundes auf die Nachbarinsel über den jüngsten Ereignissen total vergessen hatte. »Wir müssen einen Plan machen«, hatte sie zu ihm gesagt, wohl wissend, dass diese Aufgabe wie immer ihr zufallen würde.Aber wie sollte ihr das gelingen, wenn sie ständig an ihre tote Schwester denken musste?
Heylon hat auch etwas anderes als Valkyren im Kopf. Und er hilft mir trotzdem . Entschlossen straffte sie die Schultern, atmete tief durch und verdrängte alle störenden Gedanken aus ihrem Bewusstsein, um endlich darüber nachzudenken, wie sie Heylon helfen konnte …
»Ich glaube, ich hab’s!« Als Heylon wenig später zurückkehrte, sprang Caiwen auf und lief ihm entgegen.
»Was?« Heylon schaute sie verständnislos an. »Heißt das, du bist jetzt doch selbst daraufgekommen, was eine Valkyre ist?«
»Nein.« Caiwen schüttelte den Kopf. »Ich weiß jetzt, wie wir deinem Vater einen erlegten Tölpel bringen, ohne dass wir ihn töten müssen.«
»Und wie?«
»Ganz einfach. Wir gehen jeden Morgen ganz früh zu den Klippen und suchen dort nach einem verendeten Tier. Wenn es noch nicht allzu lange tot ist und wir es geschickt anstellen, wird niemand die wahre Todesursache herausfinden.«
»Willst du ihm etwa nachträglich einen Pfeil in die Brust schießen?«
»Warum nicht?« Caiwen nickte. »Es tut ihm ja nicht mehr weh.«
»Das ist nicht schlecht, aber die Sache hat einen Haken.« Heylon machte ein betrübtes Gesicht. »Mein Vater will dabei sein, wenn
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