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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einem tiefen Seufzer auf das weiche Bett fallen. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lauschte sie dem Geräusch der Wellen, die sanft gegen den Rumpf des Schiffes schlugen, während sie im Geiste noch einmal an sich vorüberziehen ließ, was seit dem Morgen geschehen war.

    Ihre Gedanken wanderten zurück zum Riff, und sie fragte sich, ob Verrina und Lenval wohl nach ihr suchten. Anders als Emeric, dem es vermutlich gleichgültig war, was mit Heylon geschah, würden sich ihre Eltern sicher große Sorgen um sie machen. Besonders Verrina würde sehr traurig sein …
    Caiwen spürte, wie ihre Kehle eng wurde, als sie begriff, was sie den beiden angetan hatte. Auch wenn sie nicht ihre leiblichen Eltern waren, so waren es doch die einzigen, die sie jemals gekannt hatte, und sie liebte sie immer noch. Es ist nicht recht, dass ich ihnen keine Nachricht hinterlassen habe, dachte sie schuldbewusst und versuchte, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass vielleicht jemand das Schiff und die Boote gesehen hatte …
    Síve i cala fire earo morne núriessen, San fire estel. Síve i súle sinte helca súresse, San sinta estel.
    Caiwen stutzte. Da sang doch jemand. Verwoben in das Rauschen der Wellen, schien das Lied, das ihr fremd und vertraut zugleich war, leise durch die Kajüte zu schweben. Sie lauschte und erkannte, dass es dieselben fremdartigen Worte waren, die sie schon in ihren Träumen gehört hatte. Und mehr noch. Neue Worte waren hinzugekommen, in ihrer Melodie ähnlich wie die alten und doch zweifellos von anderer Bedeutung. Sie zogen Caiwen wie magisch in ihren Bann und weckten in ihr Erinnerungen an Dinge, die vor langer Zeit geschehen waren. Tief in ihr regte sich etwas, das auf die Worte anzusprechen schien, aber nicht hervorkommen und sich ihr zu erkennen geben wollte.
    Die melancholische Frauenstimme sang weiter. Voller Sehnsucht und unerfüllter Hoffnung und so traurig, dass Caiwen die Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Gleichzeitig wünschte sie sich, das Lied möge niemals aufhören.
    Am Ende weinte sie sich in den Schlaf.

    »Schscht!«
    Caiwen spürte eine Hand auf ihrem Mund. Sie riss die Augen auf und wollte hochfahren, aber der Druck der Hand hielt sie zurück.
    »Ruhig, Schwester.«
    Caiwen zog die Luft scharf durch die Nase ein. Sie hatte geglaubt, Melrem oder Durin vor sich zu haben, die Stimme aber gehörte eindeutig einer Frau.
    »Ich komme in Frieden. Wenn du mir versprichst, nicht zu schreien, nehme ich die Hand fort«, hörte sie die Unbekannte sagen. »Du musst keine Angst haben.«
    »Hmmm.« Caiwen deutete ein Nicken an.
    Die Hand verschwand. »Verzeih«, sagte die Fremde mit weicher wohlklingender Stimme. »Aber es ging nicht anders.«
    »Wer bist du?« Der erste Schrecken war verflogen, und Caiwen stellte erstaunt fest, dass sie keine Angst hatte.
    »Ich bin Finearfin.« Ein Funken glomm auf und entzündete die Öllampe, die neben der Koje auf einem Tisch stand. Die kleine Flamme warf ein unstetes Licht auf das scharf geschnittene Gesicht einer jungen Frau mit hohen Wangenknochen und langen, auffallend hellblonden Haaren, unter denen zwei spitze Ohren hervorschauten. »Wir sind vom selben Blut.«
    »Du bist eine Elfe?« Caiwen sagte das so laut, dass Finearfin mahnend einen Finger auf die Lippen legte. Für einige endlos scheinende Herzschläge war es totenstill in der Kajüte, dann entspannte sie sich und sagte: »Niemand weiß, dass ich an Bord bin, und das muss auch so bleiben.«
    »Du gehörst nicht zur Mannschaft?«
    »Nein.«
    »Was tust du dann hier?«
    »Ich habe dich gesucht.«
    »Mich?« Warum suchen plötzlich alle nach mir? »Genau das haben Durin, Melrem und der Kapitän auch schon zu mir gesagt.«

    »Nun, das ist nicht verwunderlich, schließlich bist du etwas Besonderes.«
    »Ich bin eine Elfe wie du«, meinte Caiwen. »Wir sind anders als die Menschen, aber nach allem, was ich gehört habe, gibt es noch sehr viele unseres Volkes. Ich wüsste nicht, was daran so besonders sein sollte.«
    »Du hast recht. Unser Volk ist groß, wenn auch nicht annähernd so groß wie das der Menschen.« Finearfin lächelte, setzte sich zu Caiwen auf die Bettkante und ergriff ihre Hand. »Aber du bist nicht einfach nur eine Elfe«, sagte sie sanft. »Du bist Aniye-Nenetihil, Tochter der Hohepriesterin Elethiriel und Patrona des Zweistromlandes.«
    »Aniye-Nenetihil.« Caiwen sprach den Namen so langsam aus, als sei er eine neue Speise, von der sie erst kosten musste. Der Name war ihr

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