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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gehört hatte, war Gold wert. Wenn Caiwen erfuhr, was die Männer im Schilde führten, würde sie sich sicher nicht mehr mit ihnen verbünden. Dann würde es ein Leichtes sein, sie mit ins Zweistromland zu nehmen. Finearfin war zufrieden. Jetzt musste sie nur noch die Dunkelheit abwarten und unbemerkt zur Kajüte des Mädchens kommen.

    Die Nacht breitete ihr samtenes Tuch über den Ozean und drängte das Licht nach Westen, als Caiwen sich vom Kapitän verabschiedete und sich, gefolgt von Melrem, auf den Weg zu ihrer Kajüte machte. Es war ein köstliches Mahl gewesen, mit erlesenen Speisen, von denen sie nie zuvor auch nur etwas gehört hatte. Caiwen hatte so viel gegessen, dass sie glaubte, platzen zu müssen. Die Blicke der Männer, die ihr dabei halb belustigt, halb entsetzt zugesehen hatten, waren ihr nicht entgangen.
    Während der Kapitän und der Erste Offizier sich offensichtlich an ihren schlechten Tischmanieren gestört hatten, schien es Melrem und Durin nicht zu kümmern. Durin selbst hatte sich sogar einen Spaß daraus gemacht, den Kapitän und seinen Untergegebenen mit ungehobelten Ausdrücken und grobschlächtigem Verhalten zu provozieren. Caiwen war die diebische Freude nicht entgangen, mit der er sich den fettigen Mund am Ärmel abgewischt oder nach einem Schluck Wein laut gerülpst hatte.
    Melrem hatte jede ihrer Bewegungen und Äußerungen mit großem Interesse verfolgt, ganz gleich wie unpassend sie waren. Caiwen hatte sich des Gefühls nicht erwehren können, dass er sie auf dieselbe Weise studierte, wie sie es einmal bei einem schlüpfenden Felstölpeljungen getan hatte. Er war es auch gewesen, der ihr die meisten Fragen gestellt hatte.
    Caiwen seufzte. Sie war froh, dass das Essen vorüber war. Immer wieder war das Gespräch auf die Geister gekommen, und viel
zu oft hatte sie eine Lüge erfinden müssen, um ihr Volk nicht zu verraten. Es war, als würde sie am Abgrund einer steilen Klippe entlangbalancieren, immer darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu tun.
    Um keinen Fehler zu machen, hatte sie sich schüchtern gegeben und die Fragen der Männer nur knapp beantwortet. Am Ende war es dann ausgerechnet Durin gewesen, der das Gespräch mit den Worten »Seht ihr nicht, dass sie erschöpft ist?« beendet hatte. Zuvor hatte er ihr immer wieder mit nicht minder erfundenen Erklärungen ausgeholfen, wenn sie nicht weiterwusste.
    Sein Bericht von der Insel griff das auf, was die Mannschaft sich ohnehin schon von Heylon erzählte, und machte aus ihm endgültig einen Geist, den mit Caiwen eine so enge Freundschaft verband, dass er sie auf die Insel zurückholen wollte. Ein Geist, dem durch Mar-Undrums Gnade ein neues Leben geschenkt worden war, damit er Caiwen auf der Reise nach Tamoyen begleiten konnte. »Das ist der Stoff, aus dem Legenden entstehen«, hatte Durin prophezeit und ihr einen vielsagenden Blick zugeworfen.
    Obwohl Caiwen ihn noch immer dafür hasste, dass er Heylon ertrinken lassen wollte, konnte sie nicht umhin, ihm für die Unterstützung dankbar zu sein. Sie vertraute weder ihm noch einem der anderen Männer, aber sie rechnete es ihm hoch an, dass er sein Versprechen hielt und niemanden von den Menschen auf dem Riff erzählte …
    Der Gedanke erinnerte sie daran, wie wichtig es war, dass Durin, Heylon und sie sich in ihren Aussagen nicht widersprachen. Heylon musste wissen, was sie an diesem Abend gesprochen hatten, sonst konnte es schnell Probleme geben. »Ich möchte noch einmal zu Heylon.« Sie blieb abrupt stehen und schaute Melrem an. »Zeigst du mir den Weg?«
    »Es ist schon spät. Ich weiß nicht, ob es gut ist …«
    »Als ich ihn das letzte Mal besucht habe, hat er noch geschlafen.
« Caiwen ließ sich nicht beirren. »Ich muss wissen, wie es ihm geht.«
    Melrem schien von dem Gedanken sind sonderlich begeistert zu sein, aber er widersprach nicht länger und führte sie in den Rumpf des Schiffes, wo dem Schiffsheiler eine kleine Kammer für die Pflege der Verwundeten zur Verfügung stand. Sie befand sich in der Nähe der Mannschaftsunterkünfte und war mit allem ausgestattet, was ein Heiler an Bord eines Schiffes benötigte. Wie schon am Nachmittag fiel Caiwen als Erstes die schlechte Luft auf, die hier unten herrschte - die Ausdünstungen von zu vielen schwitzenden Leibern auf zu engem, schlecht belüftetem Raum, dazu der Rauch von Tabak und die Gerüche aus der Kombüse. Schon als sie die Treppe hinunterstieg, wünschte sie sich wieder an Deck. Wie sollte ein Kranker in

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