Das Vermaechtnis der Hexen
Größe und Form an der Wand. Wie hieß sie überhaupt? Ah, Johanna. Sie kam mit einer kleinen, nach mir aussehenden Puppe zurück.
»Hm ... müsste gleich sein.« Sie nahm ein Band und maß meine Größe ab. »Blau war es, oder?« Ich nickte. Sie ging und zeigte mir dann einen wunderschönen blauen Stoff. Ich nickte ihr zu und sie schwang dann ihren Zauberstab. »Mit oder ohne Kapuze?«
»Mit, bitte.« Sie machte komplizierte Bewegungen. Der Stoff flog hinüber zur Puppe. Schere, Nadel und Faden folgten. Es dauerte gerade mal zehn Minuten, dann war sie mit dem ersten Umhang fertig. Sie zeigte ihn mir, ich legte ihn um und nickte. Sofort begann sie von Neuem. Nach zwanzig Minuten waren auch die anderen fertig. Ich hatte nun drei und Johanna machte mir noch schnell zwei Hüte. Ich sah ihr
erstaunt dabei zu.
»So und jetzt die Festumhänge.« Ich nickte ihr zu und sie ging schnell aus dem Raum und kam mit einem Buch wieder. Sie legte es auf einen kleinen Tisch und winkte mich heran. »Du musst nur deine Hand darauf legen und das Buch öffnet sich und zeigt eine Seite an.« Ich tat wie geheißen.
Das Buch leuchtete kurz unter meiner rechten Hand auf und schlug automatisch eine Seite auf. Ich sah genauer hin. Ein atemberaubendes Kleid in Rosa und Weiß war darauf zu sehen. Johanna notierte sich alles. Dann schlug sie es wieder zu und ich musste wieder meine Hand darüber halten. Drei Mal noch. Das zweite war ein himmelblaues, das dritte ein hellgrünes und das vierte ein Kleid, aus verschiedenen Farben. Violett, pink, weiß, rosa und lila. Sie sahen alle wunderschön aus. Johanna maß noch den Rest von mir.
»Ich werde sie dir dann nach Hause schicken lassen.« Ich nickte ihr zu und ging durch den Vorhang. Jas wartete schon und lächelte mich an. Mann, sieht der gut aus. Genauso wie sie. Sind schon ein süßes Paar. Ich bin ehrlich gesagt schon irgendwie neidisch. Ich musste lächeln. Jas hatte es auch gehört. Wir verabschiedeten uns und gingen hinaus.
Wir kamen an einen komisch aussehenden Laden vorbei. Dort waren Fledermäuse und sonst derartiges Zeug.
»Entschuldige mich bitte kurz. Ich geh nur schnell in den Laden. Du kannst dir alles andere noch ansehen. Ich hole dich dann. Und versuch bitte nicht in Schwierigkeiten zu geraten.« Er lächelte mich an, gab mir einen flüchtigen Kuss und verschwand.
Ich ging gedankenverloren die Straße entlang. Eine Gruppe von Jungen kam mir entgegen. Sie pfiffen und versuchten meine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie waren Vampire. Das erkannte ich zum einen an ihren Gedanken und dann sahen sie alle blass aus und waren auf eine merkwürdige Art schön. Wie alle Vampire. Toll. Ob sie Jas kannten?
»He, Kleine. Darf ich dich auf ein Eis einladen?« Ein Junge, schwarzes Haar, rote Augen, ziemlich wuchtig, dennoch schlank, trat aus der Menge hervor.
»Würde ich ja gerne, aber ich habe leider keinen Hunger. Tut mir leid. Ein andermal gern.« Ich wollte an ihnen vorbeigehen, als er mich am Arm packte und in eine Gasse zog.
So leicht kommst du mir nicht davon.
Ich versuchte mich zu befreien, doch er war stärker. Er drückte mich gegen eine Wand. Meine Sinne spielten verrückt. Er roch nach Blut und Schweiß und noch nach etwas anderem. Ich konnte es nicht definieren. Es war viel zu widerwärtig.
Seine Kumpane zischten ab und ließen uns allein. Immer er. Er hat immer seinen Spaß. Wieso ist er überhaupt der »Boss«? Das ist echt unfair. Die Gedanken verklangen langsam.
Dan, so war sein Name, guckte mir lange in die Augen und knurrte leise. Knurrte vor Hunger und Verlangen. »Na, wie heißt du?«
Das sag ich dir doch nicht. Ich sandte meinen Geist aus. Hilfe! Jas? Jas, bist du da irgendwo? Bitte hilf mir!
»Willst du mir nicht sagen, wie?« Dann muss ich wohl zu anderen Mitteln greifen.
Er hielt meine Arme mit einer Hand fest über meinen Kopf und streckte die andere Hand langsam aus. Unter mein T-Shirt. Fuhr über meinen Körper. Ich zuckte an jeder Stelle, die er berührte, zusammen. Jas, bitte! Hilfe!
Plötzlich wurde er von mir weggerissen. Ich öffnete die Augen. Jas stand knurrend vor Dan.
»Wenn du sie noch einmal anfasst, reiße ich dir deinen Dickschädel ab, Dan.«
Mensch, Jas. Reg dich ab. Sie ist doch bloß ein Mensch. Du hast dich noch nie zuvor aufgeregt, wenn so etwas passiert ist.
»Sie ist nicht irgendjemand. Sie ist meine Freundin. Wehe dir, wenn du oder einer der anderen auf den Gedanken kommt, sie zu berühren.«
Ist ja okay. Botschaft angekommen.
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