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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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auf.“
    „Umso einfacher, desto weniger kann schiefgehen. Immer wieder ein guter Grundsatz“, murmelte Pierre mit einem Anflug von Galgenhumor. Collyn verdrehte die Augen.
    „Seid ihr so weit?“, Rowena und Pierre nickten. „Dann los!“
    Rowena warf einen letzten zaghaften Blick auf den Elfen, der sich jetzt an der Wand abstützte. Dann trat sie zur Tür und hämmerte mit der Faust dagegen.
    „Hilfe!“, schrie sie aus Leibeskräften. „Helft mir!“
    Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen und einer der Wächter stürmte herein. Doch Collyn hatte bereits sein Schwert gezogen. Er schlug den Soldaten nieder, bevor dieser auch nur einen Laut von sich geben konnte. Der zweite Wachmann folgte vorsichtiger, doch auch er hatte nicht mehr Glück als sein Kamerad. Collyn trat über den Körper des bewusstlosen Mannes nach draußen. Rowena, die Pierre stützte, wollte ihm folgen, aber der Elf blieb noch einmal stehen. Mühsam bückte er sich und hob das Schwert auf, das der erste Wächter fallen gelassen hatte.
    „Was soll denn das?“, ängstlich und nervös sah sich Rowena um. Noch war alles still. „Du kannst nicht wirklich vorhaben zu kämpfen. Du kannst ja kaum aus eigener Kraft stehen.“
    „Noch einmal lasse ich mich nicht lebend fangen“, sie sah die grimmige Entschlossenheit in seinem Blick und sagte nichts mehr.
    Dann rannten sie los. Rowena, welche die Fackel trug, lief voran, dicht gefolgt von Pierre, der sich wie ein Blinder an der Wand entlangtastete. Als Letzter kam Collyn mit dem Schwert in der Hand. Immer öfter blickte er über die Schulter zurück. Niemand war zu sehen, aber ihre Schritte hallten laut und gut hörbar in den leeren Gängen wider und sie konnten kaum darauf hoffen, länger unentdeckt zu bleiben. Pierre stolperte mehrmals und wäre beinahe gestürzt. Auch Rowena glaubte, nicht mehr weiterzukönnen, doch die Angst trieb sie vorwärts. Ein winziges Zögern reichte jetzt, um ihre Flucht zu vereiteln.
    „Wir werden verfolgt“, Collyn versuchte nicht einmal mehr, leise zu sprechen, „lauft, so schnell ihr könnt. Ich werde sie aufhalten.“
    Rowena blieb stehen und wollte widersprechen, aber Pierre zerrte sie mit erstaunlicher Kraft weiter.
    Die Treppe schien kein Ende zu nehmen. Einen Augenblick lang glaubte Rowena, Kampfeslärm hinter sich zu hören, aber sie war sich nicht sicher. Und noch immer hasteten sie weiter treppauf. Auf einmal blieb Pierre stehen.
    „Wir nähern uns dem Ausgang. Sie werden versuchen, uns den Weg abzuschneiden. Bleib etwas zurück“, seit seinem ersten Tag in der kalten, feuchten Gefängniszelle hatte er gewartet, seine Kräfte gespart und auf etwas gehofft, das ihm nun unmöglich erschien. Er hatte es geschafft, am Leben zu bleiben an einem Ort, der jeden Menschen vernichten konnte. Jetzt hielt er seinen eigenen Tod für unvermeidlich. Doch er würde nicht dahinsiechen oder sich durch die Folterknechte der Brochonier umbringen lassen. Er würde sterben, wie er gelebt hatte: aufrecht, nicht auf den Knien. Er sammelte all seine physischen und magischen Kräfte, dann riss er sein Schwert hoch und lief los.
    Verstört befolgte Rowena seine Anweisungen. Sie sah Pierre nach, der mit gezogenem Schwert die letzten Stufen hinaufsprang und um eine Ecke bog. Dann wartete sie in der Dunkelheit. Doch lange musste sie sich nicht gedulden.
    Irgendwo vor ihr erklangen die Geräusche eines Kampfes. Das Aufschlagen von Metall gegen Metall, als die Schwerter gegeneinanderprallten, ein Schrei und der Aufprall eines schweren Körpers. Und dann nichts mehr.
    Mit weit aufgerissenen Augen und vor Angst zitternd lief Rowena weiter. Unbehelligt erreichte sie den Ausgang. Dort kniete Pierre schwer atmend am Boden zwischen den reglosen Körpern dreier brochonischer Soldaten. Als er ihre Schritte hörte, kämpfte er sich wieder auf die Füße. Er zog die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht und griff nach ihrer Hand.
    „Noch können wir es schaffen.“
    Entschlossen zog er sie hinter sich her über den Innenhof, der inzwischen von Wächtern wimmelte. Niemand kümmerte sich um sie oder hinderte sie am Weitergehen. Das riesige Tor jedoch war verschlossen. Ein letztes, aber unüberwindliches Hindernis auf ihrem Weg. Doch Rowena hatte nicht mit der Kaltblütigkeit des Elfen gerechnet.
    „Öffnet das Tor!“, rief er in befehlsgewohntem Ton.
    „Unmöglich“, schrie eine der Wachen zurück, „ein Gefangener ist entkommen.“
    „Narr! Sehe ich vielleicht aus wie ein entflohener

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