Das Vermächtnis der Montignacs
grausamen Umstände dieses Todes zu betonen â, »da hielt ich ihn für einen recht anständigen Menschen. Ich bin sehr fürsorglich, wenn es um meine Cousine geht, Sir Quentin.« Er lächelte und hoffte, mit seiner letzten Bemerkung die Geschworenen zurückzugewinnen, denn ihm schien, ihr Wohlwollen ihm gegenüber hatte im Verlauf des Kreuzverhörs nachgelassen.
»Nicht lange vor Mr Davisâ vorzeitigem Tod haben Sie zu dritt diniert, nicht wahr?«
»Das verstehe ich nicht.« Montignac spürte die erste Panik.
»Sie, Ihre Cousine Miss Montignac und ihr Verlobter Mr Davis haben sich vor einigen Monaten zum Dinner getroffen.«
Montignac zuckte mit den Schultern. »Möglich. An ein bestimmtes Dinner kann ich mich nicht erinnern.«
»Nein? Mir dagegen ist bekannt, dass Sie am sechsten Juli dieses Jahres im Claridge diniert haben, am selben Abend, als Sie Mr Bentley kennenlernten. Allerdings sind Sie vorzeitig aufgebrochen, noch vor dem Nachtisch.«
»Kann sein.«
»Gab es dazu einen besonderen Grund?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»So so. Als Mr Davis vor seinem Tod bei Ihnen vorbeikam, wussten Sie da, welches Anliegen er hatte?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erklärte Montignac. »Da müsste man ihn wohl selbst fragen, was leider nicht mehr geht.«
»Noch eine letzte Frage, Mr Montignac, nur zu meinem Verständnis. Sie sagten, der Angeklagte war intelligent, freundlich und eifrig, richtig?«
»Richtig.«
»Und dass Sie am Abend des Mordes für die meisten Getränke bezahlt haben.«
»Ja.«
»Und dass Mr Bentley so betrunken war, dass er es ohne Ihre Hilfe nicht ins Taxi schaffte und die Stufen zu Ihrer Wohnung nicht ohne die Unterstützung des Taxifahrers hätte hinaufsteigen können.«
»Ja«, sagte Montignac zögernd.
»Und dass Sie ihn allein in Ihre Wohnung geschickt haben, in der aus mysteriösen Gründen später der Verlobte Ihrer Cousine auftauchte, den der Angeklagte, trotz seiner Trunkenheit, angeblich ermordete?«
»Einspruch, Euer Ehren«, rief Harkman und sprang auf. »Der Zeuge hat nichts dergleichen gesagt.«
»Richtig, Euer Ehren«, sagte Sir Quentin mit triumphierendem Lächeln, »ich muss mich entschuldigen. Die Fragen dienten nur zu meinem persönlichen Verständnis. Keine weiteren Fragen.«
»Danke, Sir Quentin«, sagte Sharpwell, den es drängte, an den Teller Rindfleisch, Kartoffeln und zweierlei Gemüse in seinem Amtszimmer zu gelangen. »Sie haben auch keine Fragen, nicht wahr, Mr Harkman?«
»Nur noch eine kurze Frage, Euer Ehren.« Harkman erhob sich. »Mr Montignac, Sie haben diesem jungen Mann dort auf der Anklagebank eine berufliche Laufbahn in Aussicht gestellt, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und wenn er das Geschäft gelernt hätte, hätten Sie ihn auch weiterhin gefördert?«
»Ja, in der Tat.«
»Doch nachdem Sie ihm freundlicherweise Ihre Wohnung überlassen hatten, kam es dort zu einem Mord.«
»Richtig.«
»Und Ihre Cousine verlor ihren Verlobten.«
»Auch das ist richtig.«
»Und Sie einen Freund.«
»Ja«, entgegnete Montignac leise.
»Mr Montignac, bereuen Sie den Abend, an dem Sie dem Angeklagten begegnet sind?«
Montignac schürzte die Lippen und schaute zur Anklagebank, wo Gareth elend und verloren wirkte. Er entschied, dass jetzt genug Schaden angerichtet worden war und Gareth nicht zu allem Ãberfluss auch noch glauben sollte, er sei sein Feind.
»Nein, das tue ich nicht, Mr Harkman«, sagte er. »Damals wie heute bin ich der Meinung, dass Mr Bentley viele gute Eigenschaften besitzt. Ich bereue, dass ich ihn an jenem Abend nicht selbst in meine Wohnung gebracht habe. Ich bereue, dass ich nicht früher in meine Wohnung zurückgekehrt bin, um ihn an dem Angriff auf Raymond zu hindern. Aber ihm begegnet zu sein, das bereue ich nicht. Ich glaube, die Ereignisse an jenem Abend waren eine Folge momentanen Wahnsinns und sind nicht seinem wahren Charakter entsprungen. Wenn Sie meine ehrliche Meinung wissen wollen, halte ich das Ganze für eine Tragödie für alle Beteiligten.«
Noch einmal schaute er zu Gareth hinüber, der ihm mit einem kleinen Lächeln zunickte.
»Danke, Mr Montignac«, sagte Harkman mürrisch. Er hatte mit einer für den Angeklagten
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