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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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liegt?«
    Nessalions Worte zeigten eine solche Verbitterung und Geringschätzung gegenüber seinem eigenen Leben, dass er den Anschein erweckte, er hätte sich bereits auf den langen Weg zu Xelos’ Feuer begeben.
    »Aber … aber …«, bemühte sich Rai um eine Antwort, »Warson wird doch auch nicht wieder lebendig, wenn du hier unten stirbst!«
    »Das nicht«, erwiderte Nessalion ohne eine Regung in der Stimme, »aber wenn ich es schon nicht fertig gebracht habe, dich einer angemessenen Bestrafung zuzuführen, weil mein Herz zu weich und mein Wille zu schwach waren, dann müssen das eben diese Xeliten für mich erledigen. Und sollte das auch mein Leben fordern, dann sei es so.«
    Rai biss sich vor Wut auf die Unterlippe und ballte in stiller Verzweiflung die Fäuste. Was sollte er gegen so, viel Starrsinn ausrichten? Er hatte wirklich geglaubt, Nessalion habe eingesehen, wie übertrieben und sinnlos seine Vergeltung war. Aber Warsons Vater schien nicht anders zu denken als vor seinem Zusammenbruch in der Eingangshöhle des Bergwerks. Nessalion hatte lediglich den Plan, persönlich Rache zu üben, verworfen.
    »Warum tötest du mich nicht selbst, gleich hier und jetzt?«, fragte Rai trotzig. »Dann hast du, was du willst.«
    Der Tileter musste lange warten, bis sich Nessalion wieder vernehmen ließ. Seine Stimme klang nun deutlich verändert, fast so, als würde er mit den Tränen ringen: »Weil ich es, aus welchem verfluchten Grund auch immer, nicht kann. Ich bin einfach zu schwach, ich kann nicht einmal den Tod meines Sohnes rächen, ebenso wenig wie ich sein Leben beschützen konnte! Ich habe versagt – vollkommen.«
    Nach dieser Feststellung fehlten sogar Rai für einen Moment die Worte. Ihm wurde klar, dass Nessalion seinen Racheplan nur aufgegeben hatte, weil er nicht in der Lage war, seinem Gefangenen Gewalt anzutun. Und offenbar war Nessalion genau dies bewusst geworden, als ihn vorhin in der Eingangshöhle die Verzweiflung übermannt hatte. Sosehr sich Rai auch Vergebung und vielleicht sogar eine Aussöhnung mit Warsons Vater wünschte, von diesem hasserfüllten Mann, der sich mit Selbstvorwürfen zerfleischte, würde er nichts dergleichen erhalten.
    Aber Rai durfte sich nicht von Nessalions Hass ablenken lassen, wenn er überleben wollte. Er würde einen Ausweg finden und dafür brauchte er nicht die Absolution dieses selbst ernannten Schuldrichters. Fest entschlossen stemmte er sich gegen den Stein, der ihre Zelle verschloss, bis Schweißperlen seine Stirn hinabliefen. Es musste nur eine kleine Lücke entstehen, durch die Rai nach draußen kriechen konnte. Doch der Fels rührte sich nicht.
    Noch einmal mobilisierte er seine ganze Kraft, warf sich mit geballtem Zorn gegen den unnachgiebigen Stein, doch alles blieb vergebens. Als er schließlich keuchend und schwitzend zusammensank, überfiel ihn das erste Mal seit seiner letzten Auseinandersetzung mit Ulag echte Todesangst. Es gab keinen Ausweg! Er konnte noch nicht einmal um sein Leben kämpfen oder laufen – nichts! Er saß hier fest und musste auf sein Ende warten wie ein Huhn auf dem Schlachtblock.
    Plötzlich erblickte Rai einen schwachen Lichtschimmer außerhalb ihres Gefängnisses, der stetig heller wurde. Zunächst keimte in ihm die Hoffnung, dass vielleicht die Xelosanhängerin zurückgekehrt war, weil sie sich doch eines Besseren besonnen hatte, aber bald erkannte er, dass die Helligkeit unmöglich von einer einzigen Kerzenflamme stammen konnte, sondern die Höhle vom Schein mehrerer Fackeln erleuchtet wurde. Dies konnte nur eines bedeuten: Die Xeliten kamen, um ihn wie angekündigt ihrem Gott als Opfer darzubringen. Sein Leben war so gut wie verwirkt. Rai wollte nicht glauben, dass nun alles zu Ende sein sollte. Auf gar keinen Fall wollte er sich in dieses Schicksal fügen! Er hatte zu viel durchgestanden, um hier für die Wahnvorstellungen einiger Fanatiker in den Tod zu gehen.
    Als draußen die Stimmen mehrerer Männer laut wurden, die sich an dem Eingangsstein zu schaffen machten, ging er in die Hocke und presste seine Hände auf den felsigen Untergrund. Er musste wie ein Pfeil losschnellen, sobald die Lücke groß genug war. Schnaufend wälzten die Xeliten den Stein eine Handbreit zur Seite. Rais Muskeln spannten sich. Der Spalt wurde größer und größer … jetzt!
    Wie eine Katze sprang Rai nach vom. Schmerzhaft schrammte er an einem Felsvorsprung entlang und nur mit knapper Not gelang es ihm, zwischen dem Eingangsstein und der

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