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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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mit bunt gestreiften Beinlingen, die lachend Gedichte deklamierten sowie Kaufleute, die von ihren voll beladenen Dienern begleitet wurden und Messgewänder, Stolen, Tücher und andere religiöse Ornate zum Verkauf herbeitrugen. Erst als die ersten Schatten der Säulen des Bogengangs auf seine Stiefel fielen, wurde Ferruccio gewahr, wie viele Stunden vergangen waren. Die eindringliche Stimme Giovannis hatte ihn in die Vergangenheit entführt und vergessene Gefühle heraufbeschworen.
    Und während sich ihm die Geschichte, die erzählt wurde, wie eine Schlinge um seinen Hals legte, schnürten ihm die verratenen Geheimnisse den Hals mit einem Knoten zu, der immer enger wurde. Der kleinere der beiden Mönche, die sie bewacht hatten, brachte zwei Sorbets und servierte sie den beiden Männern respektvoll, nachdem er sie vor ihren Augen mit einer Löffelspitze vorgekostet hatte. Erst als Ferruccio sah, wie Giovanni aus dem Glas trank, nahm auch er einen Schluck und genoss den kurzen Augenblick, in dem die Erfrischung seinen ausgetrockneten Hals erfreute.
    »Sodann seid es nicht Ihr, sondern gar der Sultan selbst, der nach meinen Diensten verlangt.« Ferruccio schüttelte den Kopf. »Mir dreht sich alles, Monsignore, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich verstanden habe, was Ihr wirklich von mir wollt.«
    »Obwohl die Geduld nicht zu meinen größten Tugenden zählt, will ich es dir näher erklären. Und dies in einer Deutlichkeit, dass ein nochmaliges Nichtverstehen einer Weigerung gleichkommt. Bayezid und ich wünschen, den Frieden zwischen der christlichen und der muselmanischen Welt wiederherzustellen. Es stellen sich uns jedoch zwei Hindernisse in den Weg: Hier die Dominanz der Kirche und dort, in der Türkei, die Sekte der Charidschiten, die den Thron Mohammeds unrechtmäßig besetzen will. Sie werden Angst und Schrecken in Italien und ganz Europa verbreiten, indem sie die Pest ins Land bringen. Wie sie das zu tun gedenken, wirst du bald erfahren, aber das ist nicht der entscheidende Punkt. Um die Welt zu ändern, bedarf es nicht nur Waffen, sondern auch Ideen. Du weißt, was ich damit meine. Unser Giovanni Pico hat es versucht – und ist besiegt worden. Ich habe vor, den Schleier, der über seinen Ideen liegt, zu lüften und die Kirche zu erneuern, sobald ich zum Papst gewählt worden bin. So ruiniert, wie sie jetzt ist, findet sogar ein Savonarola fruchtbaren Boden für seine wirren Ideen! Aber er ist nur ein Schmierenkomödiant, der nach seinem Tod in Vergessenheit geraten wird.«
    »Der Graf wollte in der Welt nur das Bewusstsein erwecken, dass …«
    »Sei still, Ferruccio! Hör mir zu. Bald wird sich jemand in Europa erheben, der viel stärker und umsichtiger ist als der Mönch. Er wird rebellieren, und die Menschen werden ihm folgen. Von den Skandalen ihrer Vikare auf Erden erschüttert wird sogar die Natur Gottes in Frage gestellt werden. In Deutschland, in der Schweiz und in Böhmen rebellieren die Gläubigen schon gegen Rom, und das in einem Ausmaß, wie du es dir nicht im Entferntesten vorstellen kannst. Es reicht ihnen nicht mehr aus, auf ihren Scheiterhaufen Hussiten, Lollarden, Mährer oder Heiden zu verbrennen. Die Macht der Inquisition wird auch uns erreichen und über die Vernunft triumphieren. Merke dir meine Worte: Nach den Juden und den Frauen wird die Kirche keinen Widerspruch mehr zulassen und die Aufwiegler gnadenlos eliminieren. Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ein Feind, der mit dem Rücken zur Wand steht, zu den verzweifeltsten und schrecklichsten Taten fähig ist. Denn wer alle Hoffnung verloren hat, dem zählt weder das eigene Leben noch das Leben der anderen.«
    Die blauen Augen Giovannis funkelten wie wertvolle Edelsteine und strahlten in alle Richtungen. Seine eindringliche Stimme hatte einen prophetischen Ton angenommen, und unwillkürlich fasste Ferruccio an sein Schwert. Diese Geste entging dem Kardinal nicht.
    »Gut, ich sehe, dass meine Worte Eindruck auf dich gemacht haben – oder wenigstens sind sie dir nicht gleichgültig. Stelle dir eine reformierte Kirche vor, in der Gerechtigkeit praktiziert wird, in der die Liebe einer Mutter sowohl Ziel als auch Bedingung ist. Denke an einen Sohn, der nicht mehr länger göttlichen, sondern menschlichen Ursprungs ist! Wie kann man so vermessen sein und glauben, dass wir Menschen einem Gott ähnlich seien? Und wie sollte man in seiner Allmachtsfantasie dann nicht auch mit den Taten eines Gottes hadern, wenn einem das Ergebnis nicht

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