Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
inne, reckten die Köpfe in die Höhe und ließen ein klagendes Heulen erklingen. Es dauerte nicht lange, und die Wölfe machten sich in das schmale Tal Richtung Osten auf.
»Merkwürdig. Ich dachte, sie wollten nach Norden?« Rodalio lenkte sein Pferd an Salecs Seite.
»Ja, komisch, aber auf die Nase der Wölfe kann ich mich verlassen. Sieh mal – da ist wieder eine Drachenfährte.«
»Sie werden schon ihre Gründe haben«, murmelte Rodalio. Hauptsache, sie holten sie schnell ein, und er kam bald von diesem Pferd herunter. Wenn sie zurückkämen, würde er sich drei Tage lang nicht aus dem Bett rühren – und wenn er die Tür magisch verschließen musste, um nicht gestört zu werden!
Der Boden wurde immer felsiger, und bald konnte Salec beim besten Willen keine Spuren mehr erkennen, doch die Wölfe drängten weiter. Obwohl er nicht an ihrem Geruchssinn zweifelte, bereitete ihm eine böse Vorahnung Bauchschmerzen.
Vielleicht ahnten sie, dass sie verfolgt wurden, und wollten ihn in einen Hinterhalt locken?
Mit gerunzelter Stirn betrachtete er die hoch aufragenden Felswände und die wie von Riesenhand zerschlagenen Trümmer auf dem Grund. Ideal, um sich dahinter zu verbergen.
»Männer, haltet die Augen offen. Es könnte sein, dass sie uns in eine Falle locken wollen. Irgendwas stimmt hier nicht.«
Die Männer ließen ihre Pferde im Schritt gehen, und die Oger streiften an den Felswänden entlang, damit ihnen niemand in den Rücken fiel. Die Wölfe mussten immer länger suchen, bis sie die Spur wieder aufnehmen konnten. Kreuz und quer liefen sie im Tal hin und her.
»Man könnte meinen, sie seien von einem Fleck zum anderen geflogen«, bemerkte Rodalio kopfschüttelnd, und als sie einen steilen Felsriegel erreichten, fiel bei Salec endlich der Groschen.
»Wie sind sie mit ihren Pferden da bloß weitergekommen?«, wunderte sich der Magier noch immer. Die Wölfe liefen ziellos umher, konnten die Spur jedoch nicht wiederfinden.
»Sie sind hier gar nicht entlanggeritten«, sagte Salec langsam. »Sie haben eine blinde Spur gelegt!« Wütend warf er seinen ausgeblichenen Hut auf den Boden. »Wie ein Anfänger hab ich mich reinlegen lassen!«
»Und wo sind sie hin?«
»Das müssen wir rausfinden. Jedenfalls sind sie irgendwo abgebogen, haben diese Spur gelegt, um uns möglichst weit ins Tal zu locken, und sind dann in ihren eigenen Spuren zurückgeritten. Wahrscheinlich haben sie die Langsameren vorausgeschickt, um Zeit zu gewinnen.«
»Das ist ihnen gelungen«, bemerkte Rodalio trocken, verstummte jedoch, als er Salecs wütenden Blick bemerkte.
Salec ließ sich breitbeinig auf den Boden fallen und stülpte seinen Hut wieder auf den Kopf. »Ruhe jetzt, ich muss nachdenken.« Schweigend bildeten die Männer einen Kreis um ihn, während er die letzten Stunden im Kopf Revue passieren ließ.
Wo konnten sie abgebogen sein? Warum hatten die Wölfe die falsche Spur verfolgt? Ein Bild von kühlem, klarem Wasser tauchte vor seinen Augen auf. Die Wölfe hatten die zweite Spur nicht gefunden, weil es keine zweite Spur gab! Er sprang so plötzlich auf die Beine, dass Rodalio erschrocken zusammenfuhr.
»Wir müssen zurück. Ich weiß jetzt, wie sie entwischt sind. Sie sind durchs Wasser geritten! Aber das können sie nicht ewig tun. Irgendwann verlassen sie den Fluss wieder, und dann finden die Wölfe ihre Spur. Sie werden uns nicht entkommen!«
Er saß auf und trieb sein Pferd an. Die Dämmerung senkte sich schon über das Tal, und die hohen Felswände nahmen eine düstere Färbung an. Es dauerte nicht mehr lange, und sie mussten Lampen anzünden, um den Weg noch zu erkennen.
»Wir reiten zum Fluss zurück. Dort machen wir Nachtlager bis zum Sonnenaufgang.«
Rodalio nickte nur. Selbst das Sprechen war ihm inzwischen zu anstrengend. Er sehnte sich nur noch nach Schlaf, Schlaf und noch mal Schlaf.
*
»Wie geht es dir?«
»Ganz gut. Ich bin nur unglaublich müde.« Lamina schob seinen Arm von ihrer Schulter und erhob sich schwankend. »Wir müssen zusehen, dass wir die Ebene hinter uns lassen, bevor das Unwetter kommt.«
»Du hast Recht. Kannst du denn schon wieder allein reiten?«, fragte er besorgt, als sie zu ihrem Hengst trat, der sie fröhlich wiehernd begrüßte.
»Aber ja, ich bin doch kein Kind!«, wehrte sie ab.
Seradir schwieg. Er sah genau, dass sie erst beim zweiten Versuch in den Sattel kam, und die Sorgenfalte auf seiner Stirn vertiefte sich. Ein Blick auf die sich immer dichter zusammenballenden
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