Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
ziehen nach Ehniport, dort wäre er sicher eine Sensation.«
»Da würdet Ihr Euch aber einen unbequemen Weggefährten aufhalsen. Wisst Ihr, wir sind ein wenig abergläubisch. Der Drache ist unser Glücksbringer, deshalb verkaufen wir ihn nicht. Doch entschuldigt uns jetzt, der Tag verfliegt, und wir müssen weiter. Mögen die Götter Euch einen schönen Tag bescheren.«
Thunin nickte dem Reiter zu und schlug seinem Pferd die Fersen in die Flanken, die anderen folgten seinem Beispiel. Rolana ließ die Zügel schießen, sodass die Pferde anzogen und der Karren weiterrollte. Würden die Männer sie gehen lassen? Sie konnte die Begehrlichkeit in ihrem Rücken spüren. Auch ohne sich umzudrehen wusste sie, dass der Fremde sich noch nicht von der Stelle gerührt hatte und ihnen nachstarrte.
»So ein ekliger Typ«, meinte Ibis, die noch immer neben dem Kutschbock herritt. »Ich könnte mir vorstellen, dass wir heute Nacht Besuch bekommen. Wir sollten auf jeden Fall wachsam sein.«
Rolana nickte. »Ja, ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell in Schwierigkeiten geraten.«
Ibis machte eine wegwerfende Handbewegung. »Kein Grund zur Sorge. Das waren gerade mal zwanzig oder so.«
Gegen ihren Willen musste Rolana lächeln. »Die Zuversicht scheint unsere größte Stärke zu sein.«
»Die Zuversicht, mein Bogen, Thunins Axt, Cays Schwert und Lahryns Zauberkraft«, zählte die Elbe in ernstem Ton auf. »Und vielleicht haben wir ja auch bald die Feuerkraft eines Drachen!« Covalin klopfte mit dem Schwanz auf die Planken. »Das war übrigens nicht gerade eine Meisterleistung«, fügte sie in strengem Ton zu dem Drachen gewandt hinzu. »Wie sollen wir dich denn sicher abliefern, wenn du dich nicht benimmst? Schäm dich!«
Covalin drehte ihr beleidigt den Rücken zu, legte den Kopf auf die Klauen und sah hinten aus dem Wagen, ohne Rolana und die Elbe noch eines Blickes zu würdigen. Ibis lachte schallend, und auch die Priesterin lächelte belustigt.
Cay, der ein Stück vorausgeritten war, kam zum Wagen zurück. »Da drüben im Westen, wo ihr die Hügel sehen könnt, ist es nicht mehr so felsig. Dort könnten wir die Pferde heute Nacht grasen lassen.«
Rolana nickte dem Kämpfer zu. »Keine schlechte Idee. Die Bäume stehen hier so licht, dass ich mit dem Wagen durchkommen kann.«
Sie verließ die Karawanenroute und folgte den Reitern, die ihre Pferde in leichten Trab zurückfallen ließen, um sich dem langsamen Wagen anzupassen.
*
Das Lagerfeuer loderte hoch in die Nacht, und die Freunde beobachteten hungrig, wie sich das zarte Fleisch in der Hitze der Glut von Rosa zu Braun verfärbte. Es gab ein Festessen. Am frühen Abend hatte ein junger Braunbär den Fehler begangen Thunins Weg zu kreuzen, und jetzt brutzelten die frischen Fleischstücke über den Flammen und verbreiteten einen himmlischen Duft. Rolana hatte alle Mühe, den gierigen Drachen zurückzuhalten.
»Ich schlag dir ein paar auf die Nase, dass du dich ewig daran erinnerst!«, drohte ihm Cay. »Ich verzeihe viel, aber nicht, wenn man mir das Abendessen wegfrisst.«
Der drohende Tonfall gefiel dem kleinen Drachen gar nicht. Er umkreiste den Kämpfer ein paar Mal und rammte ihm dann plötzlich den dicken Schädel ins Hinterteil, sodass Cay der Länge nach ins Gras fiel. Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, hatte sich Covalin schon hinter Rolana geflüchtet und lugte vorsichtig zwischen ihren Beinen durch. Die Freunde lachten Tränen. Cay tänzelte auf ihn zu.
»Los, du Feigling, nun musst du dich dem Kampf stellen. Sich hinter einem Weiberrock zu verstecken ist ehrlos!«
Zögernd tappte der Drache auf Cay zu.
»Ich wette ein Goldstück auf Covalin!«, schrie Ibis begeistert. »Was sagst du, Lahryn?«
»Ich halte dagegen.« Der Magier schüttelte Ibis die Hand, um die Wette zu bekräftigen.
»Ich glaube, ich tippe auf Covalin«, überlegte Rolana.
»Du Verräterin! Das ist wieder mal typisch Frau«, schrie Cay empört und griff an.
Der erste Punkt ging eindeutig an den Drachen, der als Beute ein Stück von Cays Ärmel davontrug und dem jungen Kämpfer einen Schlag mit der Schwanzspitze versetzte. Ibis und Rolana klatschten ihrem Favoriten Beifall.
»Los Thunin, du musst auch noch wetten«, rief Ibis überschwänglich.
»Dann setz ich doch mal auf den Außenseiter Cay«, spottete der Zwerg.
Der zweite Punkt ging an Cay. Er duckte sich unter dem peitschenden Schwanz hindurch und kniff den Drachen, als dieser wieder ein Stück Stoff erbeuten
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