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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ersten zwei Stunden ein scharfes Auge auf alles haben, was um uns herumkreucht.« Ibis zog das Schwert und nahm ihren Rundgang auf, um den Schlaf der Gefährten zu bewachen. Bis zum Morgen hielten sie sorgsam Wache. Thunin, Cay und Ibis wechselten sich ab, umrundeten das Lager und beobachteten die flüsternden Schatten der Nacht.
    *
    »Weg, einfach alles weg!« Der Magier warf fassungslos die Arme in die Luft. Saranga konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so außer sich gesehen zu haben, doch auch ihr krampfte die Wut den Magen zusammen. Das Versteck im alten Tempel war leer – fünf Jahre Arbeit waren umsonst gewesen.
    Die Kämpferin schlug ihr Schwert auf den schmutzigen Boden. »So ein verdammter Mist! All das Gold, die Edelsteine und Waffen – futsch!«
    »Die Bücher, die Bücher«, stöhnte Vertos. »Gold kann man überall herbekommen, doch diese Bücher sind unersetzlich.« Seine Augen blitzten wütend auf. »Aber das wird mir dieser kleine Wichtigtuer bezahlen. Ich breche ihm jeden Knochen einzeln, bis ich die Bücher zurückhabe.«
    Saranga musste wider Willen lächeln. »Dass ich dich mal so blutrünstig erlebe! Doch du hast Recht, er wird bezahlen müssen, und wir werden uns unser Eigentum zurückholen!«
    »Gehen wir. Besser, wir machen unsere Pläne an einem Ort, der nicht so viele Ohren hat.«
    Saranga nickte, faltete den Passierschein sorgfältig zusammen und schob ihn in einen Lederbeutel, den sie unterm Hemd trug. »Ja, es wird Zeit, dass wir uns einen neuen Unterschlupf suchen.«
    Schweigend gingen sie im Schein ihrer Lampe durch die einsamen Gänge der Katakomben. Hier im Nordteil, in der Nähe des alten Tempels, kannten sie sich aus, und es bestand keine Gefahr, dass sie sich verirren könnten. Immer wieder spürten sie verborgene Blicke auf sich ruhen, die jede ihrer Bewegungen beobachteten, um sie Querno sofort mitzuteilen.
    *
    »Wir müssen logisch vorgehen.« Saranga kaute am Daumen und ging unruhig im Zimmer auf und ab.
    Sie waren in das Palais des Herzogs zurückgekehrt, und nachdem einige Vorkehrungen gegen weitere ungebetene Gäste getroffen waren, hatten sie sich in Vertos’ Gemach zurückgezogen.
    Der Magier fixierte einen Vogel, der auf einem ausladenden Ast der Eiche vor seinem Fenster herumhüpfte. »Er ist zu gut abgeschirmt. Zu zweit kommen wir nicht an ihn ran – nicht, wenn wir uns danach wieder in Sicherheit bringen wollen.«
    »Vielleicht brauchen wir ihn gar nicht. Überleg doch mal! Hat er die Bücher wirklich verkauft oder will er uns nur hinters Licht führen? Die Bücher nützen ihm und seinen Männern gar nichts. Die sind nur an Gold und anderen Schätzen interessiert. Wer also würde für die Bücher eine große Summe hinlegen?«
    »Jeder Magier würde sein gesamtes Vermögen für diesen Schatz geben!« Vertos machte eine ungeduldige Handbewegung. »Das bringt uns nicht weiter.«
    »Doch, warte ab. Jeder Magier, sagst du? Gut! Wer noch? Was ist mit der Magiergilde? Mit der Akademie?«
    »Genau, die Akademie!«
    »Langsam – wer hat am meisten Geld und würde mit Querno Geschäfte machen?«
    »Nicht die Akademie. Auch die Gilde hat nie sonderlich viel Geld besessen.«
    »Also doch ein Magier. Versetz dich doch mal in Quernos Lage. Wem würdest du die Bücher anbieten?«
    »Hm, er müsste erfahren genug sein, um mit der komplizierten Magie zurechtzukommen und ihren Wert zu erkennen. Und er müsste reich sein.« Vertos legte den Zeigefinger an die Lippen und überlegte. »Giedanow, der erste Magier der Stadt! Der ist reich und hat Erfahrung.«
    »Du meinst den Vorsitzenden der Gilde?« Saranga wiegte den Kopf. »Nein, er passt nicht ins Bild. Ich stelle mir eher jemanden vor, der zwar reich und mächtig ist, aber im Schatten von Giedanow steht; jemanden, der Macht geschmeckt hat und noch mehr davon will; jemanden, dessen sehnlichster Wunsch es ist Giedanow abzulösen; jemanden, der der Gilde vielleicht grollt.«
    »Yleeres! Wan Yleeres, er ist es!«
    »Den kenn ich nicht. Erzähl mir von ihm.«
    »Vor vielen Jahren war er Giedanows Schüler, ein begabter junger Mann. Er war mit großem Eifer bei der Sache und erregte überall Bewunderung, so schnelle Fortschritte machte er. Als er dreißig war, trat er beim alljährlichen Wettkampf der Magier an. Er war der jüngste Teilnehmer – und gewann. Es ist üblich, dass der Gewinner vom Rat zum Vorsitzenden der Gilde gewählt wird, doch selbst sein Lehrer Giedanow sprach sich dagegen aus. Sie befanden Yleeres als zu jung.

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