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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Nüsse, die der kleinere eilig aufsammelte. Saranga grinste.
    Die Schatten wurden immer länger und verblassten dann. Die Dämmerung zog herauf und löschte die bunten Farben, eine nach der anderen, um sie durch helles oder dunkles Grau zu ersetzen. Saranga wandte sich gerade vom Fenster ab, um eine Lampe zu entzünden, als Vertos das Buch zuschlug.
    »Ich bin so weit, wir können gehen. Du solltest einen leeren Rucksack für die vielen Edelsteine mitnehmen, die wir bald wieder unser Eigen nennen können. Den Plan erkläre ich dir unterwegs.«
    Im Schutz der Menge, die am frühen Abend durch die Hauptstraßen strömte, ließen sich Saranga und Vertos in den Nordteil der Stadt trEiben. Immer wieder vergewisserten sie sich, nicht verfolgt zu werden, mussten sich aber eingestehen, im Nachteil zu sein. Quernos Männer kannten jeden Winkel von Ehniport, und immer wieder hatten sie das ungute Gefühl, dass ihnen ein Paar Augen mit mehr als nur beiläufigem Interesse folgte.
    »Wir gehen ins Badehaus am Mondtempel, dort sind wir am ehesten ungestört«, raunte Vertos und bog in die nächste Seitenstraße ab.
    Zu dieser Stunde war das Badehaus fast leer, denn die Anhänger des Mondgottes hatten sich bereits im Tempel versammelt. Der Wächter an der Eingangstür lag zurückgelehnt in seinem Sessel und schnarchte mit offenem Mund. Aus der Grotte »Zur Reinigung der Seele« erklang im dichten Dampf das Pfeifen eines Baddieners, der die Räume sauber hielt. Zwei verspätete Gläubige standen vor dem runden Brunnen in der Haupthalle und führten die vorgeschriebenen Waschungen durch.
    Saranga und Vertos eilten um die Ecke in einen kühlen Raum mit zahlreichen Nischen und niedrigen Holzbänken, in dem sich die Besucher entkleiden konnten. Mit großen Schritten lief Saranga an den Nischen entlang.
    »In Ordnung – niemand da.«
    »Dann komm, wir wollen keine Zeit mehr verlieren.« Vertos nahm sie an der Hand und zog sie in eine der Nischen. Er murmelte die zuvor noch einmal geübten Worte und warf ein paar winzige Glasflitter in die Luft. Ein kalter Windhauch umwirbelte sie und zerrte an ihren Kleidern, doch so plötzlich, wie er gekommen war, legte er sich nach ein paar Augenblicken wieder. Saranga spürte ein Kribbeln auf der Haut, als ob tausende von Ameisen über sie hinwegkrabbelten, und als sie an sich hinunterblickte, sah sie ihre Konturen immer unschärfer werden und die Farben verblassen, bis sie schließlich ganz verschwunden waren und die Kämpferin nur noch die blassblauen Steinfliesen unter sich sah.
    »Komm, gib mir die Hand, damit wir uns nicht verlieren.« Vertos’ Stimme klang fremd und ein wenig blechern, als käme sie von weit her. »Und denk daran: Du bist unsichtbar, aber nicht unhörbar. Ein lauter Schritt kann uns verraten. Wir haben zwölf Stunden Zeit, um das Versteck zu finden.«
    Leise verließen sie das Badehaus und suchten sich ihren Weg zwischen den immer weniger werdenden Menschen zum Nordtor. Von dort führte Vertos die Kämpferin zielstrebig zum Friedhof. In der Nähe des Eingangs zu den Katakomben, der in einer unauffälligen Gruft unter einer Eibe lag, ließ er sich auf einen umgestürzten Grabstein sinken. Saranga setzte sich so dicht neben ihn, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Einige Minuten waren nur die Geräusche der Nacht zu hören, als Saranga ihm sacht in die Rippen stieß.
    »Da kommt jemand, hörst du?«, wisperte sie dorthin, wo sie sein Ohr vermutete. Sein Nicken konnte sie nicht sehen, doch sie blieb still, als sich eine schmächtige Gestalt näherte.
    »Hallo, ist hier jemand?« Die helle Stimme eines Jungen, der das Mannesalter noch nicht erreicht hatte, vertrieb das leise Rascheln und Knistern. »Ich bin nur ein Bote und habe den Auftrag diese Schachtel abzugeben. Bitte meldet euch, ich bringe eine Nachricht von Astorin, dem Magier, für Querno.« Seine panische Angst war ihm anzuhören.
    Ein leises Scharren erregte Sarangas Aufmerksamkeit. Der Junge musste es auch gehört haben, denn er fuhr herum und stieß einen spitzen Schrei aus. Gebannt starrte er in die Dunkelheit, doch nichts geschah. Die Spannung wurde immer unerträglicher. Fast wäre Saranga die Bewegung auf der anderen Seite entgangen. Völlig lautlos öffnete sich die Tür zur Gruft, und zwei Männer traten heraus.
    Ganz schön schlau, dieses Ablenkungsmanöver, dachte Saranga. So bleibt der richtige Eingang weiter geheim.
    Erst als die Männer die Steinplatte wieder geschlossen und sich einige Schritte

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