Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
wir aufbrechen, müssen wir allerdings noch die Wasserschläuche füllen. Wer weiß, wie lange wir dem Bach folgen können. Verflixt, warum musste das Fass kaputtgehen! Bei dem Gedanken an die Wüste wird mir ganz mulmig.«
»Wir werden mit dem Wagen vermutlich sowieso nicht über die Bergkette kommen«, warf Lahryn ein.
»Dann können wir das Ding auch gleich hier lassen«, ergänzte Thunin.
»Du willst dich ja nur vor dem Kutschieren drücken!«, lächelte Ibis verschmitzt.
»Na, ich weiß nicht, was schlimmer ist – sich auf dem Polterwagen durchschütteln zu lassen oder auf diesem störrischen Biest zu reiten, unter dessen Vorfahren bestimmt ein paar Esel waren!«
»Ich bin auch dafür, den Wagen stehen zu lassen. Ohne ihn sind wir viel beweglicher und wahrscheinlich auch schneller.« Fragend sah sich der Magier in der Runde um, und so war die Sache entschieden. Die Freunde spannten die Tiere aus und befestigten den Proviant und die Decken auf dem Rücken der Kutschpferde, die ihnen für den Rest der Reise als Packpferde dienen sollten.
Ich fliege voraus und erkunde den Weg, dann kann euch nichts passieren. Und wenn ich ein böses Monster sehe, zerfetze ich es mit den Zähnen und fresse es auf.
Vorausfliegen ist genehmigt, auffressen nicht. Am besten, du kommst zurück und berichtest uns, wenn du etwas Ungewöhnliches siehst. Und flieg nicht so weit weg, hörst du!
Die Gefährten folgten dem Bach, der bald nur noch ein Rinnsal war. Der Drache flog immer ein Stück voraus und kam dann wieder zurück, um über den Zustand des Weges zu berichten. Er kam sich unheimlich wichtig vor und freute sich über seine Aufgabe. Ab und zu, wenn er erschöpft war, trabte er ein Stück neben Rolanas Pferd her.
»Covalin, es dämmert schon. Such uns doch mal einen schönen Lagerplatz. Am besten einen mit Gras für die Pferde«, rief ihm der Zwerg zu.
Der Drache flatterte das Tal hinauf, bis es sich zu einem kleinen Kessel weitete. Hier war der Boden weich, und es gab genug Gras. Misstrauisch schnüffelte er an dem satten Grün. Ob man das wirklich essen konnte? Covalin zupfte ein Büschel heraus und kaute zaghaft darauf herum. Pfui! Er rümpfte die Nase und spuckte die Reste in den Bach. Wie konnte man so was nur fressen? Pferde waren schon dumme Tiere!
Gelangweilt sah er sich um. Von Westen her mündete eine schmale Schlucht in den Kessel, deren Felswände steil in den Abendhimmel ragten.
Was waren das für Vögel? Covalin legte den Kopf schief. Vielleicht konnte man die ja fressen? Er beschloss, Rolana zu fragen, reckte den Hals in die Luft, entfaltete seine Schwingen und rannte flügelschlagend los.
*
»Wenn er nicht aus seinem Versteck gelaufen wäre, dann wären wir jetzt noch in Freiheit. Und wenn er nicht gestolpert wäre, könnte er noch am Leben sein.« Klagend schallte die Stimme durch die Dunkelheit.
»Wenn! Ja, wenn ich nicht mit Händen und Füßen an diese Wand gekettet wäre, würde ich rüberkommen und dich eigenhändig knebeln! Zerras, hör endlich mit dem Gejammer auf. Glaub ja nicht, dass es für mich leicht ist, doch ich habe mein Möglichstes getan. Ich konnte dem jungen Narren nicht mehr helfen.«
»Ich habe Hunger und Durst, und mein Rücken tut so weh. Ich halte das nicht länger aus. Wulfer, hilf mir, tu doch was!«
»Zerras, ich bitte dich! Ich kann nichts für dich tun. Auch ich hab nichts zu essen oder zu trinken bekommen, und auch mir haben sie den Rücken ausgepeitscht. Versuch zu schlafen, oder lass mich wenigstens mal eine Stunde in Ruhe.«
Wulfer bemühte sich um einen geduldigen Ton, was ihm jedoch gänzlich misslang. Er war am Ende seiner körperlichen und seelischen Kräfte angelangt und machte sich immer noch schwere Vorwürfe wegen Yannos’ Tod. Hätte er ihn nicht doch verhindern können? Immer wieder spielte er in Gedanken die letzten Minuten durch, ehe die Keule des Zyklopen seinem Leben ein Ende gesetzt hatte, aber er fand keine Möglichkeit, wie er ihm hätte helfen können. Sein Opfer war vergebens gewesen. Erschöpft schloss der Zwerg die Augen. Die unbequeme Haltung, in die ihn seine Fesseln zwangen, verhinderte, dass sich sein Körper entspannen konnte. Die Schmerzen schwollen zu einem unerträglichen Rauschen an, hinter dem er nur noch undeutlich Zerras’ plärrende Stimme hörte. Ein buntes Farbenspiel vor seinen Augen fesselte seine Sinne, das Rauschen nahm immer mehr zu, und er hatte das Gefühl, sein Körper würde vom Boden abheben und schweben. Die Fesseln
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