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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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waren kein Hindernis mehr. Ohne einen Laut von sich zu geben, schloss er die Augen, und sein Kopf fiel zur Seite.
    »Wulfer, warum sagst du denn nichts mehr? Ich finde das gemein, schließlich hast du mich in diese ganze Sache reingezerrt. He, Wulfer!« Zerras’ Stimme überschlug sich, und ein ängstliches Schluchzen entrang sich seiner Kehle. »Wulfer, du kannst mich doch in diesem Loch nicht allein lassen.«
    *
    Das Knarzen des Riegels und das hässliche Quietschen der Scharniere ließen Zerras aus seinen unruhigen Alpträumen hochfahren. Ängstlich blinzelte er in das erste Licht, das er seit zwei Tagen zu sehen bekam. Ein Vorarbeiter betrat mit einer Fackel in der Hand das niedrige, muffige Gefängnis, in dem die beiden Zwerge seit ihrer gescheiterten Flucht schmachteten. Nachdem Durim sie zum Bergwerk zurückgeschleppt hatte, waren sie erst einmal ausgepeitscht worden. Danach hatte Durim sie in diesem Kerker an die Wand gekettet und sich zwei Tage und Nächte nicht weiter um die beiden gekümmert.
    Respektvoll trat der Vorarbeiter zur Seite und ließ den Magier eintreten. Rodalio sah sich um und rümpfte die Nase.
    »Ich glaube, man sollte diese Strafaktion nicht übertrEiben.« Sein Blick fiel auf Wulfers zusammengesunkene Gestalt, und er trat rasch zu ihm. »Das war wohl zu viel für ihn.«
    Der Magier griff nach dem schlaff herabhängenden, abgemagerten Arm. Die Haut fühlte sich rau und kalt an, doch ihm war, als könne er ein schwaches Pulsieren spüren. Er sah sich nach dem Vorarbeiter um, der mit der Fackel in der Hand an der Tür stehen geblieben war.
    »Hast du einen Schlüssel für die Eisenringe?« Der Mann nickte. »Gut, dann mach mir den Zwerg los und lass ihn in mein Labor tragen. Den anderen kannst du wieder hinunterbringen.« Rodalio warf noch einen Blick auf Zerras, der ängstlich zu ihm aufsah, und verließ dann eilig den stinkenden Kerkerraum.
    Kurz darauf schleifte ein Oger den bewusstlosen Wulfer zum Labor des Magiers und ließ ihn dort unsanft auf einen Tisch fallen. Der Zwerg rührte sich nicht, zu tief war seine Ohnmacht, die ihn am Rande des Todes schweben ließ. Rodalio betrachtete ihn aufmerksam: die eingefallenen Wangen, das stumpfe Haar, das ihm in Büscheln ausging, den Grauschimmer auf der mageren Haut, unter der sich jeder Knochen abzeichnete.
    »Ob sich das noch lohnt?«, seufzte er. »Langsam gehen uns die Arbeiter aus. Immer wieder Verluste durch einstürzende Stollen und dazu noch Krankheiten, Verletzungen und Durims Strafaktionen. Wir müssen unbedingt Nachschub besorgen.«
    Der Magier schlenderte zu dem hohen Regal an der Wand und strich mit dem Zeigefinger an einer Reihe bauchiger Glasfläschchen entlang. Schließlich entschied er sich für eine dunkelrote Flüssigkeit. Er entkorkte das Flakon, roch daran und nickte. Rodalio zwang den Bewusstlosen, den Mund zu öffnen, und ließ einige Tropfen hineinrinnen. Dann kam das verletzte Bein dran, das in unnatürlichem Winkel vom Körper abstand. Der Magier wartete einige Minuten, dann drehte er den Zwerg um. Mit spitzen Fingern riss er die modrigen Stofffetzen von dem mit eitrigen Wunden übersäten Rücken. Der Ekel stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Da hat Durim aber wieder ganze Arbeit geleistet. Der andere sieht nicht mal halb so schlimm aus.«
    Die roten Tropfen zischten leise, als sie in die aufgerissenen Furchen fielen, und breiteten sich als dünner Film über die ganze Wundfläche aus. Mit unbeweglicher Miene beobachtete der Magier die Wirkung der Flüssigkeit, die den Heilungsprozess mit unglaublicher Geschwindigkeit vorantrieb. Einige Augenblicke später begann sich der Zwerg zu bewegen, dann schlug er die Augen auf.

Unsichtbare Diebe
    Willst du mir nicht sagen, was du vorhast?«
    »Stör mich jetzt nicht. Wenn der Zauber versagt, können wir uns gleich ein nettes Grab aussuchen.« Vertos beugte sich wieder über das dicke Buch und fuhr mit seinem ringgeschmückten Finger die seltsamen Schriftzeichen entlang.
    Saranga trat ans Fenster und sah in den gepflegten Garten hinunter. Sie beobachtete den Gärtner, der frische Rosen schnitt. Als er wieder im Haus verschwunden war, krochen zwei Jungen mit zerrissener Hose und schmutzigen Händen und Füßen durch ein Loch in der Hecke. Sie konnten nicht älter als acht oder neun Jahre sein. Vorsichtig sahen sie sich um und huschten dann zum alten Nussbaum hinüber. Der größere erklomm den untersten Ast und war rasch in den dichten Zweigen verschwunden. Bald hagelte es

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