Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Branntwein unters Bier, und wenn sie betrunken sind, klauen wir die Waffen.«
Xera schnitt Fleisch in kleine Stücke. »Zyklopen und Oger vertragen keinen starken Alkohol«, sagte sie leise. »Also halt dich an sie. Die werden schneller betrunken.«
Ein appetitlicher Duft zog durch den Raum und erinnerte sie daran, dass sie seit der dünnen Suppe am Morgen noch nichts gegessen hatte. Ab und zu schaffte sie es, von den üppigen Mahlzeiten ihrer Bewacher etwas abzuzweigen, doch die Kontrollen waren streng und die Strafen hart. Mit leerem Magen das deftige Fleisch zubereiten zu müssen, fand die Zwergenfrau besonders schlimm.
»Aber denk daran«, zischte Xera, »nimm nur zwei oder drei Waffen! Es darf nicht auffallen, wo sie verschwunden sind!«
»Bier, verdammt, bring endlich mehr Bier!«
Das Gegröle aus dem Nebenraum wurde immer lauter. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, schob Lutro den Kessel von der Feuerstelle und nahm zwei große Krüge vom Bord. Er zapfte Bier aus dem mannshohen Fass in der Ecke und kippte blitzschnell ein Glas Branntwein dazu.
Der Lärm schwoll an, als er die Tür aufstieß und die Krüge in den Saal trug. Vier Männer, zwei Zyklopen und drei Oger saßen um den rohen Tisch, stopften sich voll, tranken und lärmten. Ein Zwerg versuchte, den Boden sauber zu machen, musste aber immer wieder Knochen und anderem Abfall ausweichen, den die ungehobelten Kerle einfach hinter sich warfen.
Lutro knallte die Krüge auf den Tisch und verschwand schnell wieder in der Küche. Lieber Küchendienst als dem üblen Gesindel hinterherräumen zu müssen, dachte er. Die Stimmung der Zecher wurde immer besser. Zwei von ihnen stimmten ein Lied an und grölten es laut und falsch. Lutro schenkte noch zweimal nach, dann war der Augenblick gekommen. Im Vorbeigehen zog er einem der Sänger den Dolch aus dem Gürtel und ließ ihn in den leeren Krug gleiten, eine zweite Klinge folgte. Gierig starrte der Zwerg auf das Schwert, das nahe der Küchentür an der Wand lehnte und viel schwerer zu entwenden sein würde. Lutro eilte zu Xera zurück, die schon ungeduldig das lose Brett anhob, unter dem die Klingen sogleich verschwanden.
»Das Schwert an der Wand – sollen wir es wagen?«
Xera wiegte den Kopf. »Wir hätten schon einige Männer, die damit umzugehen wüssten. Aber das ist riskant!«
Da öffnete sich die Tür, und Durwien schleifte einen Sack Getreide herein. Er grinste übers ganze Gesicht, als er die Schnur entknotete. Mit einer Verbeugung zog er ein silbrig glänzendes Schwert zwischen den Körnern hervor.
»Das stand so im Weg herum, und da dachte ich, die brauchen es sicher nicht mehr.«
Xera umarmte ihn kurz. »Wunderbar! Her damit!« Sie hob das Brett, und eine weitere Waffe verschwand in ihrem Versteck.
Draußen klappte eine Tür, und der Lärm verstummte schlagartig. Die Zwerge warfen sich beunruhigte Blicke zu. War ihr Diebstahl entdeckt worden? Suchten sie jetzt nach den verschwundenen Waffen? Sie hielten den Atem an und lauschten. Da vernahmen sie Rodalios wütende Stimme.
»Ihr verdammten Schwachköpfe und Säufer! Hat Durim euch dieses Gelage erlaubt? Das sähe ihm wieder mal ähnlich. Wie? Ich hör nichts! Ach, ich soll ihm das nicht erzählen? Kaum ist er außer Sichtweite, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Ich warne euch, so etwas werde ich nicht duldden. Raus, alle miteinander! Steckt eure Köpfe ins kalte Wasser, bevor ihr mir wieder unter die Augen kommt.«
Der Magier riss die Tür auf und stürmte in die Küche, in der die drei Zwerge sich mit Feuereifer ihren Aufgaben widmeten.
»Ihr solltet diesen dummen Kerlen nicht so viel Bier geben, dass sie sturzbetrunken sind!«
»Verzeiht, großer Magier«, Lutros Stimme klang demütig, »aber es steht nicht in unserer Macht, es den Männern zu untersagen. Sie wären sehr ungehalten, wenn wir es wagen würden, ihren Wünschen nicht zu entsprechen!«
Der Magier sah ihn einige Augenblicke an, dann brummte er: »Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich werde mich wohl schon wieder mit Durim anlegen müssen.«
Er ging hinaus, und die Zwerge atmeten erleichtert auf. Sie mussten sich beeilen. Wenn erst einmal der Verdacht aufkam, dass sie etwas im Schilde führten, war ihre Sache dem Untergang geweiht. Sie wollten sich lieber nicht vorstellen, was dann mit ihnen geschehen würde.
*
»Was suchst du in meiner Höhle?« Der Riese schüttelte den kopfunter hängenden Thunin so heftig, dass ihm die Zähne klapperten und der Inhalt seiner
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